Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.II. Abschn. Von denen verschiedenen die sich durch diese häufigen verschiedenen Erd- und Stein-schichten so überzeugend unserer Einsicht darstellen, ge- nauer erweget; so muß man über das Alterthum unsers Erdcörpers, das daraus ganz unvermeidlich folget, in Verwunderung gerathen. Es ist gar nicht wahrschein- lich, daß die großen Ueberschwemmungen, welche durch diese Schichten und Lagen bewiesen werden, in kurzer Zeit auf einander gefolget sind. Wir sind ver- sichert, daß sich in dreytausend Jahren dergleichen nicht ereignet haben; und da die Uhrsachen solcher Ue- berschwemmungen sehr groß und wichtig seyn müssen; so kann man vernünftiger Weise ohnedem nicht ver- muthen, daß sie in kurzer Zeit auf einander gefolget seyn können. Wir sind bey zufälligen Eingrabun- gen in ebenen und zu Anfange der Flötzgebirge höch- stens nur sechzig bis siebenzig Lachter in den Schooß der Erde eingetrungen; und wir haben nichts weni- ger als ein Ende dieser verschiedenen Schichten durch irgend ein Felsengestein vorgefunden. Noch immer haben sich nichts als solche abwechselnde Schichten gezeiget, und wer weis, bis in was vor Tiefe sich solche erstrecken. Demnach, wenn wir auch öfters nach denen oben angeführten Gründen zwey sol- cher Lagen und Schichten vor eine einzige Ueber- schwemmung annehmen; so ist doch leicht zu er- weisen, daß sich wenigstens vierzig große Ueber- schwemmungen auf unserm Erdcörper zugetragen haben müssen. Was vor einen unermeßli- chen Zeitraum müssen wir nicht dabey voraus- setzen! Wenn
II. Abſchn. Von denen verſchiedenen die ſich durch dieſe haͤufigen verſchiedenen Erd- und Stein-ſchichten ſo uͤberzeugend unſerer Einſicht darſtellen, ge- nauer erweget; ſo muß man uͤber das Alterthum unſers Erdcoͤrpers, das daraus ganz unvermeidlich folget, in Verwunderung gerathen. Es iſt gar nicht wahrſchein- lich, daß die großen Ueberſchwemmungen, welche durch dieſe Schichten und Lagen bewieſen werden, in kurzer Zeit auf einander gefolget ſind. Wir ſind ver- ſichert, daß ſich in dreytauſend Jahren dergleichen nicht ereignet haben; und da die Uhrſachen ſolcher Ue- berſchwemmungen ſehr groß und wichtig ſeyn muͤſſen; ſo kann man vernuͤnftiger Weiſe ohnedem nicht ver- muthen, daß ſie in kurzer Zeit auf einander gefolget ſeyn koͤnnen. Wir ſind bey zufaͤlligen Eingrabun- gen in ebenen und zu Anfange der Floͤtzgebirge hoͤch- ſtens nur ſechzig bis ſiebenzig Lachter in den Schooß der Erde eingetrungen; und wir haben nichts weni- ger als ein Ende dieſer verſchiedenen Schichten durch irgend ein Felſengeſtein vorgefunden. Noch immer haben ſich nichts als ſolche abwechſelnde Schichten gezeiget, und wer weis, bis in was vor Tiefe ſich ſolche erſtrecken. Demnach, wenn wir auch oͤfters nach denen oben angefuͤhrten Gruͤnden zwey ſol- cher Lagen und Schichten vor eine einzige Ueber- ſchwemmung annehmen; ſo iſt doch leicht zu er- weiſen, daß ſich wenigſtens vierzig große Ueber- ſchwemmungen auf unſerm Erdcoͤrper zugetragen haben muͤſſen. Was vor einen unermeßli- chen Zeitraum muͤſſen wir nicht dabey voraus- ſetzen! Wenn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0126" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abſchn. Von denen verſchiedenen</hi></fw><lb/> die ſich