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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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mir noch die Toastdichter, besonders Schüller, v. Ahlefeldt und Fouque.
Überhaupt wünscht' ich wol Namen einiger Theilnehmer und Theil-
nehmerinnen, in so fern es bedeutende sind, wenigstens zur stillen Freude
und Liebe zu wissen.

Noch einen frühern Dank als den letzten hab' ich Ihnen für Ihren5
Werner zu sagen, mit welchem Sie mich viel näher bekannt gemacht
und dadurch von manchen Seiten her ausgesöhnt haben. Hätten wir
nur mehre so lebendige Lebensbeschreibungen als blos zwei; und Sie
sollten der Freund von mehr als einem großen deutschen Schriftsteller
gewesen sein. Der gute Werner fiel, wie der noch kräftigere Hofmann,10
in den poetischen Gährbottich unserer Zeit, wo alle Literaturen, Frei-
heiten, Geschmäcke und Ungeschmäcke durch einander brausen, und
wo man alles findet, ausgenommen Wahrheit und den Glanz der Feile.
Beide hätten sich zu Lessings Zeiten am Studium reiner entwickelt.

Ich habe in meinem 62ten Jahre oft auf einen meiner Festtrinker15
und Festtrunksprecher würdigen Streckvers gesonnen; aber noch immer
wollte nichts kommen.

Leben Sie wohl, mein lieber Theilnehmer, mit Ihrer trefflichen
Tochter und allen Ihrigen!

Ihr ergebenster20
Jean Paul Fr. Richter
*432. An Luise Förster in Dresden.

Sie werden, liebe gute Luise, mein Blättchen vom 11ten April
erhalten haben. Heute bringe ich nun, und etwas eilig, eine Hauptbitte25
an Sie. Die Kurzsichtigkeit meiner Augen -- eigentlich nur des rechten;
denn das linke ist fast blind und die Krystalllinse will sich allmählig zum
grauen Staar verdunkeln -- nimmt täglich sammt dem Nebel zu, wo-
mit starke Beleuchtung sie umgibt. Nun soll das berühmte Laeysonische
Augenpulver von Burkhardt und Sohn Iselin aus Basel in Dresden zu30
bekommen sein. Ich bitte Sie mit nächster Post um eines oder über-
haupt um die Nachricht, ob das Pulver besser operiert als Hohenlohe,
der freilich seine Wunderkuren am besten bei seinem eignen Gehöre
anfinge. -- Möge die Liebe, die sonst blind macht, dießmal sehend
machen! Sollte Ihnen die Heilung, da der Fall der Anwendung doch35

17 Jean Paul Briefe. VIII.

mir noch die Toaſtdichter, beſonders Schüller, v. Ahlefeldt und Fouqué.
Überhaupt wünſcht’ ich wol Namen einiger Theilnehmer und Theil-
nehmerinnen, in ſo fern es bedeutende ſind, wenigſtens zur ſtillen Freude
und Liebe zu wiſſen.

Noch einen frühern Dank als den letzten hab’ ich Ihnen für Ihren5
Werner zu ſagen, mit welchem Sie mich viel näher bekannt gemacht
und dadurch von manchen Seiten her ausgeſöhnt haben. Hätten wir
nur mehre ſo lebendige Lebensbeſchreibungen als blos zwei; und Sie
ſollten der Freund von mehr als einem großen deutſchen Schriftſteller
geweſen ſein. Der gute Werner fiel, wie der noch kräftigere Hofmann,10
in den poetiſchen Gährbottich unſerer Zeit, wo alle Literaturen, Frei-
heiten, Geſchmäcke und Ungeſchmäcke durch einander brauſen, und
wo man alles findet, ausgenommen Wahrheit und den Glanz der Feile.
Beide hätten ſich zu Leſſings Zeiten am Studium reiner entwickelt.

Ich habe in meinem 62ten Jahre oft auf einen meiner Feſttrinker15
und Feſttrunkſprecher würdigen Streckvers geſonnen; aber noch immer
wollte nichts kommen.

Leben Sie wohl, mein lieber Theilnehmer, mit Ihrer trefflichen
Tochter und allen Ihrigen!

