Eugenio Caxesi's Vater war jener Patrizio, den der spa- nische Gesandte Requesens in Rom nebst Romulo Cincinnato für Philipp II angeworben hatte (1567), und der die fünf Ord- nungen des Vignola übersetzte (1593). Eugen's Mutter aber war eine Spanierin, Casilda de Fuentes, Tochter des Juan Manzano, Zimmermeister des Escorial. In seinen Gemälden bemerkt man breite Schattenmassen mit Zurücksetzung der Mitteltöne wie der Farben, Nationaltypen und eine gewisse düstere grandeza. Nach seinen Gemälden der Passion in der Hauptkirche zu Alcala würde man ihn zu den tenebrosi zählen. Seine Madonna ist eine Castilierin mit starken Brauen und kleinen schwarzen Augen (Museum des Prado 698). Man darf ihn wie seine Collegen nicht nach manchen decorativen Schnellmalereien beurtheilen; doch verlohnt es der Mühe, den Weg nach S. Antonio de los Por- tugueses zu suchen, um seiner heiligen Elisabeth und Engracia willen, zwei klösterlich strengen und einfachen, aber königlichen Gestalten, ihre Legende in geistreicher Skizze des Hintergrundes. Sein Agamemnon im Salon nuevo des Palastes wurde auf tausend Dukaten taxirt (von denen er nichts erhielt), auf ihn hatte er viel Zeit und Mühe gewandt; er ist untergegangen 1). Mehr Glück hat ein Gemälde aus der Geschichte der Gegenwart gehabt, wovon später; es verräth seinen Anschluss an das System des Malers, dem er damals als Nebenbuhler entgegentrat.
Der Florentiner Angelo Nardi hatte vor den andern voraus, sich neuerdings in Italien, nach den Grundsätzen der bo- logneser Akademie wahrscheinlich, besonders an den Venezianern gebildet zu haben; er brachte einen frischen Zug der Gegenwart in die Schule 2). Den besten Begriff von ihm giebt der Gemälde- cyclus in der von Juan Ba. Monegro erbauten Rundkirche der Bernhardinerinnen zu Alcala, die er für deren Gründer, den Car- dinal Erzbischof von Toledo, D. Bernardo de Sandoval y Roxas (+ 1618) unternommen hatte und nach seiner Unterschrift 1621 vollendete. Das Werk fand solchen Beifall, dass er sofort einen ähnlichen noch umfassenderen Auftrag von dessen Auxiliarbi- schof D. Melchor de Vera erhielt, fünfzehn Gemälde für die Kirche desselben Ordens zu Jaen, und einen dritten von dem
1) Junta de obras y bosques, Bericht vom 28. Febr. 1631 (Simancas).
2) Nach einer Supplik vom 4. Januar 1631 war er damals 15 Jahre in Spa- nien, mit Arbeiten für die königlichen Schlösser beschäftigt (ebenda); er muss also um 1615 herübergekommen sein.
Der Italiener am Hofe.
Eugenio Caxesi’s Vater war jener Patrizio, den der spa- nische Gesandte Requesens in Rom nebst Romulo Cincinnato für Philipp II angeworben hatte (1567), und der die fünf Ord- nungen des Vignola übersetzte (1593). Eugen’s Mutter aber war eine Spanierin, Casilda de Fuentes, Tochter des Juan Manzano, Zimmermeister des Escorial. In seinen Gemälden bemerkt man breite Schattenmassen mit Zurücksetzung der Mitteltöne wie der Farben, Nationaltypen und eine gewisse düstere grandeza. Nach seinen Gemälden der Passion in der Hauptkirche zu Alcalá würde man ihn zu den tenebrosi zählen. Seine Madonna ist eine Castilierin mit starken Brauen und kleinen schwarzen Augen (Museum des Prado 698). Man darf ihn wie seine Collegen nicht nach manchen decorativen Schnellmalereien beurtheilen; doch verlohnt es der Mühe, den Weg nach S. Antonio de los Por- tugueses zu suchen, um seiner heiligen Elisabeth und Engracia willen, zwei klösterlich strengen und einfachen, aber königlichen Gestalten, ihre Legende in geistreicher Skizze des Hintergrundes. Sein Agamemnon im Salon nuevo des Palastes wurde auf tausend Dukaten taxirt (von denen er nichts erhielt), auf ihn hatte er viel Zeit und Mühe gewandt; er ist untergegangen 1). Mehr Glück hat ein Gemälde aus der Geschichte der Gegenwart gehabt, wovon später; es verräth seinen Anschluss an das System des Malers, dem er damals als Nebenbuhler entgegentrat.
