Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.III. Absch. von Anlegung und Gründung oder gar nicht zu Stande, so wie öfters die Vorschüßeverlohren gehen. Wenn man aber vor die Sicherheit der vorzuschießenden Gelder sehr besorget ist, solche nur auf wenige Jahre herleihet und alsdenn auf die Wie- derbezahlung, auf die Einsicht der Bücher oder auf eine vollkommene Sicherheit dringet; so ist dieses dem guten Fortgang der neuen Fabriken sehr hinderlich, wo sie nicht gar dadurch wieder über den Haufen geworfen werden. Jch weiß verschiedene Beyspiele in einem ge- wissen Lande, wo man vor die Sicherheit der vorge- schoßenen Gelder allemal sehr besorget war, und nach wenig Jahren entweder auf die Bezahlung drang, oder die Waaren zur Sicherheit verlangte, daß dadurch Fa- briken, welche den besten Anschein und Hofnung hat- ten, wieder zu Grunde gegangen sind. Man findet also auf beyden Seiten so viel Schwierigkeiten, daß dieses Mittel schwehrlich anzurathen ist. Wir wollen demnach versuchen etwas besseres vorzuschlagen. dem Wirth- schaftsetat von den Ein- künften des Staats zu Unterstü- tzung der Manufactu- ren eine jährliche Summe ausgewor- fen werden. Jch setze voraus, daß ein Staat, der den vernünf- Er
III. Abſch. von Anlegung und Gruͤndung oder gar nicht zu Stande, ſo wie oͤfters die Vorſchuͤßeverlohren gehen. Wenn man aber vor die Sicherheit der vorzuſchießenden Gelder ſehr beſorget iſt, ſolche nur auf wenige Jahre herleihet und alsdenn auf die Wie- derbezahlung, auf die Einſicht der Buͤcher oder auf eine vollkommene Sicherheit dringet; ſo iſt dieſes dem guten Fortgang der neuen Fabriken ſehr hinderlich, wo ſie nicht gar dadurch wieder uͤber den Haufen geworfen werden. Jch weiß verſchiedene Beyſpiele in einem ge- wiſſen Lande, wo man vor die Sicherheit der vorge- ſchoßenen Gelder allemal ſehr beſorget war, und nach wenig Jahren entweder auf die Bezahlung drang, oder die Waaren zur Sicherheit verlangte, daß dadurch Fa- briken, welche den beſten Anſchein und Hofnung hat- ten, wieder zu Grunde gegangen ſind. Man findet alſo auf beyden Seiten ſo viel Schwierigkeiten, daß dieſes Mittel ſchwehrlich anzurathen iſt. Wir wollen demnach verſuchen etwas beſſeres vorzuſchlagen. dem Wirth- ſchaftsetat von den Ein- künften des Staats zu Unterſtü- tzung der Manufactu- ren eine jährliche Summe ausgewor- fen werden. Jch ſetze voraus, daß ein Staat, der den vernuͤnf- Er
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III. Abſch. von Anlegung und Gruͤndung
oder gar nicht zu Stande, ſo wie oͤfters die Vorſchuͤße
verlohren gehen. Wenn man aber vor die Sicherheit
der vorzuſchießenden Gelder ſehr beſorget iſt, ſolche nur
auf wenige Jahre herleihet und alsdenn auf die Wie-
derbezahlung, auf die Einſicht der Buͤcher oder auf
eine vollkommene Sicherheit dringet; ſo iſt dieſes dem
guten Fortgang der neuen Fabriken ſehr hinderlich, wo
ſie nicht gar dadurch wieder uͤber den Haufen geworfen
werden. Jch weiß verſchiedene Beyſpiele in einem ge-
wiſſen Lande, wo man vor die Sicherheit der vorge-
ſchoßenen Gelder allemal ſehr beſorget war, und nach
wenig Jahren entweder auf die Bezahlung drang, oder
die Waaren zur Sicherheit verlangte, daß dadurch Fa-
briken, welche den beſten Anſchein und Hofnung hat-
ten, wieder zu Grunde gegangen ſind. Man findet
alſo auf beyden Seiten ſo viel Schwierigkeiten, daß
dieſes Mittel ſchwehrlich anzurathen iſt. Wir wollen
demnach verſuchen etwas beſſeres vorzuſchlagen.
Jch ſetze voraus, daß ein Staat, der den vernuͤnf-
tigen Entſchluß faßet, Manufacturen und Fabriken zu
gruͤnden und in Aufnahme zu bringen, einen ordentli-
chen formirten Wirthſchaftsetat uͤber alle ſeine Ein-
kuͤnfte und Ausgaben hat, wovon ich in dem zweyten
Theil meiner Staatswirthſchaft ausfuͤhrlich gehandelt
und die Grade der Nothwendigkeit und Nuͤtzlichkeit der
Ausgaben gezeiget habe. Fehlet es noch an einem ſol-
chen ordentlich und weislich eingerichteten Wirthſchafts-
etat; ſo hat dieſer Staat ein ſehr großes Gebrechen.
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