Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.Häuser und Gassen gäben dir keinen Genuß. Willst aber du oder Emma Donnerstag. Nicht die Hälfte meiner Wäsche brauchte ich. -- -- -- Ich will aber Häuſer und Gaſſen gäben dir keinen Genuß. Willſt aber du oder Emma Donnerſtag. Nicht die Hälfte meiner Wäſche brauchte ich. — — — Ich will aber <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0246" n="237"/> Häuſer und Gaſſen gäben dir keinen Genuß. Willſt aber du oder <hi rendition="#aq">Emma</hi><lb/> im Wagen nach <hi rendition="#aq">Erlangen</hi> mit: ſo geſcheh’ es, doch nur von Einer, denn<lb/> es iſt wegen des vielen Gepäcks durchaus kein Platz für drei. Mit Lich-<lb/> tern, die nicht beſſer ſind, als die Höfer, könnt’ ich mich nicht beſchmutzen.<lb/> Über Steingut wüßt’ ich weder aus noch ein. Nicht einmal Viktualien<lb n="5"/> nehm’ ich mit von hier. Der einfältigen Eliſabeth kaufe in Baireut die<lb/> Strümpfe. Hingegen bei der Leinwand beſtimme mir Preis, Ellenzahl<lb/> und Güte, ſo will ich dazu eine Nürnbergerin aufgabeln, die den Jammer<lb/> kauft; — recht gern. Ein Thermometer kauf’ ich mir bei Beſtelmaier<lb/> ꝛc. ꝛc. — Glaube nur nicht, daß ich etwa troſtlos bin und gar nach<lb n="10"/> meinem Leben trachte; ich jubiliere vielmehr und könnte den ganzen<lb/> Tag hier neben meinem Hund verſitzen. Was mir freilich noch be-<lb/> ſonders gefällt, iſt mein Körper, nicht mein ſchöner, ſondern mein<lb/> geſunder, der unglaublich diniert und ſoupiert und nirgends ſchmerzt,<lb/> obgleich die Koſt nicht ſo gut iſt wie in Dresden, Stuttgart ꝛc. ꝛc. Der<lb n="15"/> gefällige <hi rendition="#aq">Eichhorn</hi> wollte mich Freitags in die <hi rendition="#aq">Harmonie</hi> zu einem<lb/> Abendeſſen mit einigen haben; ich konnt’ es aber durch den Gang in den<lb/> Zwinger zum Glücke ausſchlagen. — Der Zeitungſchreiber 〈Korre-<lb/> ſpondent〉 <hi rendition="#aq">Coremans,</hi> ein Niederländer, gefällt mir durch ſeine Kennt-<lb/> niſſe und iſt mein Tiſchnachbar.</p> </div> <lb n="20"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Donnerſtag.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p>Nicht die Hälfte meiner Wäſche brauchte ich. — — — Ich will aber<lb/> doch lieber das lange Geſchreibe beſchließen, ob gleich erſt Morgen der<lb/> Brief abgeht. Ich war wie gewöhnlich, den ganzen Tag allein (nur der<lb/> redliche Oſterhauſen kam und ein Prof. aus Kiel, Wachsmuth) und<lb n="25"/> unterbreche die Einſamkeit nur durch das Eſſen an der Wirthstafel. —<lb/> Du gute Seele haſt gar zu viele Viktualien für mich eingeſcheuert.<lb/> Nenne mir jedoch einige kleine, die ich hier kaufen könnte. Meine gute<lb/> Emma hat mich wahrhaft erquickt durch ihren Brief voll ſchöner Ge-<lb/> danken, obwol unleſerlicher Buchſtaben. <hi rendition="#aq">Odilia</hi> ſoll mir auch ein Herzens<lb n="30"/> Wörtchen ſchreiben. Wie freu’ ich mich auf unſer aller nächſtes Zu-<lb/> ſammenleben, das ich recht mit Liebe genießen will nach der Büßung<lb/> meiner Reiſeluſt und bei der Kürze meiner abnehmenden Lebens Tage. —<lb/> Grüße recht meine edle <hi rendition="#aq">Welden,</hi> und deine wahren Freundinnen <hi rendition="#aq">Stein</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Dobeneck</hi> und die geheime Räthin. Und lebe du recht wohl, recht<lb n="35"/> wohl, Geliebte!</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [237/0246]
Häuſer und Gaſſen gäben dir keinen Genuß. Willſt aber du oder Emma
im Wagen nach Erlangen mit: ſo geſcheh’ es, doch nur von Einer, denn
es iſt wegen des vielen Gepäcks durchaus kein Platz für drei. Mit Lich-
tern, die nicht beſſer ſind, als die Höfer, könnt’ ich mich nicht beſchmutzen.
Über Steingut wüßt’ ich weder aus noch ein. Nicht einmal Viktualien 5
nehm’ ich mit von hier. Der einfältigen Eliſabeth kaufe in Baireut die
Strümpfe. Hingegen bei der Leinwand beſtimme mir Preis, Ellenzahl
und Güte, ſo will ich dazu eine Nürnbergerin aufgabeln, die den Jammer
kauft; — recht gern. Ein Thermometer kauf’ ich mir bei Beſtelmaier
ꝛc. ꝛc. — Glaube nur nicht, daß ich etwa troſtlos bin und gar nach 10
meinem Leben trachte; ich jubiliere vielmehr und könnte den ganzen
Tag hier neben meinem Hund verſitzen. Was mir freilich noch be-
ſonders gefällt, iſt mein Körper, nicht mein ſchöner, ſondern mein
geſunder, der unglaublich diniert und ſoupiert und nirgends ſchmerzt,
obgleich die Koſt nicht ſo gut iſt wie in Dresden, Stuttgart ꝛc. ꝛc. Der 15
gefällige Eichhorn wollte mich Freitags in die Harmonie zu einem
Abendeſſen mit einigen haben; ich konnt’ es aber durch den Gang in den
Zwinger zum Glücke ausſchlagen. — Der Zeitungſchreiber 〈Korre-
ſpondent〉 Coremans, ein Niederländer, gefällt mir durch ſeine Kennt-
niſſe und iſt mein Tiſchnachbar.
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Donnerſtag.
Nicht die Hälfte meiner Wäſche brauchte ich. — — — Ich will aber
doch lieber das lange Geſchreibe beſchließen, ob gleich erſt Morgen der
Brief abgeht. Ich war wie gewöhnlich, den ganzen Tag allein (nur der
redliche Oſterhauſen kam und ein Prof. aus Kiel, Wachsmuth) und 25
unterbreche die Einſamkeit nur durch das Eſſen an der Wirthstafel. —
Du gute Seele haſt gar zu viele Viktualien für mich eingeſcheuert.
Nenne mir jedoch einige kleine, die ich hier kaufen könnte. Meine gute
Emma hat mich wahrhaft erquickt durch ihren Brief voll ſchöner Ge-
danken, obwol unleſerlicher Buchſtaben. Odilia ſoll mir auch ein Herzens 30
Wörtchen ſchreiben. Wie freu’ ich mich auf unſer aller nächſtes Zu-
ſammenleben, das ich recht mit Liebe genießen will nach der Büßung
meiner Reiſeluſt und bei der Kürze meiner abnehmenden Lebens Tage. —
Grüße recht meine edle Welden, und deine wahren Freundinnen Stein
und Dobeneck und die geheime Räthin. Und lebe du recht wohl, recht 35
wohl, Geliebte!
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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