Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

VIII. Abschn. Von den Versteinerungen
Beschaffenheit in ihrem Bestandwesen und Zusammen-
fügung ihrer Theile an sich wahrnehmen läßt, als das
übrige Holz des Stammes; so zeigte sich auch dieses
ungemein deutlich bey dergleichen Versteinerungen.

Es ist schon von selbst leicht zu erachten, daß ein
sehr langer Zeitraum darzu erfordert werde, um so
starke Stämme Holz durchaus zu versteinern. Jndes-
sen habe ich in dem kaiserlichen Naturaliencabinette
solche in Achat versteinerte starke Stämme von mehr
als drey Fuß im Durchschnitt gesehen, die noch an-
dere merklichere Merkzeichen eines sehr hohen Alter-
thums an sich hatten. Jch habe unter andern einen
bemerket, der in der Mitte eine große Spalte hatte,
die mit einem Achat von einer ganz andern Farbe aus-
gefüllet war, und welche Spalte nichts von der Na-
tur eines vorhin gewesenen Holzes an sich wahrneh-
men ließ, sondern die nichts als wirklicher Achat war.
Vermuthlich ist diese Spalte durch ein Erdbeben in
dem Stamme entstanden, als derselbe schon verstei-
nert war. Denn wenn diese Spalte schon vorher in
dem Stamme statt gefunden, oder zu der Zeit sich er-
eignet hätte, da eine und eben dieselbe versteinernde
Materie auf den Stamm wirkte; so siehet man nicht,
wie in diesem Spalte ein Achat von einer ganz andern
Farbe entstehen konnte. Folglich mußte der Stamm
schon vorher in Achat von einer schwarzbraunen Farbe
versteinert worden seyn, ehe sich diese Spalte mit ei-
nem Achat von weißer Farbe anfüllen konnte. Was
aber noch mehr ist: Es befand sich in eben diesem
Stamme eine andere Spalte, die nach einer ganz an-

dern

VIII. Abſchn. Von den Verſteinerungen
Beſchaffenheit in ihrem Beſtandweſen und Zuſammen-
fuͤgung ihrer Theile an ſich wahrnehmen laͤßt, als das
uͤbrige Holz des Stammes; ſo zeigte ſich auch dieſes
ungemein deutlich bey dergleichen Verſteinerungen.

Es iſt ſchon von ſelbſt leicht zu erachten, daß ein
ſehr langer Zeitraum darzu erfordert werde, um ſo
ſtarke Staͤmme Holz durchaus zu verſteinern. Jndeſ-
ſen habe ich in dem kaiſerlichen Naturaliencabinette
ſolche in Achat verſteinerte ſtarke Staͤmme von mehr
als drey Fuß im Durchſchnitt geſehen, die noch an-
dere merklichere Merkzeichen eines ſehr hohen Alter-
thums an ſich hatten. Jch habe unter andern einen
bemerket, der in der Mitte eine große Spalte hatte,
die mit einem Achat von einer ganz andern Farbe aus-
gefuͤllet war, und welche Spalte nichts von der Na-
tur eines vorhin geweſenen Holzes an ſich wahrneh-
men ließ, ſondern die nichts als wirklicher Achat war.
Vermuthlich iſt dieſe Spalte durch ein Erdbeben in
dem Stamme entſtanden, als derſelbe ſchon verſtei-
nert war. Denn wenn dieſe Spalte ſchon vorher in
dem Stamme ſtatt gefunden, oder zu der Zeit ſich er-
eignet haͤtte, da eine und eben dieſelbe verſteinernde
Materie auf den Stamm wirkte; ſo ſiehet man nicht,
wie in dieſem Spalte ein Achat von einer ganz andern
Farbe entſtehen konnte. Folglich mußte der Stamm
ſchon vorher in Achat von einer ſchwarzbraunen Farbe
verſteinert worden ſeyn, ehe ſich dieſe Spalte mit ei-
nem Achat von weißer Farbe anfuͤllen konnte. Was
aber noch mehr iſt: Es befand ſich in eben dieſem
Stamme eine andere Spalte, die nach einer ganz an-