Ihr ergebenſter20
Jean Paul Fr. Richter
*432. An Luiſe Förſter in Dresden.

Sie werden, liebe gute Luiſe, mein Blättchen vom 11ten April
erhalten haben. Heute bringe ich nun, und etwas eilig, eine Hauptbitte25
an Sie. Die Kurzſichtigkeit meiner Augen — eigentlich nur des rechten;
denn das linke iſt faſt blind und die Kryſtalllinſe will ſich allmählig zum
grauen Staar verdunkeln — nimmt täglich ſammt dem Nebel zu, wo-
mit ſtarke Beleuchtung ſie umgibt. Nun ſoll das berühmte Laeyſoniſche
Augenpulver von Burkhardt und Sohn Iſelin aus Baſel in Dresden zu30
bekommen ſein. Ich bitte Sie mit nächſter Poſt um eines oder über-
haupt um die Nachricht, ob das Pulver beſſer operiert als Hohenlohe,
der freilich ſeine Wunderkuren am beſten bei ſeinem eignen Gehöre
anfinge. — Möge die Liebe, die ſonſt blind macht, dießmal ſehend
machen! Sollte Ihnen die Heilung, da der Fall der Anwendung doch35

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[257/0269] mir noch die Toaſtdichter, beſonders Schüller, v. Ahlefeldt und Fouqué. Überhaupt wünſcht’ ich wol Namen einiger Theilnehmer und Theil- nehmerinnen, in ſo fern es bedeutende ſind, wenigſtens zur ſtillen Freude und Liebe zu wiſſen. Noch einen frühern Dank als den letzten hab’ ich Ihnen für Ihren 5 Werner zu ſagen, mit welchem Sie mich viel näher bekannt gemacht und dadurch von manchen Seiten her ausgeſöhnt haben. Hätten wir nur mehre ſo lebendige Lebensbeſchreibungen als blos zwei; und Sie ſollten der Freund von mehr als einem großen deutſchen Schriftſteller geweſen ſein. Der gute Werner fiel, wie der noch kräftigere Hofmann, 10 in den poetiſchen Gährbottich unſerer Zeit, wo alle Literaturen, Frei- heiten, Geſchmäcke und Ungeſchmäcke durch einander brauſen, und wo man alles findet, ausgenommen Wahrheit und den Glanz der Feile. Beide hätten ſich zu Leſſings Zeiten am Studium reiner entwickelt. Ich habe in meinem 62ten Jahre oft auf einen meiner Feſttrinker 15 und Feſttrunkſprecher würdigen Streckvers geſonnen; aber noch immer wollte nichts kommen. Leben Sie wohl, mein lieber Theilnehmer, mit Ihrer trefflichen Tochter und allen Ihrigen! Ihr ergebenſter 20 Jean Paul Fr. Richter *432. An Luiſe Förſter in Dresden. Baireut d. 4ten Mai 1824 Sie werden, liebe gute Luiſe, mein Blättchen vom 11ten April erhalten haben. Heute bringe ich nun, und etwas eilig, eine Hauptbitte 25 an Sie. Die Kurzſichtigkeit meiner Augen — eigentlich nur des rechten; denn das linke iſt faſt blind und die Kryſtalllinſe will ſich allmählig zum grauen Staar verdunkeln — nimmt täglich ſammt dem Nebel zu, wo- mit ſtarke Beleuchtung ſie umgibt. Nun ſoll das berühmte Laeyſoniſche Augenpulver von Burkhardt und Sohn Iſelin aus Baſel in Dresden zu 30 bekommen ſein. Ich bitte Sie mit nächſter Poſt um eines oder über- haupt um die Nachricht, ob das Pulver beſſer operiert als Hohenlohe, der freilich ſeine Wunderkuren am beſten bei ſeinem eignen Gehöre anfinge. — Möge die Liebe, die ſonſt blind macht, dießmal ſehend machen! Sollte Ihnen die Heilung, da der Fall der Anwendung doch 35 17 Jean Paul Briefe. VIII.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/269>, abgerufen am 22.11.2024.