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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.

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nen Gott und Heiland verehrt und ihn angebetet. Er hat mich
in meinen Nöthen erhört, und mir wunderbar beigestanden
und geholfen:

"Folglich ist Jesus Christus unstreitig wahrer Gott,
seine Lehre ist Gottes Wort, und seine Religion, so wie Er sie
gestiftet hat, die wahre."

Dieser Schluß galt ihm zwar bei Andern nichts, aber für
ihn selbst war er vollkommen hinreichend, ihn vor allem Zwei-
fel zu schützen.

Sobald Herr R ... fort war, fiel Stilling zur Erde nie-
der, dankte Gott mit Thränen, und warf sich aufs neue in seine
väterlichen Arme; darauf ging er ins Collegium, und bezahlte
so gut als der Reichste.

Indem dieses zu Straßburg vorging, besuchte einstmals
Herr Liebmann von Schönenthal Herrn Friedenberg
zu Räsenheim, denn sie waren sehr gute Freunde. Lieb-
mann
wußte von Stillings Verbindung mit Christinen
nichts, doch wußte er wohl, daß Friedenberg sein Herzens-
freund war.

Als sie so zusammen saßen, so fiel auch das Gespräch auf
ihren Freund zu Straßburg. Liebmann wußte nicht genug
zu erzählen, wie Herr Troost in seinen Briefen Stillings
Fleiß, Genie und guten Fortgang im Studiren rühmte. Frie-
denberg
und seine Leute, besonders Christine, fühlten
Wonne dabei in ihrem Herzen. Liebmann konnte nicht be-
greifen, woher er Geld bekäme? Friedenberg auch nicht.
Ey, fuhr Liebmann fort: ich wollte, daß ein Freund mit mir
anstände, wir wollten ihm einmal einen tüchtigen Wechsel
schicken.

Herr Friedenberg merkte diesen Zug der Vorsehung; er
konnte sich kaum des Weinens enthalten. Christine aber
lief hinauf auf ihr Zimmer, legte sich vor Gott nieder, und be-
tete. Friedenberg versetzte: Ey, so will ich mit anstehen!
Liebmann freute sich und sagte: "Wohlan! so zahlen Sie
hundert und fünfzig Reichsthaler, ich will auch so viel herbei-
schaffen, und den Wechsel an ihn abschicken." Friedenberg
that das gerne.


18 *

nen Gott und Heiland verehrt und ihn angebetet. Er hat mich
in meinen Noͤthen erhoͤrt, und mir wunderbar beigeſtanden
und geholfen:

„Folglich iſt Jeſus Chriſtus unſtreitig wahrer Gott,
ſeine Lehre iſt Gottes Wort, und ſeine Religion, ſo wie Er ſie
geſtiftet hat, die wahre.“

Dieſer Schluß galt ihm zwar bei Andern nichts, aber fuͤr
ihn ſelbſt war er vollkommen hinreichend, ihn vor allem Zwei-
fel zu ſchuͤtzen.

Sobald Herr R … fort war, fiel Stilling zur Erde nie-
der, dankte Gott mit Thraͤnen, und warf ſich aufs neue in ſeine
vaͤterlichen Arme; darauf ging er ins Collegium, und bezahlte
ſo gut als der Reichſte.

Indem dieſes zu Straßburg vorging, beſuchte einſtmals
Herr Liebmann von Schoͤnenthal Herrn Friedenberg
zu Raͤſenheim, denn ſie waren ſehr gute Freunde. Lieb-
mann
wußte von Stillings Verbindung mit Chriſtinen
nichts, doch wußte er wohl, daß Friedenberg ſein Herzens-
freund war.

Als ſie ſo zuſammen ſaßen, ſo fiel auch das Geſpraͤch auf
ihren Freund zu Straßburg. Liebmann wußte nicht genug
zu erzaͤhlen, wie Herr Trooſt in ſeinen Briefen Stillings
Fleiß, Genie und guten Fortgang im Studiren ruͤhmte. Frie-
denberg
und ſeine Leute, beſonders Chriſtine, fuͤhlten
Wonne dabei in ihrem Herzen. Liebmann konnte nicht be-
greifen, woher er Geld bekaͤme? Friedenberg auch nicht.
Ey, fuhr Liebmann fort: ich wollte, daß ein Freund mit mir
anſtaͤnde, wir wollten ihm einmal einen tuͤchtigen Wechſel
ſchicken.

Herr Friedenberg merkte dieſen Zug der Vorſehung; er
konnte ſich kaum des Weinens enthalten. Chriſtine aber
lief hinauf auf ihr Zimmer, legte ſich vor Gott nieder, und be-
tete. Friedenberg verſetzte: Ey, ſo will ich mit anſtehen!
Liebmann freute ſich und ſagte: „Wohlan! ſo zahlen Sie
hundert und fuͤnfzig Reichsthaler, ich will auch ſo viel herbei-
ſchaffen, und den Wechſel an ihn abſchicken.“ Friedenberg
that das gerne.


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[275/0283] nen Gott und Heiland verehrt und ihn angebetet. Er hat mich in meinen Noͤthen erhoͤrt, und mir wunderbar beigeſtanden und geholfen: „Folglich iſt Jeſus Chriſtus unſtreitig wahrer Gott, ſeine Lehre iſt Gottes Wort, und ſeine Religion, ſo wie Er ſie geſtiftet hat, die wahre.“ Dieſer Schluß galt ihm zwar bei Andern nichts, aber fuͤr ihn ſelbſt war er vollkommen hinreichend, ihn vor allem Zwei- fel zu ſchuͤtzen. Sobald Herr R … fort war, fiel Stilling zur Erde nie- der, dankte Gott mit Thraͤnen, und warf ſich aufs neue in ſeine vaͤterlichen Arme; darauf ging er ins Collegium, und bezahlte ſo gut als der Reichſte. Indem dieſes zu Straßburg vorging, beſuchte einſtmals Herr Liebmann von Schoͤnenthal Herrn Friedenberg zu Raͤſenheim, denn ſie waren ſehr gute Freunde. Lieb- mann wußte von Stillings Verbindung mit Chriſtinen nichts, doch wußte er wohl, daß Friedenberg ſein Herzens- freund war. Als ſie ſo zuſammen ſaßen, ſo fiel auch das Geſpraͤch auf ihren Freund zu Straßburg. Liebmann wußte nicht genug zu erzaͤhlen, wie Herr Trooſt in ſeinen Briefen Stillings Fleiß, Genie und guten Fortgang im Studiren ruͤhmte. Frie- denberg und ſeine Leute, beſonders Chriſtine, fuͤhlten Wonne dabei in ihrem Herzen. Liebmann konnte nicht be- greifen, woher er Geld bekaͤme? Friedenberg auch nicht. Ey, fuhr Liebmann fort: ich wollte, daß ein Freund mit mir anſtaͤnde, wir wollten ihm einmal einen tuͤchtigen Wechſel ſchicken. Herr Friedenberg merkte dieſen Zug der Vorſehung; er konnte ſich kaum des Weinens enthalten. Chriſtine aber lief hinauf auf ihr Zimmer, legte ſich vor Gott nieder, und be- tete. Friedenberg verſetzte: Ey, ſo will ich mit anſtehen! Liebmann freute ſich und ſagte: „Wohlan! ſo zahlen Sie hundert und fuͤnfzig Reichsthaler, ich will auch ſo viel herbei- ſchaffen, und den Wechſel an ihn abſchicken.“ Friedenberg that das gerne. 18 *

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/283>, abgerufen am 24.11.2024.