dern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0294" n="266"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Ab&#x017F;chn. Von den Ver&#x017F;teinerungen</hi></fw><lb/>
Be&#x017F;chaffenheit in ihrem Be&#x017F;tandwe&#x017F;en und Zu&#x017F;ammen-<lb/>
fu&#x0364;gung ihrer Theile an &#x017F;ich wahrnehmen la&#x0364;ßt, als das<lb/>
u&#x0364;brige Holz des Stammes; &#x017F;o zeigte &#x017F;ich auch die&#x017F;es<lb/>
ungemein deutlich bey dergleichen Ver&#x017F;teinerungen.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t &#x017F;chon von &#x017F;elb&#x017F;t leicht zu erachten, daß ein<lb/>
&#x017F;ehr langer Zeitraum darzu erfordert werde, um &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tarke Sta&#x0364;mme Holz durchaus zu ver&#x017F;teinern. Jnde&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en habe ich in dem kai&#x017F;erlichen Naturaliencabinette<lb/>
&#x017F;olche in Achat ver&#x017F;teinerte &#x017F;tarke Sta&#x0364;mme von mehr<lb/>
als drey Fuß im Durch&#x017F;chnitt ge&#x017F;ehen, die noch an-<lb/>
dere merklichere Merkzeichen eines &#x017F;ehr hohen Alter-<lb/>
thums an &#x017F;ich hatten. Jch habe unter andern einen<lb/>
bemerket, der in der Mitte eine große Spalte hatte,<lb/>
die mit einem Achat von einer ganz andern Farbe aus-<lb/>
gefu&#x0364;llet war, und welche Spalte nichts von der Na-<lb/>
tur eines vorhin gewe&#x017F;enen Holzes an &#x017F;ich wahrneh-<lb/>
men ließ, &#x017F;ondern die nichts als wirklicher Achat war.<lb/>
Vermuthlich i&#x017F;t die&#x017F;e Spalte durch ein Erdbeben in<lb/>
dem Stamme ent&#x017F;tanden, als der&#x017F;elbe &#x017F;chon ver&#x017F;tei-<lb/>
nert war. Denn wenn die&#x017F;e Spalte &#x017F;chon vorher in<lb/>
dem Stamme &#x017F;tatt gefunden, oder zu der Zeit &#x017F;ich er-<lb/>
eignet ha&#x0364;tte, da eine und eben die&#x017F;elbe ver&#x017F;teinernde<lb/>
Materie auf den Stamm wirkte; &#x017F;o &#x017F;iehet man nicht,<lb/>
wie in die&#x017F;em Spalte ein Achat von einer ganz andern<lb/>
Farbe ent&#x017F;tehen konnte. Folglich mußte der Stamm<lb/>
&#x017F;chon vorher in Achat von einer &#x017F;chwarzbraunen Farbe<lb/>
ver&#x017F;teinert worden &#x017F;eyn, ehe &#x017F;ich die&#x017F;e Spalte mit ei-<lb/>
nem Achat von weißer Farbe anfu&#x0364;llen konnte. Was<lb/>
aber noch mehr i&#x017F;t: Es befand &#x017F;ich in eben die&#x017F;em<lb/>
Stamme eine andere Spalte, die nach einer ganz an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0294] VIII. Abſchn. Von den Verſteinerungen Beſchaffenheit in ihrem Beſtandweſen und Zuſammen- fuͤgung ihrer Theile an ſich wahrnehmen laͤßt, als das uͤbrige Holz des Stammes; ſo zeigte ſich auch dieſes ungemein deutlich bey dergleichen Verſteinerungen. Es iſt ſchon von ſelbſt leicht zu erachten, daß ein ſehr langer Zeitraum darzu erfordert werde, um ſo ſtarke Staͤmme Holz durchaus zu verſteinern. Jndeſ- ſen habe ich in dem kaiſerlichen Naturaliencabinette ſolche in Achat verſteinerte ſtarke Staͤmme von mehr als drey Fuß im Durchſchnitt geſehen, die noch an- dere merklichere Merkzeichen eines ſehr hohen Alter- thums an ſich hatten. Jch habe unter andern einen bemerket, der in der Mitte eine große Spalte hatte, die mit einem Achat von einer ganz andern Farbe aus- gefuͤllet war, und welche Spalte nichts von der Na- tur eines vorhin geweſenen Holzes an ſich wahrneh- men ließ, ſondern die nichts als wirklicher Achat war. Vermuthlich iſt dieſe Spalte durch ein Erdbeben in dem Stamme entſtanden, als derſelbe ſchon verſtei- nert war. Denn wenn dieſe Spalte ſchon vorher in dem Stamme ſtatt gefunden, oder zu der Zeit ſich er- eignet haͤtte, da eine und eben dieſelbe verſteinernde Materie auf den Stamm wirkte; ſo ſiehet man nicht, wie in dieſem Spalte ein Achat von einer ganz andern Farbe entſtehen konnte. Folglich mußte der Stamm ſchon vorher in Achat von einer ſchwarzbraunen Farbe verſteinert worden ſeyn, ehe ſich dieſe Spalte mit ei- nem Achat von weißer Farbe anfuͤllen konnte. Was aber noch mehr iſt: Es befand ſich in eben dieſem Stamme eine andere Spalte, die nach einer ganz an- dern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/294
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/294>, abgerufen am 28.11.2024.