Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.II. Absch. vom Zusammenh. der Manuf. Wenn die Manufacturen und Fabriken in verschiede-nen teutschen catholischen Staaten wenig Fortgang haben, so ist solches großen theils auch dieser Dummheit und Unwissenheit zuzuschreiben, in welcher die catholi- sche Geistlichkeit den Pöbel zu erhalten, recht eifrig beflissen ist. Jndem ihr Ansehn und Reichthum auf dieser Bigotterie des Pöbels beruhet; so macht ihnen alles Furcht, was das gemeine Volk mit der Zeit er- leuchten könte; und alle Wege, Mittel und Anstalten, die dahin führen könten, finden an ihnen geschwohrne Feinde. Allein so viel Vortheil sie davon haben den Pöbel in dieser Dummheit zu erhalten: so viel Jn- tresse hat auf der andern Seite der Staat diesen Aber- glauben und Unwissenheit auszurotten; sowohl um das Genie und die Geschicklichkeit des Volkes zu Ma- nufacturen und Fabriken zu bilden, als den Reichthum der Geistlichkeit zu verhüten, welcher der Circulation des Geldes und der Thätigkeit und Arbeitsamkeit des Volkes, Dinge, die bey den Manufacturen so nöthig sind, wenig zuträglich ist. digkeit der Gewissens- freiheit bey denen Ma- nufacturen. Man mag aber die öffentliche Ausübung verschie- Gewis-
II. Abſch. vom Zuſammenh. der Manuf. Wenn die Manufacturen und Fabriken in verſchiede-nen teutſchen catholiſchen Staaten wenig Fortgang haben, ſo iſt ſolches großen theils auch dieſer Dummheit und Unwiſſenheit zuzuſchreiben, in welcher die catholi- ſche Geiſtlichkeit den Poͤbel zu erhalten, recht eifrig befliſſen iſt. Jndem ihr Anſehn und Reichthum auf dieſer Bigotterie des Poͤbels beruhet; ſo macht ihnen alles Furcht, was das gemeine Volk mit der Zeit er- leuchten koͤnte; und alle Wege, Mittel und Anſtalten, die dahin fuͤhren koͤnten, finden an ihnen geſchwohrne Feinde. Allein ſo viel Vortheil ſie davon haben den Poͤbel in dieſer Dummheit zu erhalten: ſo viel Jn- treſſe hat auf der andern Seite der Staat dieſen Aber- glauben und Unwiſſenheit auszurotten; ſowohl um das Genie und die Geſchicklichkeit des Volkes zu Ma- nufacturen und Fabriken zu bilden, als den Reichthum der Geiſtlichkeit zu verhuͤten, welcher der Circulation des Geldes und der Thaͤtigkeit und Arbeitſamkeit des Volkes, Dinge, die bey den Manufacturen ſo noͤthig ſind, wenig zutraͤglich iſt. digkeit der Gewiſſens- freiheit bey denen Ma- nufacturen. Man mag aber die oͤffentliche Ausuͤbung verſchie- Gewiſ-
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II. Abſch. vom Zuſammenh. der Manuf.
Wenn die Manufacturen und Fabriken in verſchiede-
nen teutſchen catholiſchen Staaten wenig Fortgang
haben, ſo iſt ſolches großen theils auch dieſer Dummheit
und Unwiſſenheit zuzuſchreiben, in welcher die catholi-
ſche Geiſtlichkeit den Poͤbel zu erhalten, recht eifrig
befliſſen iſt. Jndem ihr Anſehn und Reichthum auf
dieſer Bigotterie des Poͤbels beruhet; ſo macht ihnen
alles Furcht, was das gemeine Volk mit der Zeit er-
leuchten koͤnte; und alle Wege, Mittel und Anſtalten,
die dahin fuͤhren koͤnten, finden an ihnen geſchwohrne
Feinde. Allein ſo viel Vortheil ſie davon haben den
Poͤbel in dieſer Dummheit zu erhalten: ſo viel Jn-
treſſe hat auf der andern Seite der Staat dieſen Aber-
glauben und Unwiſſenheit auszurotten; ſowohl um
das Genie und die Geſchicklichkeit des Volkes zu Ma-
nufacturen und Fabriken zu bilden, als den Reichthum
der Geiſtlichkeit zu verhuͤten, welcher der Circulation
des Geldes und der Thaͤtigkeit und Arbeitſamkeit des
Volkes, Dinge, die bey den Manufacturen ſo noͤthig
ſind, wenig zutraͤglich iſt.
Man mag aber die oͤffentliche Ausuͤbung verſchie-
dener Religionen zulaßen, oder nicht; ſo muß doch
allemal in einem Lande, das bluͤhende Manufacturen
und Fabriken haben will, eine vollkommene Gewiſſens-
freyheit ſtattfinden. Niemand darf wegen deſſen,
was er vor ſich in der Stille glaubet, oder wegen der
Art, womit er Gott in ſeinem Hauſe dienet, zur Ver-
antwortung gezogen werden. Die Beherrſchung der
Gewiſ-
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