Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.II. Absch. vom Zusammenh. der Manuf. net werden, wenn die ganze Last derselben auf das ar-beitsame Volk fällt, wenn die Finanzen solchergestalt eingerichtet sind, daß dadurch die Arbeitsamkeit gehin- tert wird, so hat man sich in denen Manufacturen we- nig Fortgang zu versprechen und diejenigen, so bereits gegründet sind, werden bald aufhören. Der Kirchen- staat kann uns hier statt aller Beyspiele dienen wie sehr die Arbeitsamkeit durch eine üble Einrichtung des Finanzwesens zu Boden geschlagen werden kann. Seitdem die päbstliche Kammer das Monopolium des Kornhandels an sich gezogen und daraus eine große Revenüe gemacht hat, indem die Unterthanen alle Früchte wohlfeil an sie verkaufen und sie der Cammer wieder theuer abkaufen müssen: so sind die fruchtbare- sten Felder zu Wüsten und dieser Lustgarten von Eu- ropa einer Einöde gleich geworden. Eine der größten Geschicklichkeiten in dem Finanzwesen kommt darauf an, die Abgaben solchergestalt cinzurichten, daß da- durch die Arbeitsamkeit immer mehr befördert werde. gaben kön- men gleich- falls einen schädlichen Einfluß ha- ben. Wenn große und unerschwingliche Abgaben den sen
II. Abſch. vom Zuſammenh. der Manuf. net werden, wenn die ganze Laſt derſelben auf das ar-beitſame Volk faͤllt, wenn die Finanzen ſolchergeſtalt eingerichtet ſind, daß dadurch die Arbeitſamkeit gehin- tert wird, ſo hat man ſich in denen Manufacturen we- nig Fortgang zu verſprechen und diejenigen, ſo bereits gegruͤndet ſind, werden bald aufhoͤren. Der Kirchen- ſtaat kann uns hier ſtatt aller Beyſpiele dienen wie ſehr die Arbeitſamkeit durch eine uͤble Einrichtung des Finanzweſens zu Boden geſchlagen werden kann. Seitdem die paͤbſtliche Kammer das Monopolium des Kornhandels an ſich gezogen und daraus eine große Revenuͤe gemacht hat, indem die Unterthanen alle Fruͤchte wohlfeil an ſie verkaufen und ſie der Cammer wieder theuer abkaufen muͤſſen: ſo ſind die fruchtbare- ſten Felder zu Wuͤſten und dieſer Luſtgarten von Eu- ropa einer Einoͤde gleich geworden. Eine der groͤßten Geſchicklichkeiten in dem Finanzweſen kommt darauf an, die Abgaben ſolchergeſtalt cinzurichten, daß da- durch die Arbeitſamkeit immer mehr befoͤrdert werde. gaben kön- men gleich- falls einen ſchädlichen Einfluß ha- ben. Wenn große und unerſchwingliche Abgaben den ſen
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II. Abſch. vom Zuſammenh. der Manuf.
net werden, wenn die ganze Laſt derſelben auf das ar-
beitſame Volk faͤllt, wenn die Finanzen ſolchergeſtalt
eingerichtet ſind, daß dadurch die Arbeitſamkeit gehin-
tert wird, ſo hat man ſich in denen Manufacturen we-
nig Fortgang zu verſprechen und diejenigen, ſo bereits
gegruͤndet ſind, werden bald aufhoͤren. Der Kirchen-
ſtaat kann uns hier ſtatt aller Beyſpiele dienen wie
ſehr die Arbeitſamkeit durch eine uͤble Einrichtung des
Finanzweſens zu Boden geſchlagen werden kann.
Seitdem die paͤbſtliche Kammer das Monopolium des
Kornhandels an ſich gezogen und daraus eine große
Revenuͤe gemacht hat, indem die Unterthanen alle
Fruͤchte wohlfeil an ſie verkaufen und ſie der Cammer
wieder theuer abkaufen muͤſſen: ſo ſind die fruchtbare-
ſten Felder zu Wuͤſten und dieſer Luſtgarten von Eu-
ropa einer Einoͤde gleich geworden. Eine der groͤßten
Geſchicklichkeiten in dem Finanzweſen kommt darauf
an, die Abgaben ſolchergeſtalt cinzurichten, daß da-
durch die Arbeitſamkeit immer mehr befoͤrdert werde.
Wenn große und unerſchwingliche Abgaben den
Fleiß und die Thaͤtigkeit eines Volkes darnieder ſchla-
gen; ſo muß man jedoch daraus nicht auf den Gegen-
ſatz ſchließen, naͤmlich, daß geringe und gar keine Ab-
gaben die Arbeitſamkeit zu befoͤrdern an ſich ſelbſt ver-
moͤgend waͤren. Eine ſolche Beſchaffenheit kann viel-
mehr die entgegengeſetzte Wirkung hervorbringen und
in Verbindung mit andern Umſtaͤnden die Faulheit
und Traͤgheit des Volkes veranlaſſen. Jch habe die-
ſen
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