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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Buen Retiro.
lehrer des Königs, Juan Bautista Maino ausgesucht haben, der
selbst das Titelblatt gleichsam übernahm.

Die frühste Nachricht von dem Unternehmen verdanken
wir dem florentinischen Gesandten Serrano (28. April 1635); sein
Register giebt hier und da Auskunft, wo uns das Inventar und
die Beschreibung des Ponz (VI, 115) im Stich lässt. Zwei Stücke
fehlen in seiner Liste: der in diesem Jahre erfolgte Entsatz von
Valencia del Po durch Coloma, und die Einnahme von Acqui durch
Feria 1). Als die Botschaft von Nördlingen kam, war die Reihe
schon voll; diese Verherrlichung eines Spanien neu aufgegan-
genen Feldherrngestirns musste anderwärts untergebracht werden.

1. Ein Gemälde, das merkwürdigste von allen, stellt die Zurück-
weisung eines Einfalls im Mutterlande dar, die Landung der Engländer
bei Cadiz im Jahre 1625, und ihre Vertreibung auf die Schiffe durch
den Commandanten, D. Fernando Giron; es ist von Eugenio Caxesi
gemalt (Prado 697). "Der tapfere alte Don Fernando (so erzählt
Khevenhiller den hier dargestellten Vorgang), hat sich in einen Trag-
sessel gesetzt und durch seine Sklaven vor sechshundert seiner auser-
korenen Soldaten hertragen lassen, und achttausend Engländer, so in
einer Squadron gestanden, in der Hoffnung, der Kommandant von Xeres
werde ihm zu Hülfe kommen, angegriffen. Die Engländer haben sich
anfangs mit valor erzeigt und dem Don Fernando zweimal durch seinen
Sessel geschossen, hernach aber sind sie gewichen und mit grosser
Confusion den Schiffen zugelaufen, da ihrer gar viel ersoffen." (Annales
Ferdin. X, 1034).

Dieser Vorfall hatte eine unbeschreibliche Aufregung in der Provinz
und in Madrid verursacht. Man sah sich zum erstenmale im eigenen
Hause bedroht. Der König war mit Mühe zurückgehalten worden zum
Schauplatz hinzueilen. Die Erregung allgemeiner Opferwilligkeit gab
Olivares willkommene Veranlassung, Oel in das fast erloschene Feuer
nationaler Kriegslust zu giessen; er machte den Versuch dem Reiche
die Gewährung einer Art stehenden Heeres abzugewinnen. Der kurze
Zwischenfall hatte ihm selbst den Titel eines Generals der Cavallerie
von Spanien eingetragen.

2. Es folgte ein Stück aus dem Krieg gegen Holland: die Ueber-
gabe der Festung Breda (5. Juni 1625) an den Marchese Ambrogio
Spinola; neben ihm sieht man noch den Leganes zu Ross. Dieses
ebenso vorzügliche Werk war von dem jungen Jose Leonardo.


1) Serrano nennt statt dessen noch den Entsatz von Breisach durch
Feria, und die Einnahme von Juliers durch Spinola, -- die wahrscheinlich aufge-
geben wurden.

Buen Retiro.
lehrer des Königs, Juan Bautista Maino ausgesucht haben, der
selbst das Titelblatt gleichsam übernahm.

Die frühste Nachricht von dem Unternehmen verdanken
wir dem florentinischen Gesandten Serrano (28. April 1635); sein
Register giebt hier und da Auskunft, wo uns das Inventar und
die Beschreibung des Ponz (VI, 115) im Stich lässt. Zwei Stücke
fehlen in seiner Liste: der in diesem Jahre erfolgte Entsatz von
Valencia del Po durch Coloma, und die Einnahme von Acqui durch
Feria 1). Als die Botschaft von Nördlingen kam, war die Reihe
schon voll; diese Verherrlichung eines Spanien neu aufgegan-
genen Feldherrngestirns musste anderwärts untergebracht werden.

1. Ein Gemälde, das merkwürdigste von allen, stellt die Zurück-
weisung eines Einfalls im Mutterlande dar, die Landung der Engländer
bei Cadiz im Jahre 1625, und ihre Vertreibung auf die Schiffe durch
den Commandanten, D. Fernando Giron; es ist von Eugenio Caxesi
gemalt (Prado 697). „Der tapfere alte Don Fernando (so erzählt
Khevenhiller den hier dargestellten Vorgang), hat sich in einen Trag-
sessel gesetzt und durch seine Sklaven vor sechshundert seiner auser-
korenen Soldaten hertragen lassen, und achttausend Engländer, so in
einer Squadron gestanden, in der Hoffnung, der Kommandant von Xeres
werde ihm zu Hülfe kommen, angegriffen. Die Engländer haben sich
anfangs mit valor erzeigt und dem Don Fernando zweimal durch seinen
Sessel geschossen, hernach aber sind sie gewichen und mit grosser
Confusion den Schiffen zugelaufen, da ihrer gar viel ersoffen.“ (Annales
Ferdin. X, 1034).

