felt, weil man in dem ganzen Herzogthum sogleich wissen kann, wenn das Wasser in einen neugegrabe- nen Brunnen eingelassen wird. Jn allen übrigen Brunnen des Herzogthums fällt in eben dem Zeit- puncte das Wasser merklich nieder, bis es mit dem neugegrabenen Brunnen wieder einen waagerechten Stand erlanget.
Dieses beweiset genugsam, daß alle diese Brun- nen unter der Erde den genauesten Zusammenhang mit einander haben, und daß es eine einzige große unter- irrdische See sey, welche allen diesen Brunnen Was- ser giebt. Bey Gelegenheit, diese Brunnen zu gra- ben, hat man nun die allerungezweifeltsten Beweise und Kennzeichen gefunden, daß unser Erdcörper vor der jetzigen Bewohnung bereits zu drey verschiedenen Mahlen bewohnet gewesen sey, und dieses ist es, was in unserer gegenwärtigen Geschichte des Erdcörpers allzu wichtig ist, als daß ich es nicht meinen Lesern umständlich mittheilen sollte.
Wenn man in dem Herzogthum Modena zwanzig bis dreyßig Fuß tief zu dem Endzweck der Brunnen in den Erdboden eingräbt; so findet man sehr häufig allerley Rudera und Grundmauern von Gebäuden, wie auch allerley Geräthschaften, die sowohl zum Bau der Häuser, als zu andern Bequehmlichkeiten der Men- schen gebrauchet werden. Einige Schriftsteller, die uns diese Nachrichten von der Befchaffenheit des Her- zogthums Modena mitgetheilet, und darüber Betrach- tungen angestellet haben, sind der Meynung gewesen, daß man diese erste Spuhren eines bewohnten Erd-
cörpers
P 4
zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.
felt, weil man in dem ganzen Herzogthum ſogleich wiſſen kann, wenn das Waſſer in einen neugegrabe- nen Brunnen eingelaſſen wird. Jn allen uͤbrigen Brunnen des Herzogthums faͤllt in eben dem Zeit- puncte das Waſſer merklich nieder, bis es mit dem neugegrabenen Brunnen wieder einen waagerechten Stand erlanget.
Dieſes beweiſet genugſam, daß alle dieſe Brun- nen unter der Erde den genaueſten Zuſammenhang mit einander haben, und daß es eine einzige große unter- irrdiſche See ſey, welche allen dieſen Brunnen Waſ- ſer giebt. Bey Gelegenheit, dieſe Brunnen zu gra- ben, hat man nun die allerungezweifeltſten Beweiſe und Kennzeichen gefunden, daß unſer Erdcoͤrper vor der jetzigen Bewohnung bereits zu drey verſchiedenen Mahlen bewohnet geweſen ſey, und dieſes iſt es, was in unſerer gegenwaͤrtigen Geſchichte des Erdcoͤrpers allzu wichtig iſt, als daß ich es nicht meinen Leſern umſtaͤndlich mittheilen ſollte.