Der Florentiner Angelo Nardi hatte vor den andern voraus, sich neuerdings in Italien, nach den Grundsätzen der bo- logneser Akademie wahrscheinlich, besonders an den Venezianern gebildet zu haben; er brachte einen frischen Zug der Gegenwart in die Schule 2). Den besten Begriff von ihm giebt der Gemälde- cyclus in der von Juan Ba. Monegro erbauten Rundkirche der Bernhardinerinnen zu Alcalá, die er für deren Gründer, den Car- dinal Erzbischof von Toledo, D. Bernardo de Sandoval y Roxas († 1618) unternommen hatte und nach seiner Unterschrift 1621 vollendete. Das Werk fand solchen Beifall, dass er sofort einen ähnlichen noch umfassenderen Auftrag von dessen Auxiliarbi- schof D. Melchor de Vera erhielt, fünfzehn Gemälde für die Kirche desselben Ordens zu Jaen, und einen dritten von dem
1) Junta de obras y bosques, Bericht vom 28. Febr. 1631 (Simancas).
2) Nach einer Supplik vom 4. Januar 1631 war er damals 15 Jahre in Spa- nien, mit Arbeiten für die königlichen Schlösser beschäftigt (ebenda); er muss also um 1615 herübergekommen sein.
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für Philipp II angeworben hatte (1567), und der die fünf Ord-
nungen des Vignola übersetzte (1593). Eugen’s Mutter aber war
eine Spanierin, Casilda de Fuentes, Tochter des Juan Manzano,
Zimmermeister des Escorial. In seinen Gemälden bemerkt man
breite Schattenmassen mit Zurücksetzung der Mitteltöne wie der
Farben, Nationaltypen und eine gewisse düstere grandeza. Nach
seinen Gemälden der Passion in der Hauptkirche zu Alcalá
würde man ihn zu den tenebrosi zählen. Seine Madonna ist eine
Castilierin mit starken Brauen und kleinen schwarzen Augen
(Museum des Prado 698). Man darf ihn wie seine Collegen
nicht nach manchen decorativen Schnellmalereien beurtheilen;
doch verlohnt es der Mühe, den Weg nach S. Antonio de los Por-
tugueses zu suchen, um seiner heiligen Elisabeth und Engracia
willen, zwei klösterlich strengen und einfachen, aber königlichen
Gestalten, ihre Legende in geistreicher Skizze des Hintergrundes.
Sein Agamemnon im Salon nuevo des Palastes wurde auf tausend
Dukaten taxirt (von denen er nichts erhielt), auf ihn hatte er
viel Zeit und Mühe gewandt; er ist untergegangen 1). Mehr Glück
hat ein Gemälde aus der Geschichte der Gegenwart gehabt,
wovon später; es verräth seinen Anschluss an das System des
Malers, dem er damals als Nebenbuhler entgegentrat.
Der Florentiner Angelo Nardi hatte vor den andern
voraus, sich neuerdings in Italien, nach den Grundsätzen der bo-
logneser Akademie wahrscheinlich, besonders an den Venezianern
gebildet zu haben; er brachte einen frischen Zug der Gegenwart
in die Schule 2). Den besten Begriff von ihm giebt der Gemälde-
cyclus in der von Juan Ba. Monegro erbauten Rundkirche der
Bernhardinerinnen zu Alcalá, die er für deren Gründer, den Car-
dinal Erzbischof von Toledo, D. Bernardo de Sandoval y Roxas
(† 1618) unternommen hatte und nach seiner Unterschrift 1621
vollendete. Das Werk fand solchen Beifall, dass er sofort einen
ähnlichen noch umfassenderen Auftrag von dessen Auxiliarbi-
schof D. Melchor de Vera erhielt, fünfzehn Gemälde für die
Kirche desselben Ordens zu Jaen, und einen dritten von dem
1) Junta de obras y bosques, Bericht vom 28. Febr. 1631 (Simancas).
2) Nach einer Supplik vom 4. Januar 1631 war er damals 15 Jahre in Spa-
nien, mit Arbeiten für die königlichen Schlösser beschäftigt (ebenda); er muss
also um 1615 herübergekommen sein.
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/241>, abgerufen am 21.11.2024.
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