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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Zweites Buch.

Der Ursprung dieses Namens scheint noch nicht aufgeklärt.
Die Ableitungen von dem baskischen bela, vela Rabe, Velasco
viele Raben 1); von dem altdeutschen Namen Wala, Waller; von dem
schon auf dem Concil des Wamba (675) genannter Vela, (wovon
Velez), was nach einigen identisch wäre mit Vigila, sind nicht
wahrscheinlich oder überzeugend. Wäre die letztere Ableitung
richtig, so würde der Name gleichen Ursprung haben mit dem
vielleicht ältesten spanischen Malernamen -- aus der Zeit der
Erobererreiche -- dem Mönch Vigila scriba, der den Codex von
Albelda im Escorial im Jahre 975 geschrieben hat und die
darin befindliche Bildnisstafel gemalt; auf ihr kommen neun
Büsten, darunter sechs gothische Könige und Königinnen vor 2).

Der Name Diego gilt für eine Form von Jago, Jakob; er
lautet im portugiesischen Thiago, und latinisirt Didacus; so hat
Velazquez auf einigen Gemälden signirt. Rodriguez ist der go-
thische Name Roderich.

Die Familie scheint doch nicht arm gewesen zu sein, der
Maler hatte schon in Sevilla einen Sclaven, und seine Collegen
von dort versichern, dass er nie für Geld gemalt habe. Zurbaran
bezeugt, dass sie stets auf dem Fuss von Edelleuten und von
ihrem Einkommen gelebt haben, und als solche geachtet wurden 3).

Die Erinnerung an den alten Adel der Familie war wol
nicht ohne Einfluss auf seine Lebensziele. Sie erklärt die Sehn-
sucht nach dem Hof und die für seine Kunst nicht vortheilhaften
Bewerbungen um Hofämter. Bei den noch immer herrschenden
Vorurtheilen der Adelskaste gegen das Malerhandwerk lässt es
aber auch auf die Stärke des Triebs in dem Knaben schliessen,
wenn er sich so früh zu dieser Laufbahn entschliesst, wobei die
Rücksicht auf materielles Fortkommen gewiss kaum mit in Be-
tracht kam.

Die Lehrjahre.

Ueber den Knaben Diego fehlen die üblichen Vasarianek-
doten. Man liest nur, dass er von seinen Eltern mit der "Milch

1) J. Francisco de Irigoyen, Coleccion alfab. de apellidos bascongados. Mexico
1809, neu S. Sebastian 1881, 95.
2) J. Fernandez Montanna, El codice Albeldense. Museo espannol de antigue-
dades III, 510 ff.
3) Los padres que conocio los vio siempre tratarse con mucho lustre y estimacion,
y de los abuelos tiene noticia se tratavan y sustentavan de la misma suerte, Rev. Eur. 107.
Zweites Buch.

Der Ursprung dieses Namens scheint noch nicht aufgeklärt.
Die Ableitungen von dem baskischen bela, vela Rabe, Velasco
viele Raben 1); von dem altdeutschen Namen Wala, Waller; von dem
schon auf dem Concil des Wamba (675) genannter Vela, (wovon
Velez), was nach einigen identisch wäre mit Vigila, sind nicht
wahrscheinlich oder überzeugend. Wäre die letztere Ableitung
richtig, so würde der Name gleichen Ursprung haben mit dem
vielleicht ältesten spanischen Malernamen — aus der Zeit der
Erobererreiche — dem Mönch Vigila scriba, der den Codex von
Albelda im Escorial im Jahre 975 geschrieben hat und die
darin befindliche Bildnisstafel gemalt; auf ihr kommen neun
Büsten, darunter sechs gothische Könige und Königinnen vor 2).

Der Name Diego gilt für eine Form von Jago, Jakob; er
lautet im portugiesischen Thiago, und latinisirt Didacus; so hat
Velazquez auf einigen Gemälden signirt. Rodriguez ist der go-
thische Name Roderich.

Die Familie scheint doch nicht arm gewesen zu sein, der
Maler hatte schon in Sevilla einen Sclaven, und seine Collegen
von dort versichern, dass er nie für Geld gemalt habe. Zurbaran
bezeugt, dass sie stets auf dem Fuss von Edelleuten und von
ihrem Einkommen gelebt haben, und als solche geachtet wurden 3).