Dieser Vorfall hatte eine unbeschreibliche Aufregung in der Provinz
und in Madrid verursacht. Man sah sich zum erstenmale im eigenen
Hause bedroht. Der König war mit Mühe zurückgehalten worden zum
Schauplatz hinzueilen. Die Erregung allgemeiner Opferwilligkeit gab
Olivares willkommene Veranlassung, Oel in das fast erloschene Feuer
nationaler Kriegslust zu giessen; er machte den Versuch dem Reiche
die Gewährung einer Art stehenden Heeres abzugewinnen. Der kurze
Zwischenfall hatte ihm selbst den Titel eines Generals der Cavallerie
von Spanien eingetragen.

2. Es folgte ein Stück aus dem Krieg gegen Holland: die Ueber-
gabe der Festung Breda (5. Juni 1625) an den Marchese Ambrogio
Spinola; neben ihm sieht man noch den Leganés zu Ross. Dieses
ebenso vorzügliche Werk war von dem jungen José Leonardo.


1) Serrano nennt statt dessen noch den Entsatz von Breisach durch
Feria, und die Einnahme von Juliers durch Spinola, — die wahrscheinlich aufge-
geben wurden.
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[347/0373] Buen Retiro. lehrer des Königs, Juan Bautista Maino ausgesucht haben, der selbst das Titelblatt gleichsam übernahm. Die frühste Nachricht von dem Unternehmen verdanken wir dem florentinischen Gesandten Serrano (28. April 1635); sein Register giebt hier und da Auskunft, wo uns das Inventar und die Beschreibung des Ponz (VI, 115) im Stich lässt. Zwei Stücke fehlen in seiner Liste: der in diesem Jahre erfolgte Entsatz von Valencia del Po durch Coloma, und die Einnahme von Acqui durch Feria 1). Als die Botschaft von Nördlingen kam, war die Reihe schon voll; diese Verherrlichung eines Spanien neu aufgegan- genen Feldherrngestirns musste anderwärts untergebracht werden. 1. Ein Gemälde, das merkwürdigste von allen, stellt die Zurück- weisung eines Einfalls im Mutterlande dar, die Landung der Engländer bei Cadiz im Jahre 1625, und ihre Vertreibung auf die Schiffe durch den Commandanten, D. Fernando Giron; es ist von Eugenio Caxesi gemalt (Prado 697). „Der tapfere alte Don Fernando (so erzählt Khevenhiller den hier dargestellten Vorgang), hat sich in einen Trag- sessel gesetzt und durch seine Sklaven vor sechshundert seiner auser- korenen Soldaten hertragen lassen, und achttausend Engländer, so in einer Squadron gestanden, in der Hoffnung, der Kommandant von Xeres werde ihm zu Hülfe kommen, angegriffen. Die Engländer haben sich anfangs mit valor erzeigt und dem Don Fernando zweimal durch seinen Sessel geschossen, hernach aber sind sie gewichen und mit grosser Confusion den Schiffen zugelaufen, da ihrer gar viel ersoffen.“ (Annales Ferdin. X, 1034). Dieser Vorfall hatte eine unbeschreibliche Aufregung in der Provinz und in Madrid verursacht. Man sah sich zum erstenmale im eigenen Hause bedroht. Der König war mit Mühe zurückgehalten worden zum Schauplatz hinzueilen. Die Erregung allgemeiner Opferwilligkeit gab Olivares willkommene Veranlassung, Oel in das fast erloschene Feuer nationaler Kriegslust zu giessen; er machte den Versuch dem Reiche die Gewährung einer Art stehenden Heeres abzugewinnen. Der kurze Zwischenfall hatte ihm selbst den Titel eines Generals der Cavallerie von Spanien eingetragen. 2. Es folgte ein Stück aus dem Krieg gegen Holland: die Ueber- gabe der Festung Breda (5. Juni 1625) an den Marchese Ambrogio Spinola; neben ihm sieht man noch den Leganés zu Ross. Dieses ebenso vorzügliche Werk war von dem jungen José Leonardo. 1) Serrano nennt statt dessen noch den Entsatz von Breisach durch Feria, und die Einnahme von Juliers durch Spinola, — die wahrscheinlich aufge- geben wurden.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/373>, abgerufen am 24.11.2024.