Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Absch. von denen Hindernissen
dern auch von denen Eingebohrnen selbst getrieben wer-
den. Unterdeßen ist doch diese Beschaffenheit nicht
ohne Hülfsmittel. Wir haben schon in dem vorher-
gehenden Abschnitte gezeiget, daß der Regent aus seinen
Unterthanen machen kann, was er will, wenn er nur
die rechten Maaßregeln ergreift. Um die Unterthanen
zu einer gewißen Lebens- oder Nahrungsart aufzumun-
tern, kommt fast alles darauf an, daß der Regent sei-
ne Achtung vor diese Lebensart durch deutliche und in
die Augenfallende Merkmale zu erkennen giebt; und um
den Erfindungsgeist der Unterthanen in diesen oder je-
nen Dingen rege zu machen, ist nichts weiter nöthig,
als daß der Regent denen neuen Erfindungen dieser
Art Ehre und Belohnungen angedeihen läßt. Die
Ehrbegierde ist vermögend die Unterthanen zu allen fä-
hig zu machen. Wenn die Unterthanen zugleich sehen,
daß man bey solchen neuen Nahrungsgeschäften Ver-
mögen erwerben kann, so wird ihr Genie und Trieb
darzu destomehr erreget werden. Je mehr Beyspiele
sich dannenhero gleich Anfangs finden, daß man bey
denen Manufacturen und Fabriken Vermögen erwor-
ben habe, desto mehr Anreizung wird man geben, sich
auf diese Nahrungsarten zu befleißigen. Derohalben
ist es gut, wie wir schon oben erinnert haben, viele
einzelne Manufacturiers zu unterstützen und ihren Ruin
auf alle Art zu verhüten. So sehr auch die zu Grunde
gehenden Manufacturiers durch ihre üble Haushaltung
und Nachläßigkeit an ihrem Untergange schuld gewe-
sen sind; so müssen doch die neuen Nahrungsgeschäfte
in den Augen der meisten Menschen zugleich mit Ur-

sache

IV. Abſch. von denen Hinderniſſen
dern auch von denen Eingebohrnen ſelbſt getrieben wer-
den. Unterdeßen iſt doch dieſe Beſchaffenheit nicht
ohne Huͤlfsmittel. Wir haben ſchon in dem vorher-
gehenden Abſchnitte gezeiget, daß der Regent aus ſeinen
Unterthanen machen kann, was er will, wenn er nur
die rechten Maaßregeln ergreift. Um die Unterthanen
zu einer gewißen Lebens- oder Nahrungsart aufzumun-
tern, kommt faſt alles darauf an, daß der Regent ſei-
ne Achtung vor dieſe Lebensart durch deutliche und in
die Augenfallende Merkmale zu erkennen giebt; und um
den Erfindungsgeiſt der Unterthanen in dieſen oder je-
nen Dingen rege zu machen, iſt nichts weiter noͤthig,
als daß der Regent denen neuen Erfindungen dieſer
Art Ehre und Belohnungen angedeihen laͤßt. Die
Ehrbegierde iſt vermoͤgend die Unterthanen zu allen faͤ-
hig zu machen. Wenn die Unterthanen zugleich ſehen,
daß man bey ſolchen neuen Nahrungsgeſchaͤften Ver-
moͤgen erwerben kann, ſo wird ihr Genie und Trieb
darzu deſtomehr erreget werden. Je mehr Beyſpiele
ſich dannenhero gleich Anfangs finden, daß man bey
denen Manufacturen und Fabriken Vermoͤgen erwor-
ben habe, deſto mehr Anreizung wird man geben, ſich
auf dieſe Nahrungsarten zu befleißigen. Derohalben
iſt es gut, wie wir ſchon oben erinnert haben, viele
einzelne Manufacturiers zu unterſtuͤtzen und ihren Ruin
auf alle Art zu verhuͤten. So ſehr auch die zu Grunde
gehenden Manufacturiers durch ihre uͤble Haushaltung
und Nachlaͤßigkeit an ihrem Untergange ſchuld gewe-
ſen ſind; ſo muͤſſen doch die neuen Nahrungsgeſchaͤfte
in den Augen der meiſten Menſchen zugleich mit Ur-