Wenn man in dem Herzogthum Modena zwanzig bis dreyßig Fuß tief zu dem Endzweck der Brunnen in den Erdboden eingraͤbt; ſo findet man ſehr haͤufig allerley Rudera und Grundmauern von Gebaͤuden, wie auch allerley Geraͤthſchaften, die ſowohl zum Bau der Haͤuſer, als zu andern Bequehmlichkeiten der Men- ſchen gebrauchet werden. Einige Schriftſteller, die uns dieſe Nachrichten von der Befchaffenheit des Her- zogthums Modena mitgetheilet, und daruͤber Betrach- tungen angeſtellet haben, ſind der Meynung geweſen, daß man dieſe erſte Spuhren eines bewohnten Erd-
coͤrpers
P 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0259"n="231"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.</hi></fw><lb/>
felt, weil man in dem ganzen Herzogthum ſogleich<lb/>
wiſſen kann, wenn das Waſſer in einen neugegrabe-<lb/>
nen Brunnen eingelaſſen wird. Jn allen uͤbrigen<lb/>
Brunnen des Herzogthums faͤllt in eben dem Zeit-<lb/>
puncte das Waſſer merklich nieder, bis es mit dem<lb/>
neugegrabenen Brunnen wieder einen waagerechten<lb/>
Stand erlanget.</p><lb/><p>Dieſes beweiſet genugſam, daß alle dieſe Brun-<lb/>
nen unter der Erde den genaueſten Zuſammenhang mit<lb/>
einander haben, und daß es eine einzige große unter-<lb/>
irrdiſche See ſey, welche allen dieſen Brunnen Waſ-<lb/>ſer giebt. Bey Gelegenheit, dieſe Brunnen zu gra-<lb/>
ben, hat man nun die allerungezweifeltſten Beweiſe und<lb/>
Kennzeichen gefunden, daß unſer Erdcoͤrper vor der<lb/>
jetzigen Bewohnung bereits zu drey verſchiedenen<lb/>
Mahlen bewohnet geweſen ſey, und dieſes iſt es, was<lb/>
in unſerer gegenwaͤrtigen Geſchichte des Erdcoͤrpers<lb/>
allzu wichtig iſt, als daß ich es nicht meinen Leſern<lb/>
umſtaͤndlich mittheilen ſollte.</p><lb/><p>Wenn man in dem Herzogthum Modena zwanzig<lb/>
bis dreyßig Fuß tief zu dem Endzweck der Brunnen<lb/>
in den Erdboden eingraͤbt; ſo findet man ſehr haͤufig<lb/>
allerley Rudera und Grundmauern von Gebaͤuden,<lb/>
wie auch allerley Geraͤthſchaften, die ſowohl zum Bau<lb/>
der Haͤuſer, als zu andern Bequehmlichkeiten der Men-<lb/>ſchen gebrauchet werden. Einige Schriftſteller, die<lb/>
uns dieſe Nachrichten von der Befchaffenheit des Her-<lb/>
zogthums Modena mitgetheilet, und daruͤber Betrach-<lb/>
tungen angeſtellet haben, ſind der Meynung geweſen,<lb/>
daß man dieſe erſte Spuhren eines bewohnten Erd-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">coͤrpers</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[231/0259]
zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.
felt, weil man in dem ganzen Herzogthum ſogleich
wiſſen kann, wenn das Waſſer in einen neugegrabe-
nen Brunnen eingelaſſen wird. Jn allen uͤbrigen
Brunnen des Herzogthums faͤllt in eben dem Zeit-
puncte das Waſſer merklich nieder, bis es mit dem
neugegrabenen Brunnen wieder einen waagerechten
Stand erlanget.
Dieſes beweiſet genugſam, daß alle dieſe Brun-
nen unter der Erde den genaueſten Zuſammenhang mit
einander haben, und daß es eine einzige große unter-
irrdiſche See ſey, welche allen dieſen Brunnen Waſ-
ſer giebt. Bey Gelegenheit, dieſe Brunnen zu gra-
ben, hat man nun die allerungezweifeltſten Beweiſe und
Kennzeichen gefunden, daß unſer Erdcoͤrper vor der
jetzigen Bewohnung bereits zu drey verſchiedenen
Mahlen bewohnet geweſen ſey, und dieſes iſt es, was
in unſerer gegenwaͤrtigen Geſchichte des Erdcoͤrpers
allzu wichtig iſt, als daß ich es nicht meinen Leſern
umſtaͤndlich mittheilen ſollte.
Wenn man in dem Herzogthum Modena zwanzig
bis dreyßig Fuß tief zu dem Endzweck der Brunnen
in den Erdboden eingraͤbt; ſo findet man ſehr haͤufig
allerley Rudera und Grundmauern von Gebaͤuden,
wie auch allerley Geraͤthſchaften, die ſowohl zum Bau
der Haͤuſer, als zu andern Bequehmlichkeiten der Men-
ſchen gebrauchet werden. Einige Schriftſteller, die
uns dieſe Nachrichten von der Befchaffenheit des Her-
zogthums Modena mitgetheilet, und daruͤber Betrach-
tungen angeſtellet haben, ſind der Meynung geweſen,
daß man dieſe erſte Spuhren eines bewohnten Erd-
coͤrpers
P 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/259>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.