Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschn. Von der Beschaffenheit
möglich, daß ebene Gegenden von einer beträchtli-
chen Größe auf derselben statt finden könnten. Denn
alle Zwischenräume und Vertiefungen, die durch die-
sen Bruch der obern festen Rinde des Erdcörpers ent-
standen waren, mußten mit Wasser oder Meeren an-
gefüllet seyn, und es konnten gar keine Ebenen statt
sinden; was aber noch mehr ist, diese ehemahlige öh-
lichte Beschaffenheit der obern festen Erdrinde müssen
wir annoch in denen Gebirgen ganz ungezweifelt wahr-
nehmen. Es ist aber dieses so weit gefehlet, daß wir
nichts als Stein und Wasser in denen Gebirgen
sinden.

Nachdem ich bis hieher die verschiedenen Meynun-
gen von dem Uhrsprunge und der Beschaffenheit der
Gebirge auf dem Erdcörper angeführet und widerleget
habe; so will ich nunmehro dasjenige vortragen, wo-
von ich glaube, daß die Gebirge auf dem Erdboden
auf verschiedene Art und Weise entstanden sind. Man
würde zu weit gehen, wenn man behaupten wollte,
daß die Gebirge auf einem Cörper, der so mancherley
Zufälle, Veränderungen und Umformungen gehabt
hat, ganz auf einerley Art entstanden wären. Jch
will also viererley verschiedene Arten annehmen, durch
welche die Gebirge auf dem Erdboden ihren Uhrsprung
gehabt haben.

1) Sind viele Ungleichheiten und Erhöhungen der
Oberfläche auf dem Erdcörper noch von seiner Schö-
pfung oder ersten Entstehung übrig, da er sich als
ein gespaltenes Stück von dem Sonnencörper losgeris-
sen hatte.
2) Sind

I. Abſchn. Von der Beſchaffenheit
moͤglich, daß ebene Gegenden von einer betraͤchtli-
chen Groͤße auf derſelben ſtatt finden koͤnnten. Denn
alle Zwiſchenraͤume und Vertiefungen, die durch die-
ſen Bruch der obern feſten Rinde des Erdcoͤrpers ent-
ſtanden waren, mußten mit Waſſer oder Meeren an-
gefuͤllet ſeyn, und es konnten gar keine Ebenen ſtatt
ſinden; was aber noch mehr iſt, dieſe ehemahlige oͤh-
lichte Beſchaffenheit der obern feſten Erdrinde muͤſſen
wir annoch in denen Gebirgen ganz ungezweifelt wahr-
nehmen. Es iſt aber dieſes ſo weit gefehlet, daß wir
nichts als Stein und Waſſer in denen Gebirgen
ſinden.

Nachdem ich bis hieher die verſchiedenen Meynun-
gen von dem Uhrſprunge und der Beſchaffenheit der
Gebirge auf dem Erdcoͤrper angefuͤhret und widerleget
habe; ſo will ich nunmehro dasjenige vortragen, wo-
von ich glaube, daß die Gebirge auf dem Erdboden
auf verſchiedene Art und Weiſe entſtanden ſind. Man
wuͤrde zu weit gehen, wenn man behaupten wollte,
daß die Gebirge auf einem Coͤrper, der ſo mancherley
Zufaͤlle, Veraͤnderungen und Umformungen gehabt
hat, ganz auf einerley Art entſtanden waͤren. Jch
will alſo viererley verſchiedene Arten annehmen, durch
welche die Gebirge auf dem Erdboden ihren Uhrſprung
gehabt haben.

