Jn wie weit in einem Sonnensystem Unord- nungen, Zerrüttungen oder natürliche Erfolge ent- stehen können, welche den Untergang dieses Sy- stems oder einzelner Weltcörper zu bewirken vermögend sind.
Ein Sonnensystem ist ein Zusammenhang von Welt- cörpern, welche sämtlich ein Verhältniß mit ein- ander haben, auf und gegen einander wirken, und sich nach festgesetzten Gesetzen um eine und eben dieselbe Sonne bewegen. Es befinden sich in einem derglei- chen Sonnensystem viererley Arten von Weltcörpern, nehmlich die Sonne selbst, die Hauptplaneten, die Cometen, und die Trabanten oder Nebenplaneten, welche einige Hauptplaneten begleiten. Alle diese viererley Arten von Weltcörpern haben eine Wirkung gegen einander, oder es können sich doch Vorfälle und Umstände ereignen, aus welchen mächtige Wirkungen gegen einander entstehen können. Sie haben ihre Triebfedern oder thätigen Kräfte, auf welchen die Ge- setze ihrer Bewegung und ihrer Wirkung gegen einan- der beruhen. Diese Kräfte, diese Triebfedern, ob sie gleich noch so stark gespannet sind, können doch nach Verlauf vieler Jahrtausende sich abnutzen, stumpf und schlaff werden, und endlich ihre Dienste nicht mehr leisten. Es ist so gar der Vernunft gemäß, daß man diesen Erfolg vermuthen muß, weil wir in dem gan- zen Bezirk der Wesen kein einziges Ding, keine ein-
zige
XI. Abſchn. I. Hauptſt.
Erſtes Hauptſtuͤck.
Jn wie weit in einem Sonnenſyſtem Unord- nungen, Zerruͤttungen oder natuͤrliche Erfolge ent- ſtehen koͤnnen, welche den Untergang dieſes Sy- ſtems oder einzelner Weltcoͤrper zu bewirken vermoͤgend ſind.
Ein Sonnenſyſtem iſt ein Zuſammenhang von Welt- coͤrpern, welche ſaͤmtlich ein Verhaͤltniß mit ein- ander haben, auf und gegen einander wirken, und ſich nach feſtgeſetzten Geſetzen um eine und eben dieſelbe Sonne bewegen. Es befinden ſich in einem derglei- chen Sonnenſyſtem viererley Arten von Weltcoͤrpern, nehmlich die Sonne ſelbſt, die Hauptplaneten, die Cometen, und die Trabanten oder Nebenplaneten, welche einige Hauptplaneten begleiten. Alle dieſe viererley Arten von Weltcoͤrpern haben eine Wirkung gegen einander, oder es koͤnnen ſich doch Vorfaͤlle und Umſtaͤnde ereignen, aus welchen maͤchtige Wirkungen gegen einander entſtehen koͤnnen. Sie haben ihre Triebfedern oder thaͤtigen Kraͤfte, auf welchen die Ge- ſetze ihrer Bewegung und ihrer Wirkung gegen einan- der beruhen. Dieſe Kraͤfte, dieſe Triebfedern, ob ſie gleich noch ſo ſtark geſpannet ſind, koͤnnen doch nach Verlauf vieler Jahrtauſende ſich abnutzen, ſtumpf und ſchlaff werden, und endlich ihre Dienſte nicht mehr leiſten. Es iſt ſo gar der Vernunft gemaͤß, daß man dieſen Erfolg vermuthen muß, weil wir in dem gan- zen Bezirk der Weſen kein einziges Ding, keine ein-
zige
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0354"n="326"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XI.</hi> Abſchn. <hirendition="#aq">I.</hi> Hauptſt.</hi></fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Erſtes Hauptſtuͤck.</hi></head><lb/><argument><p><hirendition="#c"><hirendition="#fr">Jn wie weit in einem Sonnenſyſtem Unord-<lb/>
