Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.30ten Mai Gestern erhielt ich endlich dein liebes, nur gar zu kurzes Briefchen, den 31. M. <Freitags> Deine freigebige Zurede macht, daß ich den Kutscher erst am 7ten Gestern war Zelter aus Berlin -- während seinem 48stündigen15 -- Noch ist nichts da von dir. Ich bitte dich, lies meinen Brief 2 mal Dein R. Sind Briefe und Ld'or gekommen? 30ten Mai Geſtern erhielt ich endlich dein liebes, nur gar zu kurzes Briefchen, den 31. M. <Freitags> Deine freigebige Zurede macht, daß ich den Kutſcher erſt am 7ten Geſtern war Zelter aus Berlin — während ſeinem 48ſtündigen15 — Noch iſt nichts da von dir. Ich bitte dich, lies meinen Brief 2 mal Dein R. Sind Briefe und Ld’or gekommen? <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0190" n="183"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">30<hi rendition="#sup">ten</hi> Mai</hi> </dateline><lb/> <p>Geſtern erhielt ich endlich dein liebes, nur gar zu kurzes Briefchen,<lb/> das ſchon am Freitag abgegangen. Deinen letzten adreſſiere doch an<lb/> mich: „bei Regiſtrator <hi rendition="#aq">Aderhold</hi> vor dem weißen Thore in den neuen<lb/> Anlagen.“ Du haſt — wahrſcheinlich weil du meine verliehenen Briefe<lb n="5"/> nicht ſo gleich wiederbekameſt — manche Fragen nicht beantwortet,<lb/> z. B. was ich Marien mitzubringen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">den 31. M. <Freitags></hi> </dateline><lb/> <p>Deine freigebige Zurede macht, daß ich den Kutſcher erſt am 7<hi rendition="#sup">ten</hi><lb/> Juny — dieſem Geburttag meines Glücks — abfahren laſſe. Daher<lb n="10"/> ſollſt du mir noch Dienſtags vorher ſchreiben, damit ich während ſeiner<lb/> Fahrt mich zu allem einrichte. Auch könnt’ ich ſo im Falle einer unwahr-<lb/> ſcheinlichen Veränderung noch am Montage dir ſchreiben, daß du noch<lb/> am Donnerſtage anders beſtellen könnteſt.</p><lb/> <p>Geſtern war Zelter aus <hi rendition="#aq">Berlin</hi> — während ſeinem 48ſtündigen<lb n="15"/> Hierſein — bei mir und fragte theilnehmend nach dir. — Endlich ließ<lb/> ich mich doch von <hi rendition="#aq">Vogel</hi> zu einem 3ſtündigen verdammten Sitzen<lb/> erbitten. — Den mir widrigen Adolph <hi rendition="#aq">Wagner</hi> hab’ ich geſehen; ſogar<lb/> bei <hi rendition="#aq">Minna</hi> war er. Auch <hi rendition="#aq">Müllner</hi> iſt hier; und Methuſalem <hi rendition="#aq">Müller.</hi> —<lb/> Meinem alten <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> danke ich für ſeinen Brief voll Witz und Herz;<lb n="20"/> ſeinen lieben Kindern bring ich ein neues Hiſtorienbuch von <hi rendition="#aq">Wolke</hi> mit.<lb/> — Du ſchweigſt über deine Geſundheit; ſie blieb dir doch unter deinen<lb/> Arbeitlaſten? — Die Hitze iſt groß; und ſie wird bei ſo wenigem Regen<lb/> ſich bis zum Höhenrauch ſteigern. — Geſtern am Donnerſtage wirſt du<lb/> einen Brief von mir bekommen haben. Ich hoffe heute wieder auf<lb n="25"/> deinen. — Noch hab’ ich keinen Ausflug aus Dresden gemacht nach<lb/> Tharand. Jetzo aber iſt <hi rendition="#aq">Velthousen</hi> — ein ſchöner junger Mann — da<lb/> und nun ſoll es mit ihm und ſeiner weniger ſchönen Frau und ſeinen beiden<lb/> engliſchen Töchtern, von welchen beiden ich Haare auf einer eleganten<lb/> Brieftaſche bekommen und wovon die eine — 6 Jahre und die andere<lb n="30"/> 5 alt iſt, (nur der Sohn zählt ſchon 9 Jahre) die Fahrt vor ſich gehen.