durch dieſe haͤufigen verſchiedenen Erd- und Stein-<lb/> ſchichten ſo uͤberzeugend unſerer Einſicht darſtellen, ge-<lb/> nauer erweget; ſo muß man uͤber das Alterthum unſers<lb/> Erdcoͤrpers, das daraus ganz unvermeidlich folget, in<lb/> Verwunderung gerathen. Es iſt gar nicht wahrſchein-<lb/> lich, daß die großen Ueberſchwemmungen, welche<lb/> durch dieſe Schichten und Lagen bewieſen werden, in<lb/> kurzer Zeit auf einander gefolget ſind. Wir ſind ver-<lb/> ſichert, daß ſich in dreytauſend Jahren dergleichen<lb/> nicht ereignet haben; und da die Uhrſachen ſolcher Ue-<lb/> berſchwemmungen ſehr groß und wichtig ſeyn muͤſſen;<lb/> ſo kann man vernuͤnftiger Weiſe ohnedem nicht ver-<lb/> muthen, daß ſie in kurzer Zeit auf einander gefolget<lb/> ſeyn koͤnnen. Wir ſind bey zufaͤlligen Eingrabun-<lb/> gen in ebenen und zu Anfange der Floͤtzgebirge hoͤch-<lb/> ſtens nur ſechzig bis ſiebenzig Lachter in den Schooß<lb/> der Erde eingetrungen; und wir haben nichts weni-<lb/> ger als ein Ende dieſer verſchiedenen Schichten durch<lb/> irgend ein Felſengeſtein vorgefunden. Noch immer<lb/> haben ſich nichts als ſolche abwechſelnde Schichten<lb/> gezeiget, und wer weis, bis in was vor Tiefe ſich<lb/> ſolche erſtrecken. Demnach, wenn wir auch oͤfters<lb/> nach denen oben angefuͤhrten Gruͤnden zwey ſol-<lb/> cher Lagen und Schichten vor eine einzige Ueber-<lb/> ſchwemmung annehmen; ſo iſt doch leicht zu er-<lb/> weiſen, daß ſich wenigſtens vierzig große Ueber-<lb/> ſchwemmungen auf unſerm Erdcoͤrper zugetragen<lb/> haben muͤſſen. Was vor einen unermeßli-<lb/> chen Zeitraum muͤſſen wir nicht dabey voraus-<lb/> ſetzen!</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0126]
II. Abſchn. Von denen verſchiedenen
die ſich durch dieſe haͤufigen verſchiedenen Erd- und Stein-
ſchichten ſo uͤberzeugend unſerer Einſicht darſtellen, ge-
nauer erweget; ſo muß man uͤber das Alterthum unſers
Erdcoͤrpers, das daraus ganz unvermeidlich folget, in
Verwunderung gerathen. Es iſt gar nicht wahrſchein-
lich, daß die großen Ueberſchwemmungen, welche
durch dieſe Schichten und Lagen bewieſen werden, in
kurzer Zeit auf einander gefolget ſind. Wir ſind ver-
ſichert, daß ſich in dreytauſend Jahren dergleichen
nicht ereignet haben; und da die Uhrſachen ſolcher Ue-
berſchwemmungen ſehr groß und wichtig ſeyn muͤſſen;
ſo kann man vernuͤnftiger Weiſe ohnedem nicht ver-
muthen, daß ſie in kurzer Zeit auf einander gefolget
ſeyn koͤnnen. Wir ſind bey zufaͤlligen Eingrabun-
gen in ebenen und zu Anfange der Floͤtzgebirge hoͤch-
ſtens nur ſechzig bis ſiebenzig Lachter in den Schooß
der Erde eingetrungen; und wir haben nichts weni-
ger als ein Ende dieſer verſchiedenen Schichten durch
irgend ein Felſengeſtein vorgefunden. Noch immer
haben ſich nichts als ſolche abwechſelnde Schichten
gezeiget, und wer weis, bis in was vor Tiefe ſich
ſolche erſtrecken. Demnach, wenn wir auch oͤfters
nach denen oben angefuͤhrten Gruͤnden zwey ſol-
cher Lagen und Schichten vor eine einzige Ueber-
ſchwemmung annehmen; ſo iſt doch leicht zu er-
weiſen, daß ſich wenigſtens vierzig große Ueber-
ſchwemmungen auf unſerm Erdcoͤrper zugetragen
haben muͤſſen. Was vor einen unermeßli-
chen Zeitraum muͤſſen wir nicht dabey voraus-
ſetzen!
Wenn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |