lich dauerhaftigen Hütten von Holz und Leimen, oder Erde, hatten ihre Einrichtungen oder Abtheilungen ih- ren Markt- und Gerichtsplatz, waren mit besondern Thoren versehen, und hatten ihren Wall oder Befe- stigung gegen einen Angriff der Feinde; und eine rö- mische Legion bezog gemeiniglich zehen, zwanzig und mehrere Jahre hinter einander eben dasselbe Winter- lager, wenn es die Veränderung und Erweiterung der Gränzen nicht nothwendig machte, einen andern Platz zum Winterlager zu erwählen. Daß diese alte Sage von einem zu den Zeiten der Römer bey Rodaun ge- wesenen Winterlager einer römischen Legion wirklich gegründet sey, das zeigen noch heutiges Tages die rö- mischen Münzen, die man auf denen Feldern, wo die- ses Winterlager gewesen ist, gar nicht spahrsam findet.
Wenn nämlich dieses Feld umgepflüget wurde, so waren die Knaben zu Rodaun und in denen benach- barten Dörfern eifrig bemühet, dergleichen römische Münzen aufzusuchen; es waren die meisten silberne Nummi von der Größe eines Groschens, die aber wohl drey bis viermahl dicker waren, und wovon die meisten die Bildnisse des Nero, des Galba, des Ve- spasians, des Titus, und anderer nachfolgenden rö- mischen Kaiser auf ihrem Gepräge hatten. Der Herr Baron von Sauberskirchen hatte diese Knaben be- reits an sich gewöhnet, daß sie einen gewissen Absatz bey ihm versichert waren; und er bezahlte einem jeden vor dergleichen Stück römische Silbermünze einige Kaisergroschen. Auf diese Art hatte er bereits einige hundert Stück von dergleichen silbernen römischen
Nummis
VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
lich dauerhaftigen Huͤtten von Holz und Leimen, oder Erde, hatten ihre Einrichtungen oder Abtheilungen ih- ren Markt- und Gerichtsplatz, waren mit beſondern Thoren verſehen, und hatten ihren Wall oder Befe- ſtigung gegen einen Angriff der Feinde; und eine roͤ- miſche Legion bezog gemeiniglich zehen, zwanzig und mehrere Jahre hinter einander eben daſſelbe Winter- lager, wenn es die Veraͤnderung und Erweiterung der Graͤnzen nicht nothwendig machte, einen andern Platz zum Winterlager zu erwaͤhlen. Daß dieſe alte Sage von einem zu den Zeiten der Roͤmer bey Rodaun ge- weſenen Winterlager einer roͤmiſchen Legion wirklich gegruͤndet ſey, das zeigen noch heutiges Tages die roͤ- miſchen Muͤnzen, die man auf denen Feldern, wo die- ſes Winterlager geweſen iſt, gar nicht ſpahrſam findet.
Wenn naͤmlich dieſes Feld umgepfluͤget wurde, ſo waren die Knaben zu Rodaun und in denen benach- barten Doͤrfern eifrig bemuͤhet, dergleichen roͤmiſche Muͤnzen aufzuſuchen; es waren die meiſten ſilberne Nummi von der Groͤße eines Groſchens, die aber wohl drey bis viermahl dicker waren, und wovon die meiſten die Bildniſſe des Nero, des Galba, des Ve- ſpaſians, des Titus, und anderer nachfolgenden roͤ- miſchen Kaiſer auf ihrem Gepraͤge hatten. Der Herr Baron von Sauberskirchen hatte dieſe Knaben be- reits an ſich gewoͤhnet, daß ſie einen gewiſſen Abſatz bey ihm verſichert waren; und er bezahlte einem jeden vor dergleichen Stuͤck roͤmiſche Silbermuͤnze einige Kaiſergroſchen. Auf dieſe Art hatte er bereits einige hundert Stuͤck von dergleichen ſilbernen roͤmiſchen
Nummis
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VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
lich dauerhaftigen Huͤtten von Holz und Leimen, oder
Erde, hatten ihre Einrichtungen oder Abtheilungen ih-
ren Markt- und Gerichtsplatz, waren mit beſondern
Thoren verſehen, und hatten ihren Wall oder Befe-
ſtigung gegen einen Angriff der Feinde; und eine roͤ-
miſche Legion bezog gemeiniglich zehen, zwanzig und
mehrere Jahre hinter einander eben daſſelbe Winter-
lager, wenn es die Veraͤnderung und Erweiterung der
Graͤnzen nicht nothwendig machte, einen andern Platz
zum Winterlager zu erwaͤhlen. Daß dieſe alte Sage
von einem zu den Zeiten der Roͤmer bey Rodaun ge-
weſenen Winterlager einer roͤmiſchen Legion wirklich
gegruͤndet ſey, das zeigen noch heutiges Tages die roͤ-
miſchen Muͤnzen, die man auf denen Feldern, wo die-
ſes Winterlager geweſen iſt, gar nicht ſpahrſam
findet.
Wenn naͤmlich dieſes Feld umgepfluͤget wurde,
ſo waren die Knaben zu Rodaun und in denen benach-
barten Doͤrfern eifrig bemuͤhet, dergleichen roͤmiſche
Muͤnzen aufzuſuchen; es waren die meiſten ſilberne
Nummi von der Groͤße eines Groſchens, die aber
wohl drey bis viermahl dicker waren, und wovon die
meiſten die Bildniſſe des Nero, des Galba, des Ve-
ſpaſians, des Titus, und anderer nachfolgenden roͤ-
miſchen Kaiſer auf ihrem Gepraͤge hatten. Der Herr
Baron von Sauberskirchen hatte dieſe Knaben be-
reits an ſich gewoͤhnet, daß ſie einen gewiſſen Abſatz
bey ihm verſichert waren; und er bezahlte einem jeden
vor dergleichen Stuͤck roͤmiſche Silbermuͤnze einige
Kaiſergroſchen. Auf dieſe Art hatte er bereits einige
hundert Stuͤck von dergleichen ſilbernen roͤmiſchen
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/276>, abgerufen am 16.07.2024.
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