§. 283. Anfänglich wog man das Tausch- mittel, und zahlte es nach dem Gewichte über; allein es entstanden Künstler, welche die Ver- besserung unedler Metalle versuchten, und etwas ähnliches hervorbrachten. Dieses wur- de für wahres Gold und Silber ausgegeben; weil aber diese Künsteleien nicht stich hiel- ten, wieder ihre vorige Natur annahmen, und also der lezte Jnhaber um den Werth betrogen wurde, so dachte man auf Mittel sich dagegen zu verwahren. Leute von gro- sem Credit, die weit und breit bekannt wa- ren, Fürsten oder handelnde Staaten, wogen Stücklein Goldes und Silbers von allerhand bestimmten Gewichten ab, zeichneten sie durch ihre Namen, oder mit andern Zeichen, die nicht leicht nachzumachen waren, hiedurch wurde die Verfälschung schwerer, und die- ses gezeichnete Tauschmittel wurde nunmehr gültig. So entstand das Geld, und mit demselben die Münzwissenschaft.
§. 284. Theils das nach seinem inneren Werthe oder Gehalt (Aloy) schlechtere Me- tall, theils auch der Mangel des Geldes,
sezten
Handlungswiſſenſchaft
§. 283. Anfaͤnglich wog man das Tauſch- mittel, und zahlte es nach dem Gewichte uͤber; allein es entſtanden Kuͤnſtler, welche die Ver- beſſerung unedler Metalle verſuchten, und etwas aͤhnliches hervorbrachten. Dieſes wur- de fuͤr wahres Gold und Silber ausgegeben; weil aber dieſe Kuͤnſteleien nicht ſtich hiel- ten, wieder ihre vorige Natur annahmen, und alſo der lezte Jnhaber um den Werth betrogen wurde, ſo dachte man auf Mittel ſich dagegen zu verwahren. Leute von gro- ſem Credit, die weit und breit bekannt wa- ren, Fuͤrſten oder handelnde Staaten, wogen Stuͤcklein Goldes und Silbers von allerhand beſtimmten Gewichten ab, zeichneten ſie durch ihre Namen, oder mit andern Zeichen, die nicht leicht nachzumachen waren, hiedurch wurde die Verfaͤlſchung ſchwerer, und die- ſes gezeichnete Tauſchmittel wurde nunmehr guͤltig. So entſtand das Geld, und mit demſelben die Muͤnzwiſſenſchaft.
§. 284. Theils das nach ſeinem inneren Werthe oder Gehalt (Aloy) ſchlechtere Me- tall, theils auch der Mangel des Geldes,
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Handlungswiſſenſchaft
§. 283. Anfaͤnglich wog man das Tauſch-
mittel, und zahlte es nach dem Gewichte uͤber;
allein es entſtanden Kuͤnſtler, welche die Ver-
beſſerung unedler Metalle verſuchten, und
etwas aͤhnliches hervorbrachten. Dieſes wur-
de fuͤr wahres Gold und Silber ausgegeben;
weil aber dieſe Kuͤnſteleien nicht ſtich hiel-
ten, wieder ihre vorige Natur annahmen,
und alſo der lezte Jnhaber um den Werth
betrogen wurde, ſo dachte man auf Mittel
ſich dagegen zu verwahren. Leute von gro-
ſem Credit, die weit und breit bekannt wa-
ren, Fuͤrſten oder handelnde Staaten, wogen
Stuͤcklein Goldes und Silbers von allerhand
beſtimmten Gewichten ab, zeichneten ſie durch
ihre Namen, oder mit andern Zeichen, die
nicht leicht nachzumachen waren, hiedurch
wurde die Verfaͤlſchung ſchwerer, und die-
ſes gezeichnete Tauſchmittel wurde nunmehr
guͤltig. So entſtand das Geld, und mit
demſelben die Muͤnzwiſſenſchaft.
§. 284. Theils das nach ſeinem inneren
Werthe oder Gehalt (Aloy) ſchlechtere Me-
tall, theils auch der Mangel des Geldes,
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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/159>, abgerufen am 16.02.2025.
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