Da die Flötzgebirge, deren Uhrsprung und Entstehung man gleichfalls gemeiniglich der Sündfluth zuschreibet, eben die verschiedenen Erd- und Steinlagen haben; so hat es mit denenselben eben die Bewandtniß, als mit denen abwechselnden Schichten, die man bey der Eingrabung in ebenen Gegenden entdecket. Einerley Wirkungen muß man auch allemahl einerley Uhrsachen zuschreiben, folg- lich sind diese Flötzgebirge eben so durch viele und oft wie derholte Ueberschwemmungen, oder durch die Ströhme und Bewegungen des Meeres entstanden, wie ich in dem ersten Abschnitte genugsam gezeiget habe.
Jch schmeichle mir, daß ich wenig Leser von Ge- schmack und Einsicht haben werde, die nicht durch so viele starke Gründe überzeuget seyn sollten, daß die Sündfluth keinesweges dasjenige ist, worinnen man die Erklährung und Erläuterung von so vielen Spuh- ren und Merkzeichen großer Veränderungen und Um- formungen, die auf dem Erdcörper vorgegangen sind, suchen müsse, und daß folglich aus der Sündfluth keine zureichenden und gründlichen Einwürfe gegen die Fol- gen, die ich aus diesen Spuhren und Kennzeichen ge- zogen habe, gemacht werden können. Man wird viel- mehr überzeugend erkennen, daß diese Spuhren und Merkzeichen wirklich dasjenige sind, wozu ich sie in die- ser Geschichte gebrauchet habe, nämlich als glaubwür- dige Uhrkunden und Nachrichten von denen großen Be- gebenheiten und erstaunlichen Veränderungen, die in dem ganzen langen Zeitalter desselben vorgefallen und eines beständigen Andenkens würdig sind.
Zehender
T 4
einiger Einwuͤrfe.
Da die Floͤtzgebirge, deren Uhrſprung und Entſtehung man gleichfalls gemeiniglich der Suͤndfluth zuſchreibet, eben die verſchiedenen Erd- und Steinlagen haben; ſo hat es mit denenſelben eben die Bewandtniß, als mit denen abwechſelnden Schichten, die man bey der Eingrabung in ebenen Gegenden entdecket. Einerley Wirkungen muß man auch allemahl einerley Uhrſachen zuſchreiben, folg- lich ſind dieſe Floͤtzgebirge eben ſo durch viele und oft wie derholte Ueberſchwemmungen, oder durch die Stroͤhme und Bewegungen des Meeres entſtanden, wie ich in dem erſten Abſchnitte genugſam gezeiget habe.
Jch ſchmeichle mir, daß ich wenig Leſer von Ge- ſchmack und Einſicht haben werde, die nicht durch ſo viele ſtarke Gruͤnde uͤberzeuget ſeyn ſollten, daß die Suͤndfluth keinesweges dasjenige iſt, worinnen man die Erklaͤhrung und Erlaͤuterung von ſo vielen Spuh- ren und Merkzeichen großer Veraͤnderungen und Um- formungen, die auf dem Erdcoͤrper vorgegangen ſind, ſuchen muͤſſe, und daß folglich aus der Suͤndfluth keine zureichenden und gruͤndlichen Einwuͤrfe gegen die Fol- gen, die ich aus dieſen Spuhren und Kennzeichen ge- zogen habe, gemacht werden koͤnnen. Man wird viel- mehr uͤberzeugend erkennen, daß dieſe Spuhren und Merkzeichen wirklich dasjenige ſind, wozu ich ſie in die- ſer Geſchichte gebrauchet habe, naͤmlich als glaubwuͤr- dige Uhrkunden und Nachrichten von denen großen Be- gebenheiten und erſtaunlichen Veraͤnderungen, die in dem ganzen langen Zeitalter deſſelben vorgefallen und eines beſtaͤndigen Andenkens wuͤrdig ſind.
