Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.zu verschiedenen Mahlen bewohnt gewesen. fläche der Erde statt gefunden habe. Die Wasser un-ter der Erde haben ihre besondern Ströhme, Lauf und Zusammenhang; und sie können sich durch einen uner- meßlichen Zeitlauf gar wohl Hohlungen unter der Er- de gemacht haben, die alle Beschaffenheiten einer gros- sen See haben. Jn denen Berggruben zu Schem- nitz in Ungarn, welche gewiß die allergrößte Teufe er- langet haben, die jemahls Bergwerke auf der Erde erreichet haben können, indem sie bis vierhundert Lach- tern tief sind, woran man nunmehro seit vierzehnhun- dert Jahren ununterbrochen arbeitet, höret man in ei- nem Stollen, der weit in den Felsen getrieben ist, sehr deutlich das Vorbeyrauschen eines starken Wasser- strohms, der von der Seite des Stollens kaum einen Fuß dicke entfernet zu seyn scheinet, so daß, wenn man diese dünne Scheidewand aus Versehen durchge- arbeitet hätte, alle Gruben des Schemnitzer Berg- werkes ohne Rettung unter Wasser gesetzet worden wären. Jedoch, das Herzogthum Modena ist es nicht al- künste s) Man muß sich hierbey desjenigen wieder erinnern, was
ich oben im zweyten Abschnitte von denen verschiede- nen Erd- und Steinlagen, und denen dabey sich deut- lich veroffenbahrenden Spuhren und Kennzeichen einer ehemahligen wiederholten Bewohnung der Oberfläche beygebracht habe. Jnsonderheit ist dasjenige merkwür- dig, was daselbst von denen Erd- und Steinschichten bey Langensalze in Thüringen mitgetheilet worden. Es zeiget zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen. flaͤche der Erde ſtatt gefunden habe. Die Waſſer un-ter der Erde haben ihre beſondern Stroͤhme, Lauf und Zuſammenhang; und ſie koͤnnen ſich durch einen uner- meßlichen Zeitlauf gar wohl Hohlungen unter der Er- de gemacht haben, die alle Beſchaffenheiten einer groſ- ſen See haben. Jn denen Berggruben zu Schem- nitz in Ungarn, welche gewiß die allergroͤßte Teufe er- langet haben, die jemahls Bergwerke auf der Erde erreichet haben koͤnnen, indem ſie bis vierhundert Lach- tern tief ſind, woran man nunmehro ſeit vierzehnhun- dert Jahren ununterbrochen arbeitet, hoͤret man in ei- nem Stollen, der weit in den Felſen getrieben iſt, ſehr deutlich das Vorbeyrauſchen eines ſtarken Waſſer- ſtrohms, der von der Seite des Stollens kaum einen Fuß dicke entfernet zu ſeyn ſcheinet, ſo daß, wenn man dieſe duͤnne Scheidewand aus Verſehen durchge- arbeitet haͤtte, alle Gruben des Schemnitzer Berg- werkes ohne Rettung unter Waſſer geſetzet worden waͤren. Jedoch, das Herzogthum Modena iſt es nicht al- kuͤnſte s) Man muß ſich hierbey desjenigen wieder erinnern, was
ich oben im zweyten Abſchnitte von denen verſchiede- nen Erd- und Steinlagen, und denen dabey ſich deut- lich veroffenbahrenden Spuhren und Kennzeichen einer ehemahligen wiederholten Bewohnung der Oberflaͤche beygebracht habe. Jnſonderheit iſt dasjenige merkwuͤr- dig, was daſelbſt von denen Erd- und Steinſchichten bey Langenſalze in Thuͤringen mitgetheilet worden. Es zeiget <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0265" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.