Ueberhaupt verlor sein treues Gemüth keinen bewährten Freund auch aus der frühern Zeit.
Jung-Stilling hatte das Glück, bei einer so ausgebreiteten Bekanntschaft, wie sie nicht leicht ein Gelehrter findet, auch viele vertraute Freunde zu besitzen, mit welchen er im mündlichen und schriftlichen Umgang lebte. Schon seine gelehrte Laufbahn, wo er in Zweigen der Kameralistik als Schöpfer von immer noch geschätzten Systemen auftrat, und überhaupt sein genialer Geist hatte ihm viel Ansehen, manche persönliche Verbindung und eine große Korrespondenz erworben. Wie mancher ausge- zeichnete Staatsmann war sein Zuhörer, und schätzt immer noch diesen Lehrer? Wir könnten auch der Hochachtung erwähnen, welche ihm ein Kant in einem Briefe bewies, worin ihm der- selbe über einige Fragen, die Anwendung seiner philosophischen Grundsätze theils auf kameralistische Gegenstände, theils auf das Christenthum betreffend, ausführlich antwortet, und es dieser große Philosoph mit voller Zustimmung billigt, daß Jung seine Beruhigung im Evangelium suche. Doch hier ist nicht der Ort zu allem diesem. Wir wollen nur hierbei denjenigen dieser Freunde, die etwa noch leben, unsern Dank laut versichern, daß sie auch in solchen Verhältnissen unserm Vater Freundlichkeit bewiesen haben.
Vornehmlich aber war es seine religiöse Schriftstellerei und sein ausgezeichneter Christusglaube, was ihm viele Gemüths- freunde nah und fern erwarb. In fast allen europäischen Län- dern, auf dem Lande und in den Hauptstädten, in beiden In- dien, in dem Hottentottenlande, im weiten Asien und auf Ota- heiti wurde seiner mit Liebe gedacht, wurde für ihn gebetet; -- o, es war etwas Großartiges, zu hören, wie bei ihm oft aus den entlegensten Gegenden der Erde zugleich Nachrichten vom Reiche Gottes einliefen, wie das Christenthum eine so schöne Ge- meinschaft der Geister unter den verschiedensten Völkern unter- hielt, wie er von seiner Seite alles dazu beizutragen suchte, und sich in diesem so seltenen und großen Wirkungskreise nur mit Demuth glücklich fühlte! Ich bin überzeugt, daß er mit einem apostolischen Geiste aller dieser christlichen Freunde, und so be- sonders auch der christlichen Missionsgeschäfte in seinem täglichen Gebete gedacht hat.
Ueberhaupt verlor ſein treues Gemuͤth keinen bewaͤhrten Freund auch aus der fruͤhern Zeit.
Jung-Stilling hatte das Gluͤck, bei einer ſo ausgebreiteten Bekanntſchaft, wie ſie nicht leicht ein Gelehrter findet, auch viele vertraute Freunde zu beſitzen, mit welchen er im muͤndlichen und ſchriftlichen Umgang lebte. Schon ſeine gelehrte Laufbahn, wo er in Zweigen der Kameraliſtik als Schoͤpfer von immer noch geſchaͤtzten Syſtemen auftrat, und uͤberhaupt ſein genialer Geiſt hatte ihm viel Anſehen, manche perſoͤnliche Verbindung und eine große Korreſpondenz erworben. Wie mancher ausge- zeichnete Staatsmann war ſein Zuhoͤrer, und ſchaͤtzt immer noch dieſen Lehrer? Wir koͤnnten auch der Hochachtung erwaͤhnen, welche ihm ein Kant in einem Briefe bewies, worin ihm der- ſelbe uͤber einige Fragen, die Anwendung ſeiner philoſophiſchen Grundſaͤtze theils auf kameraliſtiſche Gegenſtaͤnde, theils auf das Chriſtenthum betreffend, ausfuͤhrlich antwortet, und es dieſer große Philoſoph mit voller Zuſtimmung billigt, daß Jung ſeine Beruhigung im Evangelium ſuche. Doch hier iſt nicht der Ort zu allem dieſem. Wir wollen nur hierbei denjenigen dieſer Freunde, die etwa noch leben, unſern Dank laut verſichern, daß ſie auch in ſolchen Verhaͤltniſſen unſerm Vater Freundlichkeit bewieſen haben.
