achteckigen Saals ernannt (veedor y contador de la pieza ochavada). Um diese Zeit erhält er auch eine geräumige Wohnung (vivienda capaz) in der Casa del Tesoro, ohne den aposento in der Stadt zu verlieren.
Am 11. Mai 1647 klagt er, dass man ihm das Salär für die Ar- beiten seit Johannis 1645 schulde und bittet, ihn aus irgend welchem Fond zu bezahlen, die activ Dienenden sollten den Almosenempfängern und den Pensionären vorangehn.
Im Jahre 1648 stellt er vor, dass sein Malergehalt von 1630--34, seine Gemälde-Honorare von 1628--40 ausstehen und berechnet sein Guthaben auf 34,000 Realen, nach Abzug der 500 Dukaten von 1640. Er beantragt Erhöhung seines Gehalts auf 700 Dukaten, die ihm auch gewährt wird. --
Diese Aktenstücke geben einen Einblick in die Finanzzu- stände des spanischen Hofs, -- die übrigens nie ein Geheimniss gewesen sind. Il Re non paga nessuno (der König bezahlt Nie- manden) schreibt Baglioni am 19. November 1630. Nach Giusti- niani's Relation von 1649 war freilich der königliche Palast ein solcher Schlund, dass wenn alle Gehälter hätten pünktlich aus- gezahlt werden sollen, die alljährliche Goldernte Amerika's nicht ausgereicht hätte; bloss die Livreen kosteten 130,000 Dukaten. Die Privatschatulle (borsillo) belief sich auf zweitausend Dukaten monatlich, aber Philipp IV war nicht freigebig; nach Querini (1656) "weil, was man einem gebe, vielen genommen werde". Alle Renten waren den Genuesen verpfändet. "Es giebt keinen Stand, schreibt Alvise Corner im Jahre 1624, keinen Rang und keinen Privilegirten, der pünktlich Befriedigung erlangen könnte, selbst den Wachen des Königs, die stets um ihn sind, steht ihr Sold von drei Jahren aus. Man stelle sich die Indulgenzen, die Beschwerden, die Abzüge vor. Als besondere Gnade kann man eine Anweisung seines Credits auf eine der Münzen des Reichs erhalten, die vielleicht hundert Meilen von Madrid ent- fernt ist. Hier wird aber nur Kupfer geprägt, und wenn man hinkommt, ist nicht einmal das Metall vorräthig, denn alles was gemünzt ist wandert gleich nach Madrid für die Bedürfnisse des königlichen Hauses; ausserdem liegen bereits hundert An- weisungen bereit. So verkauft man gern wenn auch mit Schaden seinen Credit!"
Bei Personen die in Gunst standen, wie unser Maler, liess man sich zuweilen zu Transaktionen herab; er erhält dann eine Gehaltserhöhung, erklärt sich für befriedigt, sein Guthaben für erloschen und verzichtet auf zukünftige Honorare.
Aemter und Gehalt.
achteckigen Saals ernannt (veedor y contador de la pieza ochavada). Um diese Zeit erhält er auch eine geräumige Wohnung (vivienda capaz) in der Casa del Tesoro, ohne den aposento in der Stadt zu verlieren.
Am 11. Mai 1647 klagt er, dass man ihm das Salär für die Ar- beiten seit Johannis 1645 schulde und bittet, ihn aus irgend welchem Fond zu bezahlen, die activ Dienenden sollten den Almosenempfängern und den Pensionären vorangehn.
