Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Kunstwissenschaft

§. 233. Aus bisher Abgehandeltem läßt
sich leicht folgern, daß es für das Kunstge-
werbe nüzlich sei: wann alle Handwerker vor
und nach zur Würde der Kunst emporsteigen.
Denn je mehr der Handwerker nach wissen-
schaftlichen Grundsäzen arbeitet, je mehr er
seine Erfindungskraft übt, um durch kürzere
Wege und leichtere Mittel die beßten Zube-
reitungen zu machen, und endlich je mehr
nüzliche Geheimnisse er entdeckt, und selbi-
ge zum höchsten Nuzen der Kunst in seine
Werke verwebt: je mehr treibt er sein Ge-
werbe zur Würde der Kunst empor, und de-
sto mehr Nuzen schaft er dem Kunstgewerbe,
ins Ganze genommen.

§. 234. Desgleichen muß einem jeden ein-
leuchten, daß die Naturgeschichte, Na-
turkunde, Scheidekunst, reine und an-
gewandte Mathematik, schöne Wissen-
schaften und schöne Künste, Känntnisse
enthalten, die im Kunstgewerbe unent-
behrlich sind, und die also als Hilfswis-
senschaften auf der Kameral Hohenschu-
le nothwendig gelehrt werden müssen.

Kunst-
H 2
Kunſtwiſſenſchaft

§. 233. Aus bisher Abgehandeltem laͤßt
ſich leicht folgern, daß es fuͤr das Kunſtge-
werbe nuͤzlich ſei: wann alle Handwerker vor
und nach zur Wuͤrde der Kunſt emporſteigen.
Denn je mehr der Handwerker nach wiſſen-
ſchaftlichen Grundſaͤzen arbeitet, je mehr er
ſeine Erfindungskraft uͤbt, um durch kuͤrzere
Wege und leichtere Mittel die beßten Zube-
reitungen zu machen, und endlich je mehr
nuͤzliche Geheimniſſe er entdeckt, und ſelbi-
ge zum hoͤchſten Nuzen der Kunſt in ſeine
Werke verwebt: je mehr treibt er ſein Ge-
werbe zur Wuͤrde der Kunſt empor, und de-
ſto mehr Nuzen ſchaft er dem Kunſtgewerbe,
ins Ganze genommen.

§. 234. Desgleichen muß einem jeden ein-
leuchten, daß die Naturgeſchichte, Na-
turkunde, Scheidekunſt, reine und an-
gewandte Mathematik, ſchoͤne Wiſſen-
ſchaften und ſchoͤne Kuͤnſte, Kaͤnntniſſe
enthalten, die im Kunſtgewerbe unent-
behrlich ſind, und die alſo als Hilfswiſ-
ſenſchaften auf der Kameral Hohenſchu-
le nothwendig gelehrt werden muͤſſen.

Kunſt-
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0135" n="115"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Kun&#x017F;twi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft</hi> </fw><lb/>
            <p>§. 233. Aus bisher Abgehandeltem la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich leicht folgern, daß es fu&#x0364;r das Kun&#x017F;tge-<lb/>
werbe nu&#x0364;zlich &#x017F;ei: wann alle Handwerker vor<lb/>
und nach zur Wu&#x0364;rde der Kun&#x017F;t empor&#x017F;teigen.<lb/>
Denn je mehr der Handwerker nach wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Grund&#x017F;a&#x0364;zen arbeitet, je mehr er<lb/>
&#x017F;eine Erfindungskraft u&#x0364;bt, um durch ku&#x0364;rzere<lb/>
Wege und leichtere Mittel die beßten Zube-<lb/>
reitungen zu machen, und endlich je mehr<lb/>
nu&#x0364;zliche Geheimni&#x017F;&#x017F;e er entdeckt, und &#x017F;elbi-<lb/>
ge zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten Nuzen der Kun&#x017F;t in &#x017F;eine<lb/>
Werke verwebt: je mehr treibt er &#x017F;ein Ge-<lb/>
werbe zur Wu&#x0364;rde der Kun&#x017F;t empor, und de-<lb/>
&#x017F;to mehr Nuzen &#x017F;chaft er dem Kun&#x017F;tgewerbe,<lb/>
ins Ganze genommen.</p><lb/>
            <p>§. 234. Desgleichen muß einem jeden ein-<lb/>
leuchten, <hi rendition="#fr">daß die Naturge&#x017F;chichte, Na-<lb/>
turkunde, Scheidekun&#x017F;t, reine und an-<lb/>
gewandte Mathematik, &#x017F;cho&#x0364;ne Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften und &#x017F;cho&#x0364;ne Ku&#x0364;n&#x017F;te, Ka&#x0364;nntni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
enthalten, die im Kun&#x017F;tgewerbe unent-<lb/>
behrlich &#x017F;ind, und die al&#x017F;o als Hilfswi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaften auf der Kameral Hohen&#x017F;chu-<lb/>
le nothwendig gelehrt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Kun&#x017F;t-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0135] Kunſtwiſſenſchaft §. 233. Aus bisher Abgehandeltem laͤßt ſich leicht folgern, daß es fuͤr das Kunſtge- werbe nuͤzlich ſei: wann alle Handwerker vor und nach zur Wuͤrde der Kunſt emporſteigen. Denn je mehr der Handwerker nach wiſſen- ſchaftlichen Grundſaͤzen arbeitet, je mehr er ſeine Erfindungskraft uͤbt, um durch kuͤrzere Wege und leichtere Mittel die beßten Zube- reitungen zu machen, und endlich je mehr nuͤzliche Geheimniſſe er entdeckt, und ſelbi- ge zum hoͤchſten Nuzen der Kunſt in ſeine Werke verwebt: je mehr treibt er ſein Ge- werbe zur Wuͤrde der Kunſt empor, und de- ſto mehr Nuzen ſchaft er dem Kunſtgewerbe, ins Ganze genommen. §. 234. Desgleichen muß einem jeden ein- leuchten, daß die Naturgeſchichte, Na- turkunde, Scheidekunſt, reine und an- gewandte Mathematik, ſchoͤne Wiſſen- ſchaften und ſchoͤne Kuͤnſte, Kaͤnntniſſe enthalten, die im Kunſtgewerbe unent- behrlich ſind, und die alſo als Hilfswiſ- ſenſchaften auf der Kameral Hohenſchu- le nothwendig gelehrt werden muͤſſen. Kunſt- H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/135
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/135>, abgerufen am 25.11.2024.