Vornehmlich aber war es ſeine religioͤſe Schriftſtellerei und ſein ausgezeichneter Chriſtusglaube, was ihm viele Gemuͤths- freunde nah und fern erwarb. In faſt allen europaͤiſchen Laͤn- dern, auf dem Lande und in den Hauptſtaͤdten, in beiden In- dien, in dem Hottentottenlande, im weiten Aſien und auf Ota- heiti wurde ſeiner mit Liebe gedacht, wurde fuͤr ihn gebetet; — o, es war etwas Großartiges, zu hoͤren, wie bei ihm oft aus den entlegenſten Gegenden der Erde zugleich Nachrichten vom Reiche Gottes einliefen, wie das Chriſtenthum eine ſo ſchoͤne Ge- meinſchaft der Geiſter unter den verſchiedenſten Voͤlkern unter- hielt, wie er von ſeiner Seite alles dazu beizutragen ſuchte, und ſich in dieſem ſo ſeltenen und großen Wirkungskreiſe nur mit Demuth gluͤcklich fuͤhlte! Ich bin uͤberzeugt, daß er mit einem apoſtoliſchen Geiſte aller dieſer chriſtlichen Freunde, und ſo be- ſonders auch der chriſtlichen Miſſionsgeſchaͤfte in ſeinem taͤglichen Gebete gedacht hat.
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Ueberhaupt verlor ſein treues Gemuͤth keinen bewaͤhrten Freund
auch aus der fruͤhern Zeit.
Jung-Stilling hatte das Gluͤck, bei einer ſo ausgebreiteten
Bekanntſchaft, wie ſie nicht leicht ein Gelehrter findet, auch viele
vertraute Freunde zu beſitzen, mit welchen er im muͤndlichen
und ſchriftlichen Umgang lebte. Schon ſeine gelehrte Laufbahn,
wo er in Zweigen der Kameraliſtik als Schoͤpfer von immer
noch geſchaͤtzten Syſtemen auftrat, und uͤberhaupt ſein genialer
Geiſt hatte ihm viel Anſehen, manche perſoͤnliche Verbindung
und eine große Korreſpondenz erworben. Wie mancher ausge-
zeichnete Staatsmann war ſein Zuhoͤrer, und ſchaͤtzt immer noch
dieſen Lehrer? Wir koͤnnten auch der Hochachtung erwaͤhnen,
welche ihm ein Kant in einem Briefe bewies, worin ihm der-
ſelbe uͤber einige Fragen, die Anwendung ſeiner philoſophiſchen
Grundſaͤtze theils auf kameraliſtiſche Gegenſtaͤnde, theils auf das
Chriſtenthum betreffend, ausfuͤhrlich antwortet, und es dieſer
große Philoſoph mit voller Zuſtimmung billigt, daß Jung ſeine
Beruhigung im Evangelium ſuche. Doch hier iſt nicht der Ort
zu allem dieſem. Wir wollen nur hierbei denjenigen dieſer Freunde,
die etwa noch leben, unſern Dank laut verſichern, daß ſie auch in
ſolchen Verhaͤltniſſen unſerm Vater Freundlichkeit bewieſen haben.
Vornehmlich aber war es ſeine religioͤſe Schriftſtellerei und
ſein ausgezeichneter Chriſtusglaube, was ihm viele Gemuͤths-
freunde nah und fern erwarb. In faſt allen europaͤiſchen Laͤn-
dern, auf dem Lande und in den Hauptſtaͤdten, in beiden In-
dien, in dem Hottentottenlande, im weiten Aſien und auf Ota-
heiti wurde ſeiner mit Liebe gedacht, wurde fuͤr ihn gebetet; —
o, es war etwas Großartiges, zu hoͤren, wie bei ihm oft aus
den entlegenſten Gegenden der Erde zugleich Nachrichten vom
Reiche Gottes einliefen, wie das Chriſtenthum eine ſo ſchoͤne Ge-
meinſchaft der Geiſter unter den verſchiedenſten Voͤlkern unter-
hielt, wie er von ſeiner Seite alles dazu beizutragen ſuchte, und
ſich in dieſem ſo ſeltenen und großen Wirkungskreiſe nur mit
Demuth gluͤcklich fuͤhlte! Ich bin uͤberzeugt, daß er mit einem
apoſtoliſchen Geiſte aller dieſer chriſtlichen Freunde, und ſo be-
ſonders auch der chriſtlichen Miſſionsgeſchaͤfte in ſeinem taͤglichen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/674>, abgerufen am 21.11.2024.
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