Die Erinnerung an den alten Adel der Familie war wol
nicht ohne Einfluss auf seine Lebensziele. Sie erklärt die Sehn-
sucht nach dem Hof und die für seine Kunst nicht vortheilhaften
Bewerbungen um Hofämter. Bei den noch immer herrschenden
Vorurtheilen der Adelskaste gegen das Malerhandwerk lässt es
aber auch auf die Stärke des Triebs in dem Knaben schliessen,
wenn er sich so früh zu dieser Laufbahn entschliesst, wobei die
Rücksicht auf materielles Fortkommen gewiss kaum mit in Be-
tracht kam.

Die Lehrjahre.

Ueber den Knaben Diego fehlen die üblichen Vasarianek-
doten. Man liest nur, dass er von seinen Eltern mit der „Milch

1) J. Francisco de Irigoyen, Coleccion alfab. de apellidos bascongados. Mexico
1809, neu S. Sebastian 1881, 95.
2) J. Fernandez Montaña, El códice Albeldense. Museo español de antigue-
dades III, 510 ff.
3) Los padres que conoció los vió siempre tratarse con mucho lustre y estimacion,
y de los abuelos tiene noticia se tratavan y sustentavan de la misma suerte, Rev. Eur. 107.
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[110/0130] Zweites Buch. Der Ursprung dieses Namens scheint noch nicht aufgeklärt. Die Ableitungen von dem baskischen bela, vela Rabe, Velasco viele Raben 1); von dem altdeutschen Namen Wala, Waller; von dem schon auf dem Concil des Wamba (675) genannter Vela, (wovon Velez), was nach einigen identisch wäre mit Vigila, sind nicht wahrscheinlich oder überzeugend. Wäre die letztere Ableitung richtig, so würde der Name gleichen Ursprung haben mit dem vielleicht ältesten spanischen Malernamen — aus der Zeit der Erobererreiche — dem Mönch Vigila scriba, der den Codex von Albelda im Escorial im Jahre 975 geschrieben hat und die darin befindliche Bildnisstafel gemalt; auf ihr kommen neun Büsten, darunter sechs gothische Könige und Königinnen vor 2). Der Name Diego gilt für eine Form von Jago, Jakob; er lautet im portugiesischen Thiago, und latinisirt Didacus; so hat Velazquez auf einigen Gemälden signirt. Rodriguez ist der go- thische Name Roderich. Die Familie scheint doch nicht arm gewesen zu sein, der Maler hatte schon in Sevilla einen Sclaven, und seine Collegen von dort versichern, dass er nie für Geld gemalt habe. Zurbaran bezeugt, dass sie stets auf dem Fuss von Edelleuten und von ihrem Einkommen gelebt haben, und als solche geachtet wurden 3). Die Erinnerung an den alten Adel der Familie war wol nicht ohne Einfluss auf seine Lebensziele. Sie erklärt die Sehn- sucht nach dem Hof und die für seine Kunst nicht vortheilhaften Bewerbungen um Hofämter. Bei den noch immer herrschenden Vorurtheilen der Adelskaste gegen das Malerhandwerk lässt es aber auch auf die Stärke des Triebs in dem Knaben schliessen, wenn er sich so früh zu dieser Laufbahn entschliesst, wobei die Rücksicht auf materielles Fortkommen gewiss kaum mit in Be- tracht kam. Die Lehrjahre. Ueber den Knaben Diego fehlen die üblichen Vasarianek- doten. Man liest nur, dass er von seinen Eltern mit der „Milch 1) J. Francisco de Irigoyen, Coleccion alfab. de apellidos bascongados. Mexico 1809, neu S. Sebastian 1881, 95. 2) J. Fernandez Montaña, El códice Albeldense. Museo español de antigue- dades III, 510 ff. 3) Los padres que conoció los vió siempre tratarse con mucho lustre y estimacion, y de los abuelos tiene noticia se tratavan y sustentavan de la misma suerte, Rev. Eur. 107.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/130>, abgerufen am 21.11.2024.