Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.Viertes Buch. schlagen, er stand als Sieger im Kreis der weggescheuchtenoder zerissenen Thiere, darunter Bären und die Könige der afrikanischen Wüste. Um dem Spiel einen würdigen Schluss zu geben, befahl der König plötzlich seine Büchse zu bringen. In einem Nu hatte er Hut und Mantel zurechtgerückt, angelegt und das Thier niedergestreckt; also dass das Publikum sich kaum besonnen hatte um was es sich handelte, als es schon den Blitz des Pulvers ja, heisst es, das Blut eher fliessen sah als den Knall hörte1). Nach dem Zeugniss eines Fachmanns vom Jahre 1644 hatte "Wenn alle seine Treiber und Schützen vor Erschöpfung Er erzählt ferner, dass sein Herr eine neue kühne Art der 1) Joseph Pellicer de Tovar, Amfiteatro de Felipe el Grande. Madrid 1631. CXLI. 2) Alonso Martinez de Espinar, Arte de ballesteria y monteria. Madrid 1644. 40. F. 157 f. 3) Origen y dignidad de la caza. Madrid 1634.
Viertes Buch. schlagen, er stand als Sieger im Kreis der weggescheuchtenoder zerissenen Thiere, darunter Bären und die Könige der afrikanischen Wüste. Um dem Spiel einen würdigen Schluss zu geben, befahl der König plötzlich seine Büchse zu bringen. In einem Nu hatte er Hut und Mantel zurechtgerückt, angelegt und das Thier niedergestreckt; also dass das Publikum sich kaum besonnen hatte um was es sich handelte, als es schon den Blitz des Pulvers ja, heisst es, das Blut eher fliessen sah als den Knall hörte1). Nach dem Zeugniss eines Fachmanns vom Jahre 1644 hatte „Wenn alle seine Treiber und Schützen vor Erschöpfung Er erzählt ferner, dass sein Herr eine neue kühne Art der 1) Joseph Pellicer de Tovar, Amfiteatro de Felipe el Grande. Madrid 1631. CXLI. 2) Alonso Martinez de Espinar, Arte de ballesteria y monteria. Madrid 1644. 40. F. 157 f. 3) Origen y dignidad de la caza. Madrid 1634.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0402" n="374"/><fw place="top" type="header">Viertes Buch.</fw><lb/> schlagen, er stand als Sieger im Kreis der weggescheuchten<lb/> oder zerissenen Thiere, darunter Bären und die Könige der<lb/> afrikanischen Wüste. Um dem Spiel einen würdigen Schluss zu<lb/> geben, befahl der König plötzlich seine Büchse zu bringen. In<lb/> einem Nu hatte er Hut und Mantel zurechtgerückt, angelegt und<lb/> das Thier niedergestreckt; also dass das Publikum sich kaum<lb/> besonnen hatte um was es sich handelte, als es schon den Blitz<lb/> des Pulvers ja, heisst es, das Blut eher fliessen sah als den<lb/> Knall hörte<note place="foot" n="1)">Joseph Pellicer de Tovar, Amfiteatro de Felipe el Grande. Madrid 1631. CXLI.</note>.</p><lb/> <p>Nach dem Zeugniss eines Fachmanns vom Jahre 1644 hatte<lb/> er damals über 400 Wölfe, 600 Hirsche und noch mehr Dam-<lb/> wild, 150 Sauen geschossen, in der Chronik der spanischen Jagd<lb/> unerhörte Zahlen<note place="foot" n="2)">Alonso Martinez de Espinar, Arte de ballesteria y monteria. Madrid 1644.<lb/> 4<hi rendition="#sup">0</hi>. F. 157 f.</note>.</p><lb/> <p>„Wenn alle seine Treiber und Schützen vor Erschöpfung<lb/> nicht mehr mitkommen, so fragt er mit Verwundrung und Lachen,<lb/> warum sie sich so matt stellen? Tage, Monate lang habe ich<lb/> 6, 8 bis 12 Stunden täglich mit ihm gejagt, aber nie ihn müde<lb/> gesehen“. Niemand hat ihn wol mit solcher Ueberzeugung für<lb/> einen grossen Mann gehalten, als der diese Worte schrieb, der<lb/> Oberbüchsenspanner (<hