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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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der Gebirge auf dem Erdcörper.
gebirge theils aus denen Bergwerksnachrichten, theils
durch die Reisebeschreiber kennen; so kann man gewiß
nicht zweifeln, daß die allerwenigsten hohen und Fel-
sengebirge keinesweges aus einem feinen Kalksteine,
sondern größtentheils und fast allenthalben aus viel fe-
stern Steinarten bestehen; dahero auch das Lehrge-
bäude des Verfassers von Erzeugung der Erzadern in
denen Gebirgen, das sich lediglich auf die Vorausse-
tzung von Kalksteingebirgen e) gründet, von selbst
wegfällt.

Eben so giebt dieser Verfasser genugsam zu erken-
nen, daß derselbe nur von dem geringen Theil der Ge-
birge in seiner Gegend einige Kenntniß habe; wenn
er bey allen Gebirgen einen Rücken oder Kern an-
nimmt, welches eben das hohe oder Felsengebirge seyn
soll, und an welches die Mittel- und Vorgebirge nach dem
ebenen Lande zu durch die Fluthen nur angeschwemmet
seyn sollen. Es ist weit gefehlet, daß alle Gebirge
auf dem Erdcörper eine solche Beschaffenheit haben
sollten. Wenn der Verfasser nur eine Reise nach Ma-

rienzell
e) Des Verfassers System von Erzeugung der Erzgänge
und Klüfte kommt darauf an, daß diese Gebirge an-
fangs weich gewesen, und bey der Austrocknung Risse
und Spalten bekommen, welche dann hernach durch die
Durchseigerung des Wassers mit Erz angefüllet worden.
Dieses Lehrgebäude hat so viel Widersinniges und of-
fenbahr Widersprechendes an sich, daß man sich billig
wundern muß, wie der Verfasser solches selbst nicht
habe einsehen können. Es würde mich hier allzuweit
von meinem Endzwecke entfernen, wenn ich dieses hier
ausführlich zeigen wollte. Jch werde aber solches bey
einem herauszugebenden andern Werke leisten.
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der Gebirge auf dem Erdcoͤrper.
gebirge theils aus denen Bergwerksnachrichten, theils
durch die Reiſebeſchreiber kennen; ſo kann man gewiß
nicht zweifeln, daß die allerwenigſten hohen und Fel-
ſengebirge keinesweges aus einem feinen Kalkſteine,
ſondern groͤßtentheils und faſt allenthalben aus viel fe-
ſtern Steinarten beſtehen; dahero auch das Lehrge-
baͤude des Verfaſſers von Erzeugung der Erzadern in
denen Gebirgen, das ſich lediglich auf die Vorausſe-
tzung von Kalkſteingebirgen e) gruͤndet, von ſelbſt
wegfaͤllt.

Eben ſo giebt dieſer Verfaſſer genugſam zu erken-
nen, daß derſelbe nur von dem geringen Theil der Ge-
birge in ſeiner Gegend einige Kenntniß habe; wenn
er bey allen Gebirgen einen Ruͤcken oder Kern an-
nimmt, welches eben das hohe oder Felſengebirge ſeyn
ſoll, und an welches die Mittel- und Vorgebirge nach dem
ebenen Lande zu durch die Fluthen nur angeſchwemmet
ſeyn ſollen. Es iſt weit gefehlet, daß alle Gebirge
auf dem Erdcoͤrper eine ſolche Beſchaffenheit haben
ſollten. Wenn der Verfaſſer nur eine Reiſe nach Ma-

rienzell
e) Des Verfaſſers Syſtem von Erzeugung der Erzgaͤnge
und Kluͤfte kommt darauf an, daß dieſe Gebirge an-
fangs weich geweſen, und bey der Austrocknung Riſſe
und Spalten bekommen, welche dann hernach durch die
Durchſeigerung des Waſſers mit Erz angefuͤllet worden.
Dieſes Lehrgebaͤude hat ſo viel Widerſinniges und of-
fenbahr Widerſprechendes an ſich, daß man ſich billig
wundern muß, wie der Verfaſſer ſolches ſelbſt nicht
habe einſehen koͤnnen. Es wuͤrde mich hier allzuweit
von meinem Endzwecke entfernen, wenn ich dieſes hier
ausfuͤhrlich zeigen wollte. Jch werde aber ſolches bey
einem herauszugebenden andern Werke leiſten.
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[53/0081] der Gebirge auf dem Erdcoͤrper. gebirge theils aus denen Bergwerksnachrichten, theils durch die Reiſebeſchreiber kennen; ſo kann man gewiß nicht zweifeln, daß die allerwenigſten hohen und Fel- ſengebirge keinesweges aus einem feinen Kalkſteine, ſondern groͤßtentheils und faſt allenthalben aus viel fe- ſtern Steinarten beſtehen; dahero auch das Lehrge- baͤude des Verfaſſers von Erzeugung der Erzadern in denen Gebirgen, das ſich lediglich auf die Vorausſe- tzung von Kalkſteingebirgen e) gruͤndet, von ſelbſt wegfaͤllt. Eben ſo giebt dieſer Verfaſſer genugſam zu erken- nen, daß derſelbe nur von dem geringen Theil der Ge- birge in ſeiner Gegend einige Kenntniß habe; wenn er bey allen Gebirgen einen Ruͤcken oder Kern an- nimmt, welches eben das hohe oder Felſengebirge ſeyn ſoll, und an welches die Mittel- und Vorgebirge nach dem ebenen Lande zu durch die Fluthen nur angeſchwemmet ſeyn ſollen. Es iſt weit gefehlet, daß alle Gebirge auf dem Erdcoͤrper eine ſolche Beſchaffenheit haben ſollten. Wenn der Verfaſſer nur eine Reiſe nach Ma- rienzell e) Des Verfaſſers Syſtem von Erzeugung der Erzgaͤnge und Kluͤfte kommt darauf an, daß dieſe Gebirge an- fangs weich geweſen, und bey der Austrocknung Riſſe und Spalten bekommen, welche dann hernach durch die Durchſeigerung des Waſſers mit Erz angefuͤllet worden. Dieſes Lehrgebaͤude hat ſo viel Widerſinniges und of- fenbahr Widerſprechendes an ſich, daß man ſich billig wundern muß, wie der Verfaſſer ſolches ſelbſt nicht habe einſehen koͤnnen. Es wuͤrde mich hier allzuweit von meinem Endzwecke entfernen, wenn ich dieſes hier ausfuͤhrlich zeigen wollte. Jch werde aber ſolches bey einem herauszugebenden andern Werke leiſten. D 3

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/81>, abgerufen am 23.11.2024.