nungen, Zerruͤttungen oder natuͤrliche Erfolge ent-<lb/>ſtehen koͤnnen, welche den Untergang dieſes Sy-<lb/>ſtems oder einzelner Weltcoͤrper zu bewirken<lb/>
vermoͤgend ſind.</hi></hi></p></argument><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>in Sonnenſyſtem iſt ein Zuſammenhang von Welt-<lb/>
coͤrpern, welche ſaͤmtlich ein Verhaͤltniß mit ein-<lb/>
ander haben, auf und gegen einander wirken, und ſich<lb/>
nach feſtgeſetzten Geſetzen um eine und eben dieſelbe<lb/>
Sonne bewegen. Es befinden ſich in einem derglei-<lb/>
chen Sonnenſyſtem viererley Arten von Weltcoͤrpern,<lb/>
nehmlich die Sonne ſelbſt, die Hauptplaneten, die<lb/>
Cometen, und die Trabanten oder Nebenplaneten,<lb/>
welche einige Hauptplaneten begleiten. Alle dieſe<lb/>
viererley Arten von Weltcoͤrpern haben eine Wirkung<lb/>
gegen einander, oder es koͤnnen ſich doch Vorfaͤlle und<lb/>
Umſtaͤnde ereignen, aus welchen maͤchtige Wirkungen<lb/>
gegen einander entſtehen koͤnnen. Sie haben ihre<lb/>
Triebfedern oder thaͤtigen Kraͤfte, auf welchen die Ge-<lb/>ſetze ihrer Bewegung und ihrer Wirkung gegen einan-<lb/>
der beruhen. Dieſe Kraͤfte, dieſe Triebfedern, ob ſie<lb/>
gleich noch ſo ſtark geſpannet ſind, koͤnnen doch nach<lb/>
Verlauf vieler Jahrtauſende ſich abnutzen, ſtumpf und<lb/>ſchlaff werden, und endlich ihre Dienſte nicht mehr<lb/>
leiſten. Es iſt ſo gar der Vernunft gemaͤß, daß man<lb/>
dieſen Erfolg vermuthen muß, weil wir in dem gan-<lb/>
zen Bezirk der Weſen kein einziges Ding, keine ein-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zige</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[326/0354]
XI. Abſchn. I. Hauptſt.
Erſtes Hauptſtuͤck.
Jn wie weit in einem Sonnenſyſtem Unord-
nungen, Zerruͤttungen oder natuͤrliche Erfolge ent-
ſtehen koͤnnen, welche den Untergang dieſes Sy-
ſtems oder einzelner Weltcoͤrper zu bewirken
vermoͤgend ſind.
Ein Sonnenſyſtem iſt ein Zuſammenhang von Welt-
coͤrpern, welche ſaͤmtlich ein Verhaͤltniß mit ein-
ander haben, auf und gegen einander wirken, und ſich
nach feſtgeſetzten Geſetzen um eine und eben dieſelbe
Sonne bewegen. Es befinden ſich in einem derglei-
chen Sonnenſyſtem viererley Arten von Weltcoͤrpern,
nehmlich die Sonne ſelbſt, die Hauptplaneten, die
Cometen, und die Trabanten oder Nebenplaneten,
welche einige Hauptplaneten begleiten. Alle dieſe
viererley Arten von Weltcoͤrpern haben eine Wirkung
gegen einander, oder es koͤnnen ſich doch Vorfaͤlle und
Umſtaͤnde ereignen, aus welchen maͤchtige Wirkungen
gegen einander entſtehen koͤnnen. Sie haben ihre
Triebfedern oder thaͤtigen Kraͤfte, auf welchen die Ge-
ſetze ihrer Bewegung und ihrer Wirkung gegen einan-
der beruhen. Dieſe Kraͤfte, dieſe Triebfedern, ob ſie
gleich noch ſo ſtark geſpannet ſind, koͤnnen doch nach
Verlauf vieler Jahrtauſende ſich abnutzen, ſtumpf und
ſchlaff werden, und endlich ihre Dienſte nicht mehr
leiſten. Es iſt ſo gar der Vernunft gemaͤß, daß man
dieſen Erfolg vermuthen muß, weil wir in dem gan-
zen Bezirk der Weſen kein einziges Ding, keine ein-
zige
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/354>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.