Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.147. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Febr. 1821]Guten Morgen, mein Alter! Ich bringe durchaus mein Blättchen an 148. An Richard Groote in Frankfurt a. M. Baireut d. 23ten Febr. 1821Höchstgeschätzter Herr Groote! Leicht hätte Ihr letzter Graves-Wein mein Grabes-Wein werden Ich bitte Sie daher, mir, sobald der Main schiffbar wird -- was Übrigens ersuch' ich Sie, in der Antwort an mich -- die ich Sie 147. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Febr. 1821]Guten Morgen, mein Alter! Ich bringe durchaus mein Blättchen an 148. An Richard Groote in Frankfurt a. M. Baireut d. 23ten Febr. 1821Höchſtgeſchätzter Herr Groote! Leicht hätte Ihr letzter Graves-Wein mein Grabes-Wein werden Ich bitte Sie daher, mir, ſobald der Main ſchiffbar wird — was Übrigens erſuch’ ich Sie, in der Antwort an mich — die ich Sie <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0104" n="98"/> <div type="letter" n="1"> <head>147. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 23. Febr. 1821]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, mein Alter! Ich bringe durchaus mein Blättchen an<lb/><hi rendition="#aq">Kornfeld</hi> dieſen Vormittag nicht fertig. Schreiben wir doch lieber<lb/> 1 Poſttag ſpäter! Auch möcht ich vorher mit Ihnen darüber ſprechen.<lb n="5"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>148. An <hi rendition="#g">Richard Groote in Frankfurt</hi> a. M.</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 23<hi rendition="#sup">ten</hi> Febr.</hi> 1821</hi> </dateline><lb/> <salute> <hi rendition="#et">Höchſtgeſchätzter Herr Groote!</hi> </salute><lb/> <p>Leicht hätte Ihr letzter <hi rendition="#aq">Graves-</hi>Wein mein Grabes-Wein werden<lb/> können, wenn ich mir mehr als 20 <hi rendition="#aq">Bouteillen</hi> davon eingenöthigt hätte;<lb n="10"/> ſo ſchlimm wirkte er auf meine Lunge und auf den Herzſchlag. Im Winter<lb/> vertrag’ ich nur den reinſten Wein; jener aber war bei der Unterſuchung<lb/> zwar nicht mit Schwefel, oder Metall verſetzt, jedoch hatt’ er — wie oft<lb/> Trinker ſelber — ſich durch Weingeiſt oder Arrak majorenn und geiſt-<lb/> reich machen wollen. Es iſt freilich zum Theil Strafe meiner Schuld.<lb n="15"/> Denn bisher hatt’ ich mir immer von Ihnen <hi rendition="#aq">Haut-Sauterne</hi> erbeten,<lb/> und jedes mal den trefflichſten Wein erhalten. Ich mußte das Oxhoft<lb/> gegen ein bloßes <hi rendition="#aq">Feuillett</hi> weißen Burgunder vertauſchen — weil hier<lb/> wenig Aechtes von weißen Bordeaux-Weinen zu finden iſt —; und auch<lb/> dieſen mir wenig zuſagenden Burgunder muß ich wieder mit andern ein-<lb n="20"/> getauſchten rothen Weinen abwechſeln laſſen. So bin ich denn in meinen<lb/> alten Tagen ein Weinhändler nicht ſo wol als ein Wein-Wechsler<lb/> geworden; aber auf Koſten meines Körpers und meines Beutels;<lb/> denn ich bezahle für jede Flaſche gerade das Doppelte meines gewöhn-<lb/> lichen Bedarfs.<lb n="25"/> </p> <p>Ich bitte Sie daher, mir, <hi rendition="#g">ſobald</hi> der Main ſchiffbar wird — was<lb/> wahrſcheinlich Ende künftiger Woche geſchieht — ein halbes <hi rendition="#aq">Oxhoft<lb/> Haut-Sauterne</hi> der frühern köſtlichen ächten Art gütig zuzuſenden. Ich<lb/> überlaſſ’ es nun Ihrer Billigkeit und Ihrem bisherigen Wohlwollen<lb/> gegen mich, in wie weit Sie bei dem Preiſe für den <hi rendition="#aq">Sauterne</hi> Rück-<lb n="30"/> ſicht auf einigen Troſt über den wahren <hi rendition="#g">ſchweren</hi> (<hi rendition="#aq">Grave</hi>) Baſtartwein<lb/> nehmen wollen. Ein Seitenblick auf die jetzo um ¼ erhöhte Mauth<lb/> würde auch zu dem Troſte gehören.</p><lb/> <p>Übrigens erſuch’ ich Sie, in der Antwort an mich — die ich Sie<lb/> dringend mir <hi rendition="#g">recht bald</hi> zu geben bitte — nur mit Einem Worte<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0104]
147. An Emanuel.
[Bayreuth, 23. Febr. 1821]
Guten Morgen, mein Alter! Ich bringe durchaus mein Blättchen an
Kornfeld dieſen Vormittag nicht fertig. Schreiben wir doch lieber
1 Poſttag ſpäter! Auch möcht ich vorher mit Ihnen darüber ſprechen. 5
148. An Richard Groote in Frankfurt a. M.
Baireut d. 23ten Febr. 1821
Höchſtgeſchätzter Herr Groote!
Leicht hätte Ihr letzter Graves-Wein mein Grabes-Wein werden
können, wenn ich mir mehr als 20 Bouteillen davon eingenöthigt hätte; 10
ſo ſchlimm wirkte er auf meine Lunge und auf den Herzſchlag. Im Winter
vertrag’ ich nur den reinſten Wein; jener aber war bei der Unterſuchung
zwar nicht mit Schwefel, oder Metall verſetzt, jedoch hatt’ er — wie oft
Trinker ſelber — ſich durch Weingeiſt oder Arrak majorenn und geiſt-
reich machen wollen. Es iſt freilich zum Theil Strafe meiner Schuld. 15
Denn bisher hatt’ ich mir immer von Ihnen Haut-Sauterne erbeten,
und jedes mal den trefflichſten Wein erhalten. Ich mußte das Oxhoft
gegen ein bloßes Feuillett weißen Burgunder vertauſchen — weil hier
wenig Aechtes von weißen Bordeaux-Weinen zu finden iſt —; und auch
dieſen mir wenig zuſagenden Burgunder muß ich wieder mit andern ein- 20
getauſchten rothen Weinen abwechſeln laſſen. So bin ich denn in meinen
alten Tagen ein Weinhändler nicht ſo wol als ein Wein-Wechsler
geworden; aber auf Koſten meines Körpers und meines Beutels;
denn ich bezahle für jede Flaſche gerade das Doppelte meines gewöhn-
lichen Bedarfs. 25
Ich bitte Sie daher, mir, ſobald der Main ſchiffbar wird — was
wahrſcheinlich Ende künftiger Woche geſchieht — ein halbes Oxhoft
Haut-Sauterne der frühern köſtlichen ächten Art gütig zuzuſenden. Ich
überlaſſ’ es nun Ihrer Billigkeit und Ihrem bisherigen Wohlwollen
gegen mich, in wie weit Sie bei dem Preiſe für den Sauterne Rück- 30
ſicht auf einigen Troſt über den wahren ſchweren (Grave) Baſtartwein
nehmen wollen. Ein Seitenblick auf die jetzo um ¼ erhöhte Mauth
würde auch zu dem Troſte gehören.
Übrigens erſuch’ ich Sie, in der Antwort an mich — die ich Sie
dringend mir recht bald zu geben bitte — nur mit Einem Worte 35
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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