1) Sind viele Ungleichheiten und Erhoͤhungen der
Oberflaͤche auf dem Erdcoͤrper noch von ſeiner Schoͤ-
pfung oder erſten Entſtehung uͤbrig, da er ſich als
ein geſpaltenes Stuͤck von dem Sonnencoͤrper losgeriſ-
ſen hatte.
2) Sind
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0090" n="62"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chn. Von der Be&#x017F;chaffenheit</hi></fw><lb/>
mo&#x0364;glich, daß ebene Gegenden von einer betra&#x0364;chtli-<lb/>
chen Gro&#x0364;ße auf der&#x017F;elben &#x017F;tatt finden ko&#x0364;nnten. Denn<lb/>
alle Zwi&#x017F;chenra&#x0364;ume und Vertiefungen, die durch die-<lb/>
&#x017F;en Bruch der obern fe&#x017F;ten Rinde des Erdco&#x0364;rpers ent-<lb/>
&#x017F;tanden waren, mußten mit Wa&#x017F;&#x017F;er oder Meeren an-<lb/>
gefu&#x0364;llet &#x017F;eyn, und es konnten gar keine Ebenen &#x017F;tatt<lb/>
&#x017F;inden; was aber noch mehr i&#x017F;t, die&#x017F;e ehemahlige o&#x0364;h-<lb/>
lichte Be&#x017F;chaffenheit der obern fe&#x017F;ten Erdrinde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir annoch in denen Gebirgen ganz ungezweifelt wahr-<lb/>
nehmen. Es i&#x017F;t aber die&#x017F;es &#x017F;o weit gefehlet, daß wir<lb/>
nichts als Stein und Wa&#x017F;&#x017F;er in denen Gebirgen<lb/>
&#x017F;inden.</p><lb/>
          <p>Nachdem ich bis hieher die ver&#x017F;chiedenen Meynun-<lb/>
gen von dem Uhr&#x017F;prunge und der Be&#x017F;chaffenheit der<lb/>
Gebirge auf dem Erdco&#x0364;rper angefu&#x0364;hret und widerleget<lb/>
habe; &#x017F;o will ich nunmehro dasjenige vortragen, wo-<lb/>
von ich glaube, daß die Gebirge auf dem Erdboden<lb/>
auf ver&#x017F;chiedene Art und Wei&#x017F;e ent&#x017F;tanden &#x017F;ind. Man<lb/>
wu&#x0364;rde zu weit gehen, wenn man behaupten wollte,<lb/>
daß die Gebirge auf einem Co&#x0364;rper, der &#x017F;o mancherley<lb/>
Zufa&#x0364;lle, Vera&#x0364;nderungen und Umformungen gehabt<lb/>
hat, ganz auf einerley Art ent&#x017F;tanden wa&#x0364;ren. Jch<lb/>
will al&#x017F;o viererley ver&#x017F;chiedene Arten annehmen, durch<lb/>
welche die Gebirge auf dem Erdboden ihren Uhr&#x017F;prung<lb/>
gehabt haben.</p><lb/>
          <list>
            <item>1) Sind viele Ungleichheiten und Erho&#x0364;hungen der<lb/>
Oberfla&#x0364;che auf dem Erdco&#x0364;rper noch von &#x017F;einer Scho&#x0364;-<lb/>
pfung oder er&#x017F;ten Ent&#x017F;tehung u&#x0364;brig, da er &#x017F;ich als<lb/>
ein ge&#x017F;paltenes Stu&#x0364;ck von dem Sonnenco&#x0364;rper losgeri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hatte.</item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">2) Sind</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0090] I. Abſchn. Von der Beſchaffenheit moͤglich, daß ebene Gegenden von einer betraͤchtli- chen Groͤße auf derſelben ſtatt finden koͤnnten. Denn alle Zwiſchenraͤume und Vertiefungen, die durch die- ſen Bruch der obern feſten Rinde des Erdcoͤrpers ent- ſtanden waren, mußten mit Waſſer oder Meeren an- gefuͤllet ſeyn, und es konnten gar keine Ebenen ſtatt ſinden; was aber noch mehr iſt, dieſe ehemahlige oͤh- lichte Beſchaffenheit der obern feſten Erdrinde muͤſſen wir annoch in denen Gebirgen ganz ungezweifelt wahr- nehmen. Es iſt aber dieſes ſo weit gefehlet, daß wir nichts als Stein und Waſſer in denen Gebirgen ſinden. Nachdem ich bis hieher die verſchiedenen Meynun- gen von dem Uhrſprunge und der Beſchaffenheit der Gebirge auf dem Erdcoͤrper angefuͤhret und widerleget habe; ſo will ich nunmehro dasjenige vortragen, wo- von ich glaube, daß die Gebirge auf dem Erdboden auf verſchiedene Art und Weiſe entſtanden ſind. Man wuͤrde zu weit gehen, wenn man behaupten wollte, daß die Gebirge auf einem Coͤrper, der ſo mancherley Zufaͤlle, Veraͤnderungen und Umformungen gehabt hat, ganz auf einerley Art entſtanden waͤren. Jch will alſo viererley verſchiedene Arten annehmen, durch welche die Gebirge auf dem Erdboden ihren Uhrſprung gehabt haben. 1) Sind viele Ungleichheiten und Erhoͤhungen der Oberflaͤche auf dem Erdcoͤrper noch von ſeiner Schoͤ- pfung oder erſten Entſtehung uͤbrig, da er ſich als ein geſpaltenes Stuͤck von dem Sonnencoͤrper losgeriſ- ſen hatte. 2) Sind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/90
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/90>, abgerufen am 23.11.2024.