Zehender
T 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0323"n="295"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">einiger Einwuͤrfe.</hi></fw><lb/><p>Da die Floͤtzgebirge, deren Uhrſprung und Entſtehung<lb/>
man gleichfalls gemeiniglich der Suͤndfluth zuſchreibet,<lb/>
eben die verſchiedenen Erd- und Steinlagen haben; ſo hat<lb/>
es mit denenſelben eben die Bewandtniß, als mit denen<lb/>
abwechſelnden Schichten, die man bey der Eingrabung in<lb/>
ebenen Gegenden entdecket. Einerley Wirkungen muß<lb/>
man auch allemahl einerley Uhrſachen zuſchreiben, folg-<lb/>
lich ſind dieſe Floͤtzgebirge eben ſo durch viele und oft wie<lb/>
derholte Ueberſchwemmungen, oder durch die Stroͤhme<lb/>
und Bewegungen des Meeres entſtanden, wie ich in<lb/>
dem erſten Abſchnitte genugſam gezeiget habe.</p><lb/><p>Jch ſchmeichle mir, daß ich wenig Leſer von Ge-<lb/>ſchmack und Einſicht haben werde, die nicht durch ſo<lb/>
viele ſtarke Gruͤnde uͤberzeuget ſeyn ſollten, daß die<lb/>
Suͤndfluth keinesweges dasjenige iſt, worinnen man<lb/>
die Erklaͤhrung und Erlaͤuterung von ſo vielen Spuh-<lb/>
ren und Merkzeichen großer Veraͤnderungen und Um-<lb/>
formungen, die auf dem Erdcoͤrper vorgegangen ſind,<lb/>ſuchen muͤſſe, und daß folglich aus der Suͤndfluth keine<lb/>
zureichenden und gruͤndlichen Einwuͤrfe gegen die Fol-<lb/>
gen, die ich aus dieſen Spuhren und Kennzeichen ge-<lb/>
zogen habe, gemacht werden koͤnnen. Man wird viel-<lb/>
mehr uͤberzeugend erkennen, daß dieſe Spuhren und<lb/>
Merkzeichen wirklich dasjenige ſind, wozu ich ſie in die-<lb/>ſer Geſchichte gebrauchet habe, naͤmlich als glaubwuͤr-<lb/>
dige Uhrkunden und Nachrichten von denen großen Be-<lb/>
gebenheiten und erſtaunlichen Veraͤnderungen, die in<lb/>
dem ganzen langen Zeitalter deſſelben vorgefallen und<lb/>
eines beſtaͤndigen Andenkens wuͤrdig ſind.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 4</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Zehender</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[295/0323]
einiger Einwuͤrfe.
Da die Floͤtzgebirge, deren Uhrſprung und Entſtehung
man gleichfalls gemeiniglich der Suͤndfluth zuſchreibet,
eben die verſchiedenen Erd- und Steinlagen haben; ſo hat
es mit denenſelben eben die Bewandtniß, als mit denen
abwechſelnden Schichten, die man bey der Eingrabung in
ebenen Gegenden entdecket. Einerley Wirkungen muß
man auch allemahl einerley Uhrſachen zuſchreiben, folg-
lich ſind dieſe Floͤtzgebirge eben ſo durch viele und oft wie
derholte Ueberſchwemmungen, oder durch die Stroͤhme
und Bewegungen des Meeres entſtanden, wie ich in
dem erſten Abſchnitte genugſam gezeiget habe.
Jch ſchmeichle mir, daß ich wenig Leſer von Ge-
ſchmack und Einſicht haben werde, die nicht durch ſo
viele ſtarke Gruͤnde uͤberzeuget ſeyn ſollten, daß die
Suͤndfluth keinesweges dasjenige iſt, worinnen man
die Erklaͤhrung und Erlaͤuterung von ſo vielen Spuh-
ren und Merkzeichen großer Veraͤnderungen und Um-
formungen, die auf dem Erdcoͤrper vorgegangen ſind,
ſuchen muͤſſe, und daß folglich aus der Suͤndfluth keine
zureichenden und gruͤndlichen Einwuͤrfe gegen die Fol-
gen, die ich aus dieſen Spuhren und Kennzeichen ge-
zogen habe, gemacht werden koͤnnen. Man wird viel-
mehr uͤberzeugend erkennen, daß dieſe Spuhren und
Merkzeichen wirklich dasjenige ſind, wozu ich ſie in die-
ſer Geſchichte gebrauchet habe, naͤmlich als glaubwuͤr-
dige Uhrkunden und Nachrichten von denen großen Be-
gebenheiten und erſtaunlichen Veraͤnderungen, die in
dem ganzen langen Zeitalter deſſelben vorgefallen und
eines beſtaͤndigen Andenkens wuͤrdig ſind.
Zehender
T 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/323>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.