Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.der Manufacturen und Fabriken. sparsam zu verfahren Ursache hat, als in der ganzenübrigen Oeconomie des Staats. Jch kenne den Ein- wurf, den man gemeiniglich wider dergleichen Maschi- nen zu machen pfleget, nämlich, daß dadurch vielen hundert Menschen die Nahrung und der Unterhalt entzogen würde; und ich weiß auch, daß man an ver- schiedenen Orten die Schwachheit gehabt hat, die nütz- lichsten Maschinen dieser Ursachen halber zu verwerfen. Allein einen solchen Einwurf zu wissen und denselben vor lächerlich und ungereimt zu halten, muß bey einer vernünftigen Einsicht ganz einerley seyn. Nach ver- nünftigen Grundsätzen, würde dieser Einwurf alsdenn erst einigen Betracht verdienen, wenn ein Staat sol- chergestalt bevölkert wäre, daß es eine Unmöglichkeit wäre, denen durch eine Maschine erspahrenden Men- schenhänden eine anderweitige Beschäftigung zu ver- schaffen; und auf einen solchen Punct der Bevölke- rung wird wohl niemals ein Staat gelangen; so wenig, als es jemals einer weisen Regierung fehlen kann, de- nen dadurch erledigten Menschenhänden anderweit nütz- liche Arbeit zu verschaffen. Ob diese Veränderung mit der gänzlichen Zufriedenheit der Arbeiter geschie- het, dieses ist eine ganz andere Frage, die von eben der Natur und Beschaffenheit ist, als wenn man Beden- ken trägt, sichtbare Fehler in der Verfassung und Ein- richtung des Staats zu verbessern, aus Furcht denen- jenigen wehe zu thun, die zeither aus dieser fehlerhaf- ten Einrichtung ihren Nutzen gezogen haben. Solche Fragen können Niemand einen Augenblick in Zweifel setzen, so bald man eine andere Frage aufwirft, ob nämlich K 2
der Manufacturen und Fabriken. ſparſam zu verfahren Urſache hat, als in der ganzenuͤbrigen Oeconomie des Staats. Jch kenne den Ein- wurf, den man gemeiniglich wider dergleichen Maſchi- nen zu machen pfleget, naͤmlich, daß dadurch vielen hundert Menſchen die Nahrung und der Unterhalt entzogen wuͤrde; und ich weiß auch, daß man an ver- ſchiedenen Orten die Schwachheit gehabt hat, die nuͤtz- lichſten Maſchinen dieſer Urſachen halber zu verwerfen. Allein einen ſolchen Einwurf zu wiſſen und denſelben vor laͤcherlich und ungereimt zu halten, muß bey einer vernuͤnftigen Einſicht ganz einerley ſeyn. Nach ver- nuͤnftigen Grundſaͤtzen, wuͤrde dieſer Einwurf alsdenn erſt einigen Betracht verdienen, wenn ein Staat ſol- chergeſtalt bevoͤlkert waͤre, daß es eine Unmoͤglichkeit waͤre, denen durch eine Maſchine erſpahrenden Men- ſchenhaͤnden eine anderweitige Beſchaͤftigung zu ver- ſchaffen; und auf einen ſolchen Punct der Bevoͤlke- rung wird wohl niemals ein Staat gelangen; ſo wenig, als es jemals einer weiſen Regierung fehlen kann, de- nen dadurch erledigten Menſchenhaͤnden anderweit nuͤtz- liche Arbeit zu verſchaffen. Ob dieſe Veraͤnderung mit der gaͤnzlichen Zufriedenheit der Arbeiter geſchie- het, dieſes iſt eine ganz andere Frage, die von eben der Natur und Beſchaffenheit iſt, als wenn man Beden- ken traͤgt, ſichtbare Fehler in der Verfaſſung und Ein- richtung des Staats zu verbeſſern, aus Furcht denen- jenigen wehe zu thun, die zeither aus dieſer fehlerhaf- ten Einrichtung ihren Nutzen gezogen haben. Solche Fragen koͤnnen Niemand einen Augenblick in Zweifel ſetzen, ſo bald man eine andere Frage aufwirft, ob naͤmlich K 2
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uͤbrigen Oeconomie des Staats. Jch kenne den Ein-
wurf, den man gemeiniglich wider dergleichen Maſchi-
nen zu machen pfleget, naͤmlich, daß dadurch vielen
hundert Menſchen die Nahrung und der Unterhalt
entzogen wuͤrde; und ich weiß auch, daß man an ver-
ſchiedenen Orten die Schwachheit gehabt hat, die nuͤtz-
lichſten Maſchinen dieſer Urſachen halber zu verwerfen.
Allein einen ſolchen Einwurf zu wiſſen und denſelben
vor laͤcherlich und ungereimt zu halten, muß bey einer
vernuͤnftigen Einſicht ganz einerley ſeyn. Nach ver-
nuͤnftigen Grundſaͤtzen, wuͤrde dieſer Einwurf alsdenn
erſt einigen Betracht verdienen, wenn ein Staat ſol-
chergeſtalt bevoͤlkert waͤre, daß es eine Unmoͤglichkeit
waͤre, denen durch eine Maſchine erſpahrenden Men-
ſchenhaͤnden eine anderweitige Beſchaͤftigung zu ver-
ſchaffen; und auf einen ſolchen Punct der Bevoͤlke-
rung wird wohl niemals ein Staat gelangen; ſo wenig,
als es jemals einer weiſen Regierung fehlen kann, de-
nen dadurch erledigten Menſchenhaͤnden anderweit nuͤtz-
liche Arbeit zu verſchaffen. Ob dieſe Veraͤnderung
mit der gaͤnzlichen Zufriedenheit der Arbeiter geſchie-
het, dieſes iſt eine ganz andere Frage, die von eben der
Natur und Beſchaffenheit iſt, als wenn man Beden-
ken traͤgt, ſichtbare Fehler in der Verfaſſung und Ein-
richtung des Staats zu verbeſſern, aus Furcht denen-
jenigen wehe zu thun, die zeither aus dieſer fehlerhaf-
ten Einrichtung ihren Nutzen gezogen haben. Solche
Fragen koͤnnen Niemand einen Augenblick in Zweifel
ſetzen, ſo bald man eine andere Frage aufwirft, ob
naͤmlich
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