</p><lb/> <p>— Noch iſt nichts da von dir. Ich bitte dich, lies meinen Brief 2 mal<lb/> und verleih ihn nicht, bevor du ihn beantwortet und erfüllt haſt. —<lb/> Grüße die leidende und heilende <hi rendition="#aq">Welden</hi> recht; und <hi rendition="#aq">Otto</hi> und <hi rendition="#aq">Emanuel</hi><lb/> und mein liebſtes <hi rendition="#aq">Odilil’chen</hi> [!]. Und du ſei recht glücklich mit ſo vielen<lb n="35"/> Wunden der Vergangenheit.</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein R.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Sind Briefe und <hi rendition="#aq">Ld’or</hi> gekommen?</p> </postscript> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [183/0190]
30ten Mai
Geſtern erhielt ich endlich dein liebes, nur gar zu kurzes Briefchen,
das ſchon am Freitag abgegangen. Deinen letzten adreſſiere doch an
mich: „bei Regiſtrator Aderhold vor dem weißen Thore in den neuen
Anlagen.“ Du haſt — wahrſcheinlich weil du meine verliehenen Briefe 5
nicht ſo gleich wiederbekameſt — manche Fragen nicht beantwortet,
z. B. was ich Marien mitzubringen.
den 31. M. <Freitags>
Deine freigebige Zurede macht, daß ich den Kutſcher erſt am 7ten
Juny — dieſem Geburttag meines Glücks — abfahren laſſe. Daher 10
ſollſt du mir noch Dienſtags vorher ſchreiben, damit ich während ſeiner
Fahrt mich zu allem einrichte. Auch könnt’ ich ſo im Falle einer unwahr-
ſcheinlichen Veränderung noch am Montage dir ſchreiben, daß du noch
am Donnerſtage anders beſtellen könnteſt.
Geſtern war Zelter aus Berlin — während ſeinem 48ſtündigen 15
Hierſein — bei mir und fragte theilnehmend nach dir. — Endlich ließ
ich mich doch von Vogel zu einem 3ſtündigen verdammten Sitzen
erbitten. — Den mir widrigen Adolph Wagner hab’ ich geſehen; ſogar
bei Minna war er. Auch Müllner iſt hier; und Methuſalem Müller. —
Meinem alten Emanuel danke ich für ſeinen Brief voll Witz und Herz; 20
ſeinen lieben Kindern bring ich ein neues Hiſtorienbuch von Wolke mit.
— Du ſchweigſt über deine Geſundheit; ſie blieb dir doch unter deinen
Arbeitlaſten? — Die Hitze iſt groß; und ſie wird bei ſo wenigem Regen
ſich bis zum Höhenrauch ſteigern. — Geſtern am Donnerſtage wirſt du
einen Brief von mir bekommen haben. Ich hoffe heute wieder auf 25
deinen. — Noch hab’ ich keinen Ausflug aus Dresden gemacht nach
Tharand. Jetzo aber iſt Velthousen — ein ſchöner junger Mann — da
und nun ſoll es mit ihm und ſeiner weniger ſchönen Frau und ſeinen beiden
engliſchen Töchtern, von welchen beiden ich Haare auf einer eleganten
Brieftaſche bekommen und wovon die eine — 6 Jahre und die andere 30
5 alt iſt, (nur der Sohn zählt ſchon 9 Jahre) die Fahrt vor ſich gehen.
— Noch iſt nichts da von dir. Ich bitte dich, lies meinen Brief 2 mal
und verleih ihn nicht, bevor du ihn beantwortet und erfüllt haſt. —
Grüße die leidende und heilende Welden recht; und Otto und Emanuel
und mein liebſtes Odilil’chen [!]. Und du ſei recht glücklich mit ſo vielen 35
Wunden der Vergangenheit.
Dein R.
Sind Briefe und Ld’or gekommen?
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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