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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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590. An Otto.

Guten Morgen, Lieber! Hier eine Stein-Weinprobe von meinen
60 Proben, welche noch viel geistiger und reiner sind als die vorigen.
Mit Mauth und allem kommt 1 Flasche, die leere eingerechnet, 1 fl.
12 kr., oder 10 kr., da die beiden Kisten doch auch gelten. Um diesen5
civilen Preis kannst du Flaschen bei mir zu besondern Arbeiten und Festen
haben. Jetzo, da niemand Wein stiehlt als ich, lang' ich lange; z. B.
noch 54 Franzkrüge und 5 Flaschen besitz' ich. --

Ich danke für den angebotnen Ovid. Max braucht die Metamor-
phosen.10

Bist du heute auch bei Schuckmann?

591. An Otto.

Du machst mich, gerade wenn ich es gut meine, (wie schon einige mal)
beinahe böse.*) Wenn du ein Geschenk bezahlen willst: so erbitt' ich
mir eine kleine Rechnung dessen, was ich an meinen Geburttagen dir an15
Wein und Likör schuldig geworden. Zuletzt werd' ich, wenn jemand bei
mir gegessen, noch von diesem um die Wirthrechnung befragt. -- Alle
Briefe sind jetzo ins Chaos des vollen Briefkoffers gerathen. Gewiß
aber weiß ich, daß 1 Ohm gerade 101 fl. kostet; also schuldest du
Louisd'or. -- Der die Scheinleichen zu Scheinlebendigen pou-20
ßierende Mann kam zu meiner Freude gestern nicht.

592. An Otto.

Guten Morgen, Lieber! Hier send ich dir von 8 Stücken einst-
weilen nur 3, nimm vorlieb. In den Ephemeriden steht ein Dekret
über die Majorate; ich möchte einmal von dir die Absicht desselben25
erfahren. -- Durch einen neuen Umlauf dürfen nur Männer (deren
schon eine übergroße Anzahl sein soll) zum Casino Essen. -- Wenn du die
abscheulichste Nacht voll ungewöhnlich marternder Träume gehabt hast:
so war ich im selben Falle und C[aroline] auch ein wenig; mithin ent-
weder Wetter oder Bischoff schuld.30

*) Ich entschuldige dich durch die Zweideutigkeit "Weinprobe"; aber ich stellte
dir das Kaufen ja blos frei; denn fertig werden will ich schon als einziger Käufer.
590. An Otto.

Guten Morgen, Lieber! Hier eine Stein-Weinprobe von meinen
60 Proben, welche noch viel geiſtiger und reiner ſind als die vorigen.
Mit Mauth und allem kommt 1 Flaſche, die leere eingerechnet, 1 fl.
12 kr., oder 10 kr., da die beiden Kiſten doch auch gelten. Um dieſen5
civilen Preis kannſt du Flaſchen bei mir zu beſondern Arbeiten und Feſten
haben. Jetzo, da niemand Wein ſtiehlt als ich, lang’ ich lange; z. B.
noch 54 Franzkrüge und 5 Flaſchen beſitz’ ich. —

Ich danke für den angebotnen Ovid. Max braucht die Metamor-
phoſen.10

Biſt du heute auch bei Schuckmann?

591. An Otto.

Du machſt mich, gerade wenn ich es gut meine, (wie ſchon einige mal)
beinahe böſe.*) Wenn du ein Geſchenk bezahlen willſt: ſo erbitt’ ich
mir eine kleine Rechnung deſſen, was ich an meinen Geburttagen dir an15
Wein und Likör ſchuldig geworden. Zuletzt werd’ ich, wenn jemand bei
mir gegeſſen, noch von dieſem um die Wirthrechnung befragt. — Alle
Briefe ſind jetzo ins Chaos des vollen Briefkoffers gerathen. Gewiß
aber weiß ich, daß 1 Ohm gerade 101 fl. koſtet; alſo ſchuldeſt du
Louisd’or. — Der die Scheinleichen zu Scheinlebendigen pou-20
ßierende Mann kam zu meiner Freude geſtern nicht.

592. An Otto.

Guten Morgen, Lieber! Hier ſend ich dir von 8 Stücken einſt-
weilen nur 3, nimm vorlieb. In den Ephemeriden ſteht ein Dekret
über die Majorate; ich möchte einmal von dir die Abſicht deſſelben25
erfahren. — Durch einen neuen Umlauf dürfen nur Männer (deren
ſchon eine übergroße Anzahl ſein ſoll) zum Caſino Eſſen. — Wenn du die
abſcheulichſte Nacht voll ungewöhnlich marternder Träume gehabt haſt:
ſo war ich im ſelben Falle und C[aroline] auch ein wenig; mithin ent-
weder Wetter oder Biſchoff ſchuld.30

*) Ich entſchuldige dich durch die Zweideutigkeit „Weinprobe“; aber ich ſtellte
dir das Kaufen ja blos frei; denn fertig werden will ich ſchon als einziger Käufer.
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[318/0330] 590. An Otto. Guten Morgen, Lieber! Hier eine Stein-Weinprobe von meinen 60 Proben, welche noch viel geiſtiger und reiner ſind als die vorigen. Mit Mauth und allem kommt 1 Flaſche, die leere eingerechnet, 1 fl. 12 kr., oder 10 kr., da die beiden Kiſten doch auch gelten. Um dieſen 5 civilen Preis kannſt du Flaſchen bei mir zu beſondern Arbeiten und Feſten haben. Jetzo, da niemand Wein ſtiehlt als ich, lang’ ich lange; z. B. noch 54 Franzkrüge und 5 Flaſchen beſitz’ ich. — Ich danke für den angebotnen Ovid. Max braucht die Metamor- phoſen. 10 Biſt du heute auch bei Schuckmann? 591. An Otto. Du machſt mich, gerade wenn ich es gut meine, (wie ſchon einige mal) beinahe böſe. *) Wenn du ein Geſchenk bezahlen willſt: ſo erbitt’ ich mir eine kleine Rechnung deſſen, was ich an meinen Geburttagen dir an 15 Wein und Likör ſchuldig geworden. Zuletzt werd’ ich, wenn jemand bei mir gegeſſen, noch von dieſem um die Wirthrechnung befragt. — Alle Briefe ſind jetzo ins Chaos des vollen Briefkoffers gerathen. Gewiß aber weiß ich, daß 1 Ohm gerade 101 fl. koſtet; alſo ſchuldeſt du [FORMEL] Louisd’or. — Der die Scheinleichen zu Scheinlebendigen pou- 20 ßierende Mann kam zu meiner Freude geſtern nicht. 592. An Otto. Guten Morgen, Lieber! Hier ſend ich dir von 8 Stücken einſt- weilen nur 3, nimm vorlieb. In den Ephemeriden ſteht ein Dekret über die Majorate; ich möchte einmal von dir die Abſicht deſſelben 25 erfahren. — Durch einen neuen Umlauf dürfen nur Männer (deren ſchon eine übergroße Anzahl ſein ſoll) zum Caſino Eſſen. — Wenn du die abſcheulichſte Nacht voll ungewöhnlich marternder Träume gehabt haſt: ſo war ich im ſelben Falle und C[aroline] auch ein wenig; mithin ent- weder Wetter oder Biſchoff ſchuld. 30 *) Ich entſchuldige dich durch die Zweideutigkeit „Weinprobe“; aber ich ſtellte dir das Kaufen ja blos frei; denn fertig werden will ich ſchon als einziger Käufer.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/330>, abgerufen am 22.11.2024.