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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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423. An Redakteur Hagen in Bayreuth.
[Konzept]

Meinen Dank fang' ich mit einer Bitte an. Ich wünschte nämlich die
von Ihnen mit Lob angeführten "Beiträge zur Poesie" von Eckermann
nur auf 1 Tag zum Durchblättern oder wenigstens die Nachricht zu5
bekommen, wo sie hier zu finden sind. Für das gewöhnliche Studium,
den andern eine unangenehme Stunde zu machen, haben Sie das
schönere gewählt, sie lieber zu nehmen durch angenehme. Schon längst
hab' ich auch von meiner Seite dafür danken wollen. So oft [ich] von
meinen kleinen Reisen zurück kam, haben Ihre Blätter, sobald die fremden10
halfen, mich freundlich bewillkommt. Möge Ihnen diese verbindliche
Aufmerksamkeit für [einen] wenigstens körperlich Ihnen Unsichtbaren
durch eine liberale von Lesern und Zensor in Ihrem dornigen historischen
Autoramt, wo bald Lob, bald Tadel anstößt, belohnet werden.

424. An Frau Josephine von Welden in Bayreuth.15

Gnädige Frau!

Ob gleich der Dichter sich nicht wiederholen soll, so thu' ichs doch jedes
Jahr mit Freuden in diesen Geburtstagblättchen, und gern bin ich ein
Nachbeter und Echo der andern, sobald sie ihre Wünsche für Ihren20
schönen Tag aussprechen. Ein Wunsch des Kleinern -- denn das
Schönste hat Ihnen der Himmel schon gegeben, nämlich Herzen Ihrem
Herzen -- ist von uns allen der, daß Ihnen in diesem Jahre alle
Gelegenheit genommen werde, sich zu zeigen, nämlich sich zu verbergen,
wenn Sie leiden; und daß besonders die Morgennebel Ihrer Kränk-25
lichkeit auf immer fallen, ob sie gleich den Tag Ihres Geistes unver-
finstert lassen müssen. Möge denn jeder Schritt auf Ihrer Lebens
Bahn einer durch bethaute Auen sein, wo die Thautropfen unter dem
Gehen immer den Glanz und die Farben anderer Edelsteine an-
nehmen!30

Mit innigster Verehrung
Ihrer Exzellenz
ergebenster
Jean Paul Fr. Richter
423. An Redakteur Hagen in Bayreuth.
[Konzept]

Meinen Dank fang’ ich mit einer Bitte an. Ich wünſchte nämlich die
von Ihnen mit Lob angeführten „Beiträge zur Poeſie“ von Eckermann
nur auf 1 Tag zum Durchblättern oder wenigſtens die Nachricht zu5
bekommen, wo ſie hier zu finden ſind. Für das gewöhnliche Studium,
den andern eine unangenehme Stunde zu machen, haben Sie das
ſchönere gewählt, ſie lieber zu nehmen durch angenehme. Schon längſt
hab’ ich auch von meiner Seite dafür danken wollen. So oft [ich] von
meinen kleinen Reiſen zurück kam, haben Ihre Blätter, ſobald die fremden10
halfen, mich freundlich bewillkommt. Möge Ihnen dieſe verbindliche
Aufmerkſamkeit für [einen] wenigſtens körperlich Ihnen Unſichtbaren
durch eine liberale von Leſern und Zenſor in Ihrem dornigen hiſtoriſchen
Autoramt, wo bald Lob, bald Tadel anſtößt, belohnet werden.

424. An Frau Joſephine von Welden in Bayreuth.15

Gnädige Frau!

Ob gleich der Dichter ſich nicht wiederholen ſoll, ſo thu’ ichs doch jedes
Jahr mit Freuden in dieſen Geburtstagblättchen, und gern bin ich ein
Nachbeter und Echo der andern, ſobald ſie ihre Wünſche für Ihren20
ſchönen Tag ausſprechen. Ein Wunſch des Kleinern — denn das
Schönſte hat Ihnen der Himmel ſchon gegeben, nämlich Herzen Ihrem
Herzen — iſt von uns allen der, daß Ihnen in dieſem Jahre alle
Gelegenheit genommen werde, ſich zu zeigen, nämlich ſich zu verbergen,
wenn Sie leiden; und daß beſonders die Morgennebel Ihrer Kränk-25
lichkeit auf immer fallen, ob ſie gleich den Tag Ihres Geiſtes unver-
finſtert laſſen müſſen. Möge denn jeder Schritt auf Ihrer Lebens
Bahn einer durch bethaute Auen ſein, wo die Thautropfen unter dem
Gehen immer den Glanz und die Farben anderer Edelſteine an-
nehmen!30

Mit innigſter Verehrung
Ihrer Exzellenz
ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
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[252/0264] 423. An Redakteur Hagen in Bayreuth. [Bayreuth, 17. März 1824] Meinen Dank fang’ ich mit einer Bitte an. Ich wünſchte nämlich die von Ihnen mit Lob angeführten „Beiträge zur Poeſie“ von Eckermann nur auf 1 Tag zum Durchblättern oder wenigſtens die Nachricht zu 5 bekommen, wo ſie hier zu finden ſind. Für das gewöhnliche Studium, den andern eine unangenehme Stunde zu machen, haben Sie das ſchönere gewählt, ſie lieber zu nehmen durch angenehme. Schon längſt hab’ ich auch von meiner Seite dafür danken wollen. So oft [ich] von meinen kleinen Reiſen zurück kam, haben Ihre Blätter, ſobald die fremden 10 halfen, mich freundlich bewillkommt. Möge Ihnen dieſe verbindliche Aufmerkſamkeit für [einen] wenigſtens körperlich Ihnen Unſichtbaren durch eine liberale von Leſern und Zenſor in Ihrem dornigen hiſtoriſchen Autoramt, wo bald Lob, bald Tadel anſtößt, belohnet werden. 424. An Frau Joſephine von Welden in Bayreuth. 15 Baireut d. 19ten März 1824 Ob gleich der Dichter ſich nicht wiederholen ſoll, ſo thu’ ichs doch jedes Jahr mit Freuden in dieſen Geburtstagblättchen, und gern bin ich ein Nachbeter und Echo der andern, ſobald ſie ihre Wünſche für Ihren 20 ſchönen Tag ausſprechen. Ein Wunſch des Kleinern — denn das Schönſte hat Ihnen der Himmel ſchon gegeben, nämlich Herzen Ihrem Herzen — iſt von uns allen der, daß Ihnen in dieſem Jahre alle Gelegenheit genommen werde, ſich zu zeigen, nämlich ſich zu verbergen, wenn Sie leiden; und daß beſonders die Morgennebel Ihrer Kränk- 25 lichkeit auf immer fallen, ob ſie gleich den Tag Ihres Geiſtes unver- finſtert laſſen müſſen. Möge denn jeder Schritt auf Ihrer Lebens Bahn einer durch bethaute Auen ſein, wo die Thautropfen unter dem Gehen immer den Glanz und die Farben anderer Edelſteine an- nehmen! 30 Mit innigſter Verehrung Ihrer Exzellenz ergebenſter Jean Paul Fr. Richter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/264>, abgerufen am 22.11.2024.