ſache
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0208" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;ch. von denen Hinderni&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/>
dern auch von denen Eingebohrnen &#x017F;elb&#x017F;t getrieben wer-<lb/>
den. Unterdeßen i&#x017F;t doch die&#x017F;e Be&#x017F;chaffenheit nicht<lb/>
ohne Hu&#x0364;lfsmittel. Wir haben &#x017F;chon in dem vorher-<lb/>
gehenden Ab&#x017F;chnitte gezeiget, daß der Regent aus &#x017F;einen<lb/>
Unterthanen machen kann, was er will, wenn er nur<lb/>
die rechten Maaßregeln ergreift. Um die Unterthanen<lb/>
zu einer gewißen Lebens- oder Nahrungsart aufzumun-<lb/>
tern, kommt fa&#x017F;t alles darauf an, daß der Regent &#x017F;ei-<lb/>
ne Achtung vor die&#x017F;e Lebensart durch deutliche und in<lb/>
die Augenfallende Merkmale zu erkennen giebt; und um<lb/>
den Erfindungsgei&#x017F;t der Unterthanen in die&#x017F;en oder je-<lb/>
nen Dingen rege zu machen, i&#x017F;t nichts weiter no&#x0364;thig,<lb/>
als daß der Regent denen neuen Erfindungen die&#x017F;er<lb/>
Art Ehre und Belohnungen angedeihen la&#x0364;ßt. Die<lb/>
Ehrbegierde i&#x017F;t vermo&#x0364;gend die Unterthanen zu allen fa&#x0364;-<lb/>
hig zu machen. Wenn die Unterthanen zugleich &#x017F;ehen,<lb/>
daß man bey &#x017F;olchen neuen Nahrungsge&#x017F;cha&#x0364;ften Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen erwerben kann, &#x017F;o wird ihr Genie und Trieb<lb/>
darzu de&#x017F;tomehr erreget werden. Je mehr Bey&#x017F;piele<lb/>
&#x017F;ich dannenhero gleich Anfangs finden, daß man bey<lb/>
denen Manufacturen und Fabriken Vermo&#x0364;gen erwor-<lb/>
ben habe, de&#x017F;to mehr Anreizung wird man geben, &#x017F;ich<lb/>
auf die&#x017F;e Nahrungsarten zu befleißigen. Derohalben<lb/>
i&#x017F;t es gut, wie wir &#x017F;chon oben erinnert haben, viele<lb/>
einzelne Manufacturiers zu unter&#x017F;tu&#x0364;tzen und ihren Ruin<lb/>
auf alle Art zu verhu&#x0364;ten. So &#x017F;ehr auch die zu Grunde<lb/>
gehenden Manufacturiers durch ihre u&#x0364;ble Haushaltung<lb/>
und Nachla&#x0364;ßigkeit an ihrem Untergange &#x017F;chuld gewe-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ind; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en doch die neuen Nahrungsge&#x017F;cha&#x0364;fte<lb/>
in den Augen der mei&#x017F;ten Men&#x017F;chen zugleich mit Ur-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ache</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0208] IV. Abſch. von denen Hinderniſſen dern auch von denen Eingebohrnen ſelbſt getrieben wer- den. Unterdeßen iſt doch dieſe Beſchaffenheit nicht ohne Huͤlfsmittel. Wir haben ſchon in dem vorher- gehenden Abſchnitte gezeiget, daß der Regent aus ſeinen Unterthanen machen kann, was er will, wenn er nur die rechten Maaßregeln ergreift. Um die Unterthanen zu einer gewißen Lebens- oder Nahrungsart aufzumun- tern, kommt faſt alles darauf an, daß der Regent ſei- ne Achtung vor dieſe Lebensart durch deutliche und in die Augenfallende Merkmale zu erkennen giebt; und um den Erfindungsgeiſt der Unterthanen in dieſen oder je- nen Dingen rege zu machen, iſt nichts weiter noͤthig, als daß der Regent denen neuen Erfindungen dieſer Art Ehre und Belohnungen angedeihen laͤßt. Die Ehrbegierde iſt vermoͤgend die Unterthanen zu allen faͤ- hig zu machen. Wenn die Unterthanen zugleich ſehen, daß man bey ſolchen neuen Nahrungsgeſchaͤften Ver- moͤgen erwerben kann, ſo wird ihr Genie und Trieb darzu deſtomehr erreget werden. Je mehr Beyſpiele ſich dannenhero gleich Anfangs finden, daß man bey denen Manufacturen und Fabriken Vermoͤgen erwor- ben habe, deſto mehr Anreizung wird man geben, ſich auf dieſe Nahrungsarten zu befleißigen. Derohalben iſt es gut, wie wir ſchon oben erinnert haben, viele einzelne Manufacturiers zu unterſtuͤtzen und ihren Ruin auf alle Art zu verhuͤten. So ſehr auch die zu Grunde gehenden Manufacturiers durch ihre uͤble Haushaltung und Nachlaͤßigkeit an ihrem Untergange ſchuld gewe- ſen ſind; ſo muͤſſen doch die neuen Nahrungsgeſchaͤfte in den Augen der meiſten Menſchen zugleich mit Ur- ſache

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/208
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/208>, abgerufen am 23.11.2024.