</hi></fw><lb/> flaͤche der Erde ſtatt gefunden habe. Die Waſſer un-<lb/> ter der Erde haben ihre beſondern Stroͤhme, Lauf und<lb/> Zuſammenhang; und ſie koͤnnen ſich durch einen uner-<lb/> meßlichen Zeitlauf gar wohl Hohlungen unter der Er-<lb/> de gemacht haben, die alle Beſchaffenheiten einer groſ-<lb/> ſen See haben. Jn denen Berggruben zu Schem-<lb/> nitz in Ungarn, welche gewiß die allergroͤßte Teufe er-<lb/> langet haben, die jemahls Bergwerke auf der Erde<lb/> erreichet haben koͤnnen, indem ſie bis vierhundert Lach-<lb/> tern tief ſind, woran man nunmehro ſeit vierzehnhun-<lb/> dert Jahren ununterbrochen arbeitet, hoͤret man in ei-<lb/> nem Stollen, der weit in den Felſen getrieben iſt, ſehr<lb/> deutlich das Vorbeyrauſchen eines ſtarken Waſſer-<lb/> ſtrohms, der von der Seite des Stollens kaum einen<lb/> Fuß dicke entfernet zu ſeyn ſcheinet, ſo daß, wenn<lb/> man dieſe duͤnne Scheidewand aus Verſehen durchge-<lb/> arbeitet haͤtte, alle Gruben des Schemnitzer Berg-<lb/> werkes ohne Rettung unter Waſſer geſetzet worden<lb/> waͤren.</p><lb/> <p>Jedoch, das Herzogthum Modena iſt es nicht al-<lb/> lein, wo man die allerdeutlichſten Spuhren und Merk-<lb/> zeichen von einer mehr als einmahl bewohnten Ober-<lb/> flaͤche der Erde findet <note xml:id="seg2pn_10_1" next="#seg2pn_10_2" place="foot" n="s)">Man muß ſich hierbey desjenigen wieder erinnern, was<lb/> ich oben im <hi rendition="#fr">zweyten Abſchnitte</hi> von denen verſchiede-<lb/> nen Erd- und Steinlagen, und denen dabey ſich deut-<lb/> lich veroffenbahrenden Spuhren und Kennzeichen einer<lb/> ehemahligen wiederholten Bewohnung der Oberflaͤche<lb/> beygebracht habe. Jnſonderheit iſt dasjenige merkwuͤr-<lb/> dig, was daſelbſt von denen Erd- und Steinſchichten<lb/> bey Langenſalze in Thuͤringen mitgetheilet worden. Es<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zeiget</fw></note>. Als die großen Waſſer-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">kuͤnſte</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0265]
zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.
flaͤche der Erde ſtatt gefunden habe. Die Waſſer un-
ter der Erde haben ihre beſondern Stroͤhme, Lauf und
Zuſammenhang; und ſie koͤnnen ſich durch einen uner-
meßlichen Zeitlauf gar wohl Hohlungen unter der Er-
de gemacht haben, die alle Beſchaffenheiten einer groſ-
ſen See haben. Jn denen Berggruben zu Schem-
nitz in Ungarn, welche gewiß die allergroͤßte Teufe er-
langet haben, die jemahls Bergwerke auf der Erde
erreichet haben koͤnnen, indem ſie bis vierhundert Lach-
tern tief ſind, woran man nunmehro ſeit vierzehnhun-
dert Jahren ununterbrochen arbeitet, hoͤret man in ei-
nem Stollen, der weit in den Felſen getrieben iſt, ſehr
deutlich das Vorbeyrauſchen eines ſtarken Waſſer-
ſtrohms, der von der Seite des Stollens kaum einen
Fuß dicke entfernet zu ſeyn ſcheinet, ſo daß, wenn
man dieſe duͤnne Scheidewand aus Verſehen durchge-
arbeitet haͤtte, alle Gruben des Schemnitzer Berg-
werkes ohne Rettung unter Waſſer geſetzet worden
waͤren.
Jedoch, das Herzogthum Modena iſt es nicht al-
lein, wo man die allerdeutlichſten Spuhren und Merk-
zeichen von einer mehr als einmahl bewohnten Ober-
flaͤche der Erde findet s). Als die großen Waſſer-
kuͤnſte
s) Man muß ſich hierbey desjenigen wieder erinnern, was
ich oben im zweyten Abſchnitte von denen verſchiede-
nen Erd- und Steinlagen, und denen dabey ſich deut-
lich veroffenbahrenden Spuhren und Kennzeichen einer
ehemahligen wiederholten Bewohnung der Oberflaͤche
beygebracht habe. Jnſonderheit iſt dasjenige merkwuͤr-
dig, was daſelbſt von denen Erd- und Steinſchichten
bey Langenſalze in Thuͤringen mitgetheilet worden. Es
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Zitationshilfe: | Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/265>, abgerufen am 16.07.2024. |