Das Erscheinen der gegenwärtigen ersten Abtheilung des dritten Bandes hat sich ungleich länger hinausgeschoben, als ich ursprünglich gerechnet hatte. Die Schuld davon liegt weniger an mir, als an der Aufgabe. Ich habe in den sechs Jahren, die seit der Veröffentlichung der zweiten Abtheilung des zweiten Bandes verflossen sind, die Arbeiten für den dritten Band nie auf längere Zeit unterbrochen, aber wer eine Vorstellung von der Art der Arbeit hat, wird wissen, daß sie nicht rasch aus der Stelle schreiten kann. Wie oft hat ein vermeintlicher Schritt vor- wärts mich um zwei Schritte zurückgebracht, wie oft eine neu auftauchende Frage, eine neue Seite, die ich der Sache hinterher noch abgewann, mich zu einem unfreiwilligen Stillstand von mehreren Monaten verdammt, wie häufig habe ich mich ent- schließen müssen mit einem Abschnitt, mit dem ich bereits fertig geworden zu sein glaubte, ganz von neuem zu beginnen! Es ist das einmal der Fluch, der von derartigen Unternehmungen, wie die meinige es ist, unzertrennlich ist, und der mich, wenn mein Werk mir nicht zu sehr ans Herz gewachsen wäre, mehr als ein
Vorrede.
Das Erſcheinen der gegenwärtigen erſten Abtheilung des dritten Bandes hat ſich ungleich länger hinausgeſchoben, als ich urſprünglich gerechnet hatte. Die Schuld davon liegt weniger an mir, als an der Aufgabe. Ich habe in den ſechs Jahren, die ſeit der Veröffentlichung der zweiten Abtheilung des zweiten Bandes verfloſſen ſind, die Arbeiten für den dritten Band nie auf längere Zeit unterbrochen, aber wer eine Vorſtellung von der Art der Arbeit hat, wird wiſſen, daß ſie nicht raſch aus der Stelle ſchreiten kann. Wie oft hat ein vermeintlicher Schritt vor- wärts mich um zwei Schritte zurückgebracht, wie oft eine neu auftauchende Frage, eine neue Seite, die ich der Sache hinterher noch abgewann, mich zu einem unfreiwilligen Stillſtand von mehreren Monaten verdammt, wie häufig habe ich mich ent- ſchließen müſſen mit einem Abſchnitt, mit dem ich bereits fertig geworden zu ſein glaubte, ganz von neuem zu beginnen! Es iſt das einmal der Fluch, der von derartigen Unternehmungen, wie die meinige es iſt, unzertrennlich iſt, und der mich, wenn mein Werk mir nicht zu ſehr ans Herz gewachſen wäre, mehr als ein
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[[III]/0009]
Vorrede.
Das Erſcheinen der gegenwärtigen erſten Abtheilung des
dritten Bandes hat ſich ungleich länger hinausgeſchoben, als ich
urſprünglich gerechnet hatte. Die Schuld davon liegt weniger
an mir, als an der Aufgabe. Ich habe in den ſechs Jahren, die
ſeit der Veröffentlichung der zweiten Abtheilung des zweiten
Bandes verfloſſen ſind, die Arbeiten für den dritten Band nie
auf längere Zeit unterbrochen, aber wer eine Vorſtellung von
der Art der Arbeit hat, wird wiſſen, daß ſie nicht raſch aus der
Stelle ſchreiten kann. Wie oft hat ein vermeintlicher Schritt vor-
wärts mich um zwei Schritte zurückgebracht, wie oft eine neu
auftauchende Frage, eine neue Seite, die ich der Sache hinterher
noch abgewann, mich zu einem unfreiwilligen Stillſtand von
mehreren Monaten verdammt, wie häufig habe ich mich ent-
ſchließen müſſen mit einem Abſchnitt, mit dem ich bereits fertig
geworden zu ſein glaubte, ganz von neuem zu beginnen! Es iſt
das einmal der Fluch, der von derartigen Unternehmungen, wie
die meinige es iſt, unzertrennlich iſt, und der mich, wenn mein
Werk mir nicht zu ſehr ans Herz gewachſen wäre, mehr als ein
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Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 3, Bd. 1. Leipzig, 1865, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jhering_recht03_1865/9>, abgerufen am 03.12.2024.
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