Im Jahre 1648 stellt er vor, dass sein Malergehalt von 1630—34, seine Gemälde-Honorare von 1628—40 ausstehen und berechnet sein Guthaben auf 34,000 Realen, nach Abzug der 500 Dukaten von 1640. Er beantragt Erhöhung seines Gehalts auf 700 Dukaten, die ihm auch gewährt wird. —
Diese Aktenstücke geben einen Einblick in die Finanzzu- stände des spanischen Hofs, — die übrigens nie ein Geheimniss gewesen sind. Il Rè non paga nessuno (der König bezahlt Nie- manden) schreibt Baglioni am 19. November 1630. Nach Giusti- niani’s Relation von 1649 war freilich der königliche Palast ein solcher Schlund, dass wenn alle Gehälter hätten pünktlich aus- gezahlt werden sollen, die alljährliche Goldernte Amerika’s nicht ausgereicht hätte; bloss die Livreen kosteten 130,000 Dukaten. Die Privatschatulle (borsillo) belief sich auf zweitausend Dukaten monatlich, aber Philipp IV war nicht freigebig; nach Querini (1656) „weil, was man einem gebe, vielen genommen werde“. Alle Renten waren den Genuesen verpfändet. „Es giebt keinen Stand, schreibt Alvise Corner im Jahre 1624, keinen Rang und keinen Privilegirten, der pünktlich Befriedigung erlangen könnte, selbst den Wachen des Königs, die stets um ihn sind, steht ihr Sold von drei Jahren aus. Man stelle sich die Indulgenzen, die Beschwerden, die Abzüge vor. Als besondere Gnade kann man eine Anweisung seines Credits auf eine der Münzen des Reichs erhalten, die vielleicht hundert Meilen von Madrid ent- fernt ist. Hier wird aber nur Kupfer geprägt, und wenn man hinkommt, ist nicht einmal das Metall vorräthig, denn alles was gemünzt ist wandert gleich nach Madrid für die Bedürfnisse des königlichen Hauses; ausserdem liegen bereits hundert An- weisungen bereit. So verkauft man gern wenn auch mit Schaden seinen Credit!“
Bei Personen die in Gunst standen, wie unser Maler, liess man sich zuweilen zu Transaktionen herab; er erhält dann eine Gehaltserhöhung, erklärt sich für befriedigt, sein Guthaben für erloschen und verzichtet auf zukünftige Honorare.
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Aemter und Gehalt.
achteckigen Saals ernannt (veedor y contador de la pieza ochavada). Um
diese Zeit erhält er auch eine geräumige Wohnung (vivienda capaz) in
der Casa del Tesoro, ohne den aposento in der Stadt zu verlieren.
Am 11. Mai 1647 klagt er, dass man ihm das Salär für die Ar-
beiten seit Johannis 1645 schulde und bittet, ihn aus irgend welchem
Fond zu bezahlen, die activ Dienenden sollten den Almosenempfängern
und den Pensionären vorangehn.
Im Jahre 1648 stellt er vor, dass sein Malergehalt von 1630—34,
seine Gemälde-Honorare von 1628—40 ausstehen und berechnet sein
Guthaben auf 34,000 Realen, nach Abzug der 500 Dukaten von 1640.
Er beantragt Erhöhung seines Gehalts auf 700 Dukaten, die ihm auch
gewährt wird. —
Diese Aktenstücke geben einen Einblick in die Finanzzu-
stände des spanischen Hofs, — die übrigens nie ein Geheimniss
gewesen sind. Il Rè non paga nessuno (der König bezahlt Nie-
manden) schreibt Baglioni am 19. November 1630. Nach Giusti-
niani’s Relation von 1649 war freilich der königliche Palast ein
solcher Schlund, dass wenn alle Gehälter hätten pünktlich aus-
gezahlt werden sollen, die alljährliche Goldernte Amerika’s nicht
ausgereicht hätte; bloss die Livreen kosteten 130,000 Dukaten.
Die Privatschatulle (borsillo) belief sich auf zweitausend Dukaten
monatlich, aber Philipp IV war nicht freigebig; nach Querini
(1656) „weil, was man einem gebe, vielen genommen werde“.
Alle Renten waren den Genuesen verpfändet. „Es giebt keinen
Stand, schreibt Alvise Corner im Jahre 1624, keinen Rang und
keinen Privilegirten, der pünktlich Befriedigung erlangen könnte,
selbst den Wachen des Königs, die stets um ihn sind, steht ihr
Sold von drei Jahren aus. Man stelle sich die Indulgenzen,
die Beschwerden, die Abzüge vor. Als besondere Gnade kann
man eine Anweisung seines Credits auf eine der Münzen des
Reichs erhalten, die vielleicht hundert Meilen von Madrid ent-
fernt ist. Hier wird aber nur Kupfer geprägt, und wenn man
hinkommt, ist nicht einmal das Metall vorräthig, denn alles was
gemünzt ist wandert gleich nach Madrid für die Bedürfnisse des
königlichen Hauses; ausserdem liegen bereits hundert An-
weisungen bereit. So verkauft man gern wenn auch mit Schaden
seinen Credit!“
Bei Personen die in Gunst standen, wie unser Maler, liess
man sich zuweilen zu Transaktionen herab; er erhält dann eine
Gehaltserhöhung, erklärt sich für befriedigt, sein Guthaben für
erloschen und verzichtet auf zukünftige Honorare.
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/359>, abgerufen am 24.11.2024.
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