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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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II. Abschn. Von denen verschiedenen
Vorschlag gethan, daß man bis in den Mittelpunct
der Erde eingraben möchte, und man würde dadurch
von seiner Beschaffenheit ganz ausnehmend schöne Sa-
chen entdecken. Allein, niemahls ist wohl ein Vor-
schlag in allem Betracht so ohnmöglich gewesen, als
dieser. Zu geschweigen, daß er den reichsten und
freygebigsten Monarchen des Erdbodens mit aller sei-
ner Beredsamkeit und schönen Schreibart niemahls
würde haben bewegen können, die Kosten dazu her-
zugeben; so wäre auch das ganze Werk an sich selbst
ganz ohnmöglich gewesen. Wir können, durch die
Ausbeute reicher Erzgruben angelocket, mit allen Er-
findungen und Künsten, die Wasser zu heben, kaum
zwey bis dreyhundert Lachtern in den Erdboden ein-
tringen. Wie sollte es also möglich seyn, acht bis
neunhundert Meilen in denselben einzugraben. Wenn
aber auch dieses möglich wäre, so würden die Halten,
auf welche man die herausgegrabenen Steine und Er-
de stürzen müßte, wenigstens einen Raum erfordern,
so groß als das Churfürstenthum Sachsen, oder ir-
gend ein anderes Land von dergleichen Größe. Viel-
leicht ist also niemahls ein so ohnmöglicher Vorschlag
gethan worden, als dieser des Herrn von Mau-
pertuis.

Wenn wir in den Erdboden eingraben, so geschie-
het solches entweder wegen Nothwendigkeit des Le-
bens, um Brunnen zu graben, oder den Grund von
wichtigen Gebäuden zu legen, oder unsern Geiz nach
den unterirrdischen Schätzen des Erdcörpers zu be-
friedigen. Bey diesen Gelegenheiten der Eingra-
bung in den Schooß der Erde, es geschehe nun sol-

ches

II. Abſchn. Von denen verſchiedenen
Vorſchlag gethan, daß man bis in den Mittelpunct
der Erde eingraben moͤchte, und man wuͤrde dadurch
von ſeiner Beſchaffenheit ganz ausnehmend ſchoͤne Sa-
chen entdecken. Allein, niemahls iſt wohl ein Vor-
ſchlag in allem Betracht ſo ohnmoͤglich geweſen, als
dieſer. Zu geſchweigen, daß er den reichſten und
freygebigſten Monarchen des Erdbodens mit aller ſei-
ner Beredſamkeit und ſchoͤnen Schreibart niemahls
wuͤrde haben bewegen koͤnnen, die Koſten dazu her-
zugeben; ſo waͤre auch das ganze Werk an ſich ſelbſt
ganz ohnmoͤglich geweſen. Wir koͤnnen, durch die
Ausbeute reicher Erzgruben angelocket, mit allen Er-
findungen und Kuͤnſten, die Waſſer zu heben, kaum
zwey bis dreyhundert Lachtern in den Erdboden ein-
tringen. Wie ſollte es alſo moͤglich ſeyn, acht bis
neunhundert Meilen in denſelben einzugraben. Wenn
aber auch dieſes moͤglich waͤre, ſo wuͤrden die Halten,
auf welche man die herausgegrabenen Steine und Er-
de ſtuͤrzen muͤßte, wenigſtens einen Raum erfordern,
ſo groß als das Churfuͤrſtenthum Sachſen, oder ir-
gend ein anderes Land von dergleichen Groͤße. Viel-
leicht iſt alſo niemahls ein ſo ohnmoͤglicher Vorſchlag
gethan worden, als dieſer des Herrn von Mau-
pertuis.

Wenn wir in den Erdboden eingraben, ſo geſchie-
het ſolches entweder wegen Nothwendigkeit des Le-
bens, um Brunnen zu graben, oder den Grund von
wichtigen Gebaͤuden zu legen, oder unſern Geiz nach
den unterirrdiſchen Schaͤtzen des Erdcoͤrpers zu be-
friedigen. Bey dieſen Gelegenheiten der Eingra-
bung in den Schooß der Erde, es geſchehe nun ſol-

ches
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[78/0106] II. Abſchn. Von denen verſchiedenen Vorſchlag gethan, daß man bis in den Mittelpunct der Erde eingraben moͤchte, und man wuͤrde dadurch von ſeiner Beſchaffenheit ganz ausnehmend ſchoͤne Sa- chen entdecken. Allein, niemahls iſt wohl ein Vor- ſchlag in allem Betracht ſo ohnmoͤglich geweſen, als dieſer. Zu geſchweigen, daß er den reichſten und freygebigſten Monarchen des Erdbodens mit aller ſei- ner Beredſamkeit und ſchoͤnen Schreibart niemahls wuͤrde haben bewegen koͤnnen, die Koſten dazu her- zugeben; ſo waͤre auch das ganze Werk an ſich ſelbſt ganz ohnmoͤglich geweſen. Wir koͤnnen, durch die Ausbeute reicher Erzgruben angelocket, mit allen Er- findungen und Kuͤnſten, die Waſſer zu heben, kaum zwey bis dreyhundert Lachtern in den Erdboden ein- tringen. Wie ſollte es alſo moͤglich ſeyn, acht bis neunhundert Meilen in denſelben einzugraben. Wenn aber auch dieſes moͤglich waͤre, ſo wuͤrden die Halten, auf welche man die herausgegrabenen Steine und Er- de ſtuͤrzen muͤßte, wenigſtens einen Raum erfordern, ſo groß als das Churfuͤrſtenthum Sachſen, oder ir- gend ein anderes Land von dergleichen Groͤße. Viel- leicht iſt alſo niemahls ein ſo ohnmoͤglicher Vorſchlag gethan worden, als dieſer des Herrn von Mau- pertuis. Wenn wir in den Erdboden eingraben, ſo geſchie- het ſolches entweder wegen Nothwendigkeit des Le- bens, um Brunnen zu graben, oder den Grund von wichtigen Gebaͤuden zu legen, oder unſern Geiz nach den unterirrdiſchen Schaͤtzen des Erdcoͤrpers zu be- friedigen. Bey dieſen Gelegenheiten der Eingra- bung in den Schooß der Erde, es geſchehe nun ſol- ches

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/106>, abgerufen am 18.12.2024.