lesen, der sehr gute Bücher aus alter Zeit hat. -- Sende doch den Kuchen-Preis.
557. An Otto.
Guten Morgen, mein alter Otto! Hier erschein' ich mit meinem Spaße, den du ganz bequem durchlesen kannst. Stehen 2 Wörter über5 einander, so wähle eines. Findest du irgendwo lange Redseeligkeit, so sage mirs ja; sie muß fort. Ich wollte, ich hätte den Baiern manches versetzt. -- Gibts bessere Dinte?
558. An Otto.
Guten Morgen, lieber Otto! Hier der Aufsatz, dessen Postwagen erst10 am Montag abgeht. Es läßt sich freilich in einem Morgenblatte weder Scherz noch Ernst erschöpfen oder vertiefen.
Dir zu Liebe hab ich 5 Fragen beigelegt, denen du die Antworten blos mit fünf Sylben geben kannst.
559. An Otto.15
Ich schnapp' ab lieber als daß ich so fortfahre, wo ich eben so gut gar nicht aufzuhören vermöchte. Besser ists überhaupt, ich erscheine wie immer, in schlichtem Gewand, hebe aber die Tressen (deren noch an 30 da liegen) für irgend eine Stelle auf, wo ich wieder über die Sache zu reden und mich frisch anzukleiden habe. Gute Nacht!20
560. An Otto.
Guten Abend, lieber Otto! Hier das Taschenbuch mit meinem Auf- satze, der so weit ich in ihm geblättert, gar nicht arm ist an -- Druck- fehlern. Dienstags bitt ich dich wieder darum. Lass' es in Acht nehmen, da ich es vielleicht zu etwas verbrauche. -- Wagner ist mit einigen25 seiner Schüler -- worunter auch Max -- auf 14 Tage gegen das Ge- birg hin verreist.
561. An Otto.
Guten Morgen, mein alter Freund! -- Hast du Bier bekommen? Ich nicht. Wolltest du wol, wenn er noch käme, dem Fahrer meine30 Wohnung sagen lassen? -- Bestellst du in Hof Stollen: so gedenke meiner, da sie das einzige mir schmackbare Gebäcke sind.
leſen, der ſehr gute Bücher aus alter Zeit hat. — Sende doch den Kuchen-Preis.
557. An Otto.
Guten Morgen, mein alter Otto! Hier erſchein’ ich mit meinem Spaße, den du ganz bequem durchleſen kannſt. Stehen 2 Wörter über5 einander, ſo wähle eines. Findeſt du irgendwo lange Redſeeligkeit, ſo ſage mirs ja; ſie muß fort. Ich wollte, ich hätte den Baiern manches verſetzt. — Gibts beſſere Dinte?
558. An Otto.
Guten Morgen, lieber Otto! Hier der Aufſatz, deſſen Poſtwagen erſt10 am Montag abgeht. Es läßt ſich freilich in einem Morgenblatte weder Scherz noch Ernſt erſchöpfen oder vertiefen.
Dir zu Liebe hab ich 5 Fragen beigelegt, denen du die Antworten blos mit fünf Sylben geben kannſt.
559. An Otto.15
Ich ſchnapp’ ab lieber als daß ich ſo fortfahre, wo ich eben ſo gut gar nicht aufzuhören vermöchte. Beſſer iſts überhaupt, ich erſcheine wie immer, in ſchlichtem Gewand, hebe aber die Treſſen (deren noch an 30 da liegen) für irgend eine Stelle auf, wo ich wieder über die Sache zu reden und mich friſch anzukleiden habe. Gute Nacht!20
560. An Otto.
Guten Abend, lieber Otto! Hier das Taſchenbuch mit meinem Auf- ſatze, der ſo weit ich in ihm geblättert, gar nicht arm iſt an — Druck- fehlern. Dienſtags bitt ich dich wieder darum. Laſſ’ es in Acht nehmen, da ich es vielleicht zu etwas verbrauche. — Wagner iſt mit einigen25 ſeiner Schüler — worunter auch Max — auf 14 Tage gegen das Ge- birg hin verreiſt.
561. An Otto.
Guten Morgen, mein alter Freund! — Haſt du Bier bekommen? Ich nicht. Wollteſt du wol, wenn er noch käme, dem Fahrer meine30 Wohnung ſagen laſſen? — Beſtellſt du in Hof Stollen: ſo gedenke meiner, da ſie das einzige mir ſchmackbare Gebäcke ſind.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0323"n="311"/>
leſen, der ſehr gute Bücher aus alter Zeit hat. — Sende doch den<lb/>
Kuchen-Preis.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>557. An <hirendition="#g">Otto.</hi></head><lb/><p>Guten Morgen, mein alter <hirendition="#aq">Otto!</hi> Hier erſchein’ ich mit meinem<lb/>
Spaße, den du ganz bequem durchleſen kannſt. Stehen 2 Wörter über<lbn="5"/>
einander, ſo wähle eines. Findeſt du irgendwo lange Redſeeligkeit, ſo<lb/>ſage mirs ja; ſie muß fort. Ich wollte, ich hätte den Baiern manches<lb/>
verſetzt. — Gibts beſſere Dinte?</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>558. An <hirendition="#g">Otto.</hi></head><lb/><p>Guten Morgen, lieber Otto! Hier der Aufſatz, deſſen Poſtwagen erſt<lbn="10"/>
am Montag abgeht. Es läßt ſich freilich in einem Morgenblatte weder<lb/>
Scherz noch Ernſt erſchöpfen oder vertiefen.</p><lb/><p>Dir zu Liebe hab ich 5 Fragen beigelegt, denen du die Antworten blos<lb/>
mit fünf Sylben geben kannſt.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>559. An <hirendition="#g">Otto.</hi><lbn="15"/></head><p>Ich ſchnapp’ ab lieber als daß ich ſo fortfahre, wo ich eben ſo gut<lb/>
gar nicht aufzuhören vermöchte. Beſſer iſts überhaupt, ich erſcheine wie<lb/>
immer, in ſchlichtem Gewand, hebe aber die Treſſen (deren noch an 30<lb/>
da liegen) für irgend eine Stelle auf, wo ich wieder über die Sache zu<lb/>
reden und mich friſch anzukleiden habe. Gute Nacht!<lbn="20"/></p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>560. An <hirendition="#g">Otto.</hi></head><lb/><p>Guten Abend, lieber Otto! Hier das Taſchenbuch mit meinem Auf-<lb/>ſatze, der ſo weit ich in ihm geblättert, gar nicht arm iſt an — Druck-<lb/>
fehlern. Dienſtags bitt ich dich wieder darum. Laſſ’ es in Acht nehmen,<lb/>
da ich es vielleicht zu etwas verbrauche. —<hirendition="#aq">Wagner</hi> iſt mit einigen<lbn="25"/>ſeiner Schüler — worunter auch Max — auf 14 Tage gegen das Ge-<lb/>
birg hin verreiſt.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>561. An <hirendition="#g">Otto.</hi></head><lb/><p>Guten Morgen, mein alter Freund! — Haſt du Bier bekommen?<lb/>
Ich nicht. Wollteſt du wol, wenn er noch käme, dem Fahrer meine<lbn="30"/>
Wohnung ſagen laſſen? — Beſtellſt du in <hirendition="#aq">Hof</hi> Stollen: ſo gedenke<lb/>
meiner, da ſie das einzige mir ſchmackbare Gebäcke ſind.</p></div><lb/></body></text></TEI>
[311/0323]
leſen, der ſehr gute Bücher aus alter Zeit hat. — Sende doch den
Kuchen-Preis.
557. An Otto.
Guten Morgen, mein alter Otto! Hier erſchein’ ich mit meinem
Spaße, den du ganz bequem durchleſen kannſt. Stehen 2 Wörter über 5
einander, ſo wähle eines. Findeſt du irgendwo lange Redſeeligkeit, ſo
ſage mirs ja; ſie muß fort. Ich wollte, ich hätte den Baiern manches
verſetzt. — Gibts beſſere Dinte?
558. An Otto.
Guten Morgen, lieber Otto! Hier der Aufſatz, deſſen Poſtwagen erſt 10
am Montag abgeht. Es läßt ſich freilich in einem Morgenblatte weder
Scherz noch Ernſt erſchöpfen oder vertiefen.
Dir zu Liebe hab ich 5 Fragen beigelegt, denen du die Antworten blos
mit fünf Sylben geben kannſt.
559. An Otto. 15
Ich ſchnapp’ ab lieber als daß ich ſo fortfahre, wo ich eben ſo gut
gar nicht aufzuhören vermöchte. Beſſer iſts überhaupt, ich erſcheine wie
immer, in ſchlichtem Gewand, hebe aber die Treſſen (deren noch an 30
da liegen) für irgend eine Stelle auf, wo ich wieder über die Sache zu
reden und mich friſch anzukleiden habe. Gute Nacht! 20
560. An Otto.
Guten Abend, lieber Otto! Hier das Taſchenbuch mit meinem Auf-
ſatze, der ſo weit ich in ihm geblättert, gar nicht arm iſt an — Druck-
fehlern. Dienſtags bitt ich dich wieder darum. Laſſ’ es in Acht nehmen,
da ich es vielleicht zu etwas verbrauche. — Wagner iſt mit einigen 25
ſeiner Schüler — worunter auch Max — auf 14 Tage gegen das Ge-
birg hin verreiſt.
561. An Otto.
Guten Morgen, mein alter Freund! — Haſt du Bier bekommen?
Ich nicht. Wollteſt du wol, wenn er noch käme, dem Fahrer meine 30
Wohnung ſagen laſſen? — Beſtellſt du in Hof Stollen: ſo gedenke
meiner, da ſie das einzige mir ſchmackbare Gebäcke ſind.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/323>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.