Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Handlungshaushaltung
nen her für ihr Beßtes sorgt, der sie bezahlt,
was sie verdienen, auch ihnen im Falle der
Noth heraus hilft. Sie müssen an ihrem Her-
zen Kindesliebe fühlen, und Ehrfurcht, wann
er sich ihnen nähert, und sie müssen zittern,
wann er Ernst ist.

§. 341. Alles dieses erreicht ein Mann,
wenn er in seinen Geschäften ein Genie, in
seinem Wandel ein Christ, und in seinem
Thun und Lassen ein gebohrner Fürst ist. Ein
solcher Herr ist das Abendgespräch eines
Handwerksmannes mit seiner Frau und Kin-
dern, sie idealisiren sich denselben zum En-
gel, und nach seinem Tode weinen Land und
Leute.

§. 342. Auch gehört noch ein Hauptstück
zu dem Charakter eines Fabriquanten, sei-
ne Kleidung und sein Tisch soll mäsig, rein,
bescheiden, mit einem Worte, ein Muster
seyn; nichts demüthigt den Handwerksmann
so sehr, als wenn er seinen Herrn schwelgen
sieht, während der Zeit, wann er in seinem
Dienste schwizt, magere Speisen genießt, und
Wasser trinkt. Der Gedanke ist ihm so na-

türlich:
L 5

Handlungshaushaltung
nen her fuͤr ihr Beßtes ſorgt, der ſie bezahlt,
was ſie verdienen, auch ihnen im Falle der
Noth heraus hilft. Sie muͤſſen an ihrem Her-
zen Kindesliebe fuͤhlen, und Ehrfurcht, wann
er ſich ihnen naͤhert, und ſie muͤſſen zittern,
wann er Ernſt iſt.

§. 341. Alles dieſes erreicht ein Mann,
wenn er in ſeinen Geſchaͤften ein Genie, in
ſeinem Wandel ein Chriſt, und in ſeinem
Thun und Laſſen ein gebohrner Fuͤrſt iſt. Ein
ſolcher Herr iſt das Abendgeſpraͤch eines
Handwerksmannes mit ſeiner Frau und Kin-
dern, ſie idealiſiren ſich denſelben zum En-
gel, und nach ſeinem Tode weinen Land und
Leute.

§. 342. Auch gehoͤrt noch ein Hauptſtuͤck
zu dem Charakter eines Fabriquanten, ſei-
ne Kleidung und ſein Tiſch ſoll maͤſig, rein,
beſcheiden, mit einem Worte, ein Muſter
ſeyn; nichts demuͤthigt den Handwerksmann
ſo ſehr, als wenn er ſeinen Herrn ſchwelgen
ſieht, waͤhrend der Zeit, wann er in ſeinem
Dienſte ſchwizt, magere Speiſen genießt, und
Waſſer trinkt. Der Gedanke iſt ihm ſo na-

tuͤrlich:
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0189" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Handlungshaushaltung</hi></fw><lb/>
nen her fu&#x0364;r ihr Beßtes &#x017F;orgt, der &#x017F;ie bezahlt,<lb/>
was &#x017F;ie verdienen, auch ihnen im Falle der<lb/>
Noth heraus hilft. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en an ihrem Her-<lb/>
zen Kindesliebe fu&#x0364;hlen, und Ehrfurcht, wann<lb/>
er &#x017F;ich ihnen na&#x0364;hert, und &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zittern,<lb/>
wann er Ern&#x017F;t i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>§. 341. Alles die&#x017F;es erreicht ein Mann,<lb/>
wenn er in &#x017F;einen Ge&#x017F;cha&#x0364;ften ein Genie, in<lb/>
&#x017F;einem Wandel ein Chri&#x017F;t, und in &#x017F;einem<lb/>
Thun und La&#x017F;&#x017F;en ein gebohrner Fu&#x0364;r&#x017F;t i&#x017F;t. Ein<lb/>
&#x017F;olcher Herr i&#x017F;t das Abendge&#x017F;pra&#x0364;ch eines<lb/>
Handwerksmannes mit &#x017F;einer Frau und Kin-<lb/>
dern, &#x017F;ie ideali&#x017F;iren &#x017F;ich den&#x017F;elben zum En-<lb/>
gel, und nach &#x017F;einem Tode weinen Land und<lb/>
Leute.</p><lb/>
          <p>§. 342. Auch geho&#x0364;rt noch ein Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/>
zu dem Charakter eines Fabriquanten, &#x017F;ei-<lb/>
ne Kleidung und &#x017F;ein Ti&#x017F;ch &#x017F;oll ma&#x0364;&#x017F;ig, rein,<lb/>
be&#x017F;cheiden, mit einem Worte, ein Mu&#x017F;ter<lb/>
&#x017F;eyn; nichts demu&#x0364;thigt den Handwerksmann<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr, als wenn er &#x017F;einen Herrn &#x017F;chwelgen<lb/>
&#x017F;ieht, wa&#x0364;hrend der Zeit, wann er in &#x017F;einem<lb/>
Dien&#x017F;te &#x017F;chwizt, magere Spei&#x017F;en genießt, und<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er trinkt. Der Gedanke i&#x017F;t ihm &#x017F;o na-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">tu&#x0364;rlich:</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0189] Handlungshaushaltung nen her fuͤr ihr Beßtes ſorgt, der ſie bezahlt, was ſie verdienen, auch ihnen im Falle der Noth heraus hilft. Sie muͤſſen an ihrem Her- zen Kindesliebe fuͤhlen, und Ehrfurcht, wann er ſich ihnen naͤhert, und ſie muͤſſen zittern, wann er Ernſt iſt. §. 341. Alles dieſes erreicht ein Mann, wenn er in ſeinen Geſchaͤften ein Genie, in ſeinem Wandel ein Chriſt, und in ſeinem Thun und Laſſen ein gebohrner Fuͤrſt iſt. Ein ſolcher Herr iſt das Abendgeſpraͤch eines Handwerksmannes mit ſeiner Frau und Kin- dern, ſie idealiſiren ſich denſelben zum En- gel, und nach ſeinem Tode weinen Land und Leute. §. 342. Auch gehoͤrt noch ein Hauptſtuͤck zu dem Charakter eines Fabriquanten, ſei- ne Kleidung und ſein Tiſch ſoll maͤſig, rein, beſcheiden, mit einem Worte, ein Muſter ſeyn; nichts demuͤthigt den Handwerksmann ſo ſehr, als wenn er ſeinen Herrn ſchwelgen ſieht, waͤhrend der Zeit, wann er in ſeinem Dienſte ſchwizt, magere Speiſen genießt, und Waſſer trinkt. Der Gedanke iſt ihm ſo na- tuͤrlich: L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/189
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/189>, abgerufen am 21.11.2024.