ihr Weg über Minden ging, so beschlossen sie, bei Julien einen Besuch abzulegen, um auch diese gute Seele persönlich kennen zu lernen: diese lud sie aber freundlich ein, bei ihr zu logiren, welches dann auch mit Freuden zugesagt wurde.
Stilling und Elise traten diese Reise den 18. Sep- tember an, sie nahmen Karoline bis Kassel mit, dort sollte sie bleiben, bis die Eltern wieder zurückkämen, denn da sie durch ihr Betragen und herzliche Liebe zu ihren Eltern, diesen Freude machte, so suchten sie ihr das auch bei Gele- genheit zu erwiedern. In Kassel logirten sie bei dem Herrn geheimen Rath von Kunckel, dessen Gattin eine nahe Bluts- verwandtin von Elise ist. Der geheime Rath von Kun- ckel aber war von jeher Stillings wahrer, bewährter und vertrauter Freund, und wird es auch wohl bleiben, so lange ihr Beider Daseyn währt. Kunckel hat von der Pike auf gedient, und ist durch seine treue Thätigkeit geworden, was er ist.
Des folgenden Tages am Nachmittag fuhren sie nach Min- den, dort blieben sie den Sonntag. Julie empfing sie mit der ganzen Fülle der christlichen Liebe, sie und der rechtschaf- fene reformirte Prediger Klugist, nebst seiner lieben Gattin, erzeigten beiden Reisenden alle mögliche Freundschaft. Julie und Elise schlossen den Schwesterbund auf ewig, und ver- banden sich, den Weg fortzupilgern, den uns unser anbetungs- würdiger Erlöser vorgezeichnet und selbst vorgegangen hat. Julie hat noch zwei vortreffliche Schwestern, die auch da wa- ren und den christlich freundschaftlichen Zirkel vermehren halfen.
Zu Göttingen fanden sie den treuen Achelis gerade im Begriff, abzureisen; er hatte einen Beruf als Prediger in der Nähe von Bremen bekommen; seine Gattin war schon mit ihrer Schwester voraus nach Bovenden, wo sie ihn erwartete. Achelis begleitete nun Stilling und Elise, und von Bovenden fuhren sie zusammen bis Nordheim, wo sich dann Alle unter tausend Segenswünschen trennten.
Hier in Nordheim überfiel Stilling eine unbeschreib- liche Angst; sie fing eben vor dem Abschied von Achelis an; ob es der gute Mann noch gemerkt hat, das weiß ich
ihr Weg uͤber Minden ging, ſo beſchloſſen ſie, bei Julien einen Beſuch abzulegen, um auch dieſe gute Seele perſoͤnlich kennen zu lernen: dieſe lud ſie aber freundlich ein, bei ihr zu logiren, welches dann auch mit Freuden zugeſagt wurde.
Stilling und Eliſe traten dieſe Reiſe den 18. Sep- tember an, ſie nahmen Karoline bis Kaſſel mit, dort ſollte ſie bleiben, bis die Eltern wieder zuruͤckkaͤmen, denn da ſie durch ihr Betragen und herzliche Liebe zu ihren Eltern, dieſen Freude machte, ſo ſuchten ſie ihr das auch bei Gele- genheit zu erwiedern. In Kaſſel logirten ſie bei dem Herrn geheimen Rath von Kunckel, deſſen Gattin eine nahe Bluts- verwandtin von Eliſe iſt. Der geheime Rath von Kun- ckel aber war von jeher Stillings wahrer, bewaͤhrter und vertrauter Freund, und wird es auch wohl bleiben, ſo lange ihr Beider Daſeyn waͤhrt. Kunckel hat von der Pike auf gedient, und iſt durch ſeine treue Thaͤtigkeit geworden, was er iſt.
Des folgenden Tages am Nachmittag fuhren ſie nach Min- den, dort blieben ſie den Sonntag. Julie empfing ſie mit der ganzen Fuͤlle der chriſtlichen Liebe, ſie und der rechtſchaf- fene reformirte Prediger Klugiſt, nebſt ſeiner lieben Gattin, erzeigten beiden Reiſenden alle moͤgliche Freundſchaft. Julie und Eliſe ſchloſſen den Schweſterbund auf ewig, und ver- banden ſich, den Weg fortzupilgern, den uns unſer anbetungs- wuͤrdiger Erloͤſer vorgezeichnet und ſelbſt vorgegangen hat. Julie hat noch zwei vortreffliche Schweſtern, die auch da wa- ren und den chriſtlich freundſchaftlichen Zirkel vermehren halfen.
Zu Goͤttingen fanden ſie den treuen Achelis gerade im Begriff, abzureiſen; er hatte einen Beruf als Prediger in der Naͤhe von Bremen bekommen; ſeine Gattin war ſchon mit ihrer Schweſter voraus nach Bovenden, wo ſie ihn erwartete. Achelis begleitete nun Stilling und Eliſe, und von Bovenden fuhren ſie zuſammen bis Nordheim, wo ſich dann Alle unter tauſend Segenswuͤnſchen trennten.
Hier in Nordheim uͤberfiel Stilling eine unbeſchreib- liche Angſt; ſie fing eben vor dem Abſchied von Achelis an; ob es der gute Mann noch gemerkt hat, das weiß ich
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ihr Weg uͤber Minden ging, ſo beſchloſſen ſie, bei Julien
einen Beſuch abzulegen, um auch dieſe gute Seele perſoͤnlich
kennen zu lernen: dieſe lud ſie aber freundlich ein, bei ihr zu
logiren, welches dann auch mit Freuden zugeſagt wurde.
Stilling und Eliſe traten dieſe Reiſe den 18. Sep-
tember an, ſie nahmen Karoline bis Kaſſel mit, dort
ſollte ſie bleiben, bis die Eltern wieder zuruͤckkaͤmen, denn da
ſie durch ihr Betragen und herzliche Liebe zu ihren Eltern,
dieſen Freude machte, ſo ſuchten ſie ihr das auch bei Gele-
genheit zu erwiedern. In Kaſſel logirten ſie bei dem Herrn
geheimen Rath von Kunckel, deſſen Gattin eine nahe Bluts-
verwandtin von Eliſe iſt. Der geheime Rath von Kun-
ckel aber war von jeher Stillings wahrer, bewaͤhrter
und vertrauter Freund, und wird es auch wohl bleiben, ſo
lange ihr Beider Daſeyn waͤhrt. Kunckel hat von der Pike
auf gedient, und iſt durch ſeine treue Thaͤtigkeit geworden,
was er iſt.
Des folgenden Tages am Nachmittag fuhren ſie nach Min-
den, dort blieben ſie den Sonntag. Julie empfing ſie mit
der ganzen Fuͤlle der chriſtlichen Liebe, ſie und der rechtſchaf-
fene reformirte Prediger Klugiſt, nebſt ſeiner lieben Gattin,
erzeigten beiden Reiſenden alle moͤgliche Freundſchaft. Julie
und Eliſe ſchloſſen den Schweſterbund auf ewig, und ver-
banden ſich, den Weg fortzupilgern, den uns unſer anbetungs-
wuͤrdiger Erloͤſer vorgezeichnet und ſelbſt vorgegangen hat.
Julie hat noch zwei vortreffliche Schweſtern, die auch da wa-
ren und den chriſtlich freundſchaftlichen Zirkel vermehren halfen.
Zu Goͤttingen fanden ſie den treuen Achelis gerade
im Begriff, abzureiſen; er hatte einen Beruf als Prediger in
der Naͤhe von Bremen bekommen; ſeine Gattin war ſchon
mit ihrer Schweſter voraus nach Bovenden, wo ſie ihn
erwartete. Achelis begleitete nun Stilling und Eliſe,
und von Bovenden fuhren ſie zuſammen bis Nordheim,
wo ſich dann Alle unter tauſend Segenswuͤnſchen trennten.
Hier in Nordheim uͤberfiel Stilling eine unbeſchreib-
liche Angſt; ſie fing eben vor dem Abſchied von Achelis
an; ob es der gute Mann noch gemerkt hat, das weiß ich
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/554>, abgerufen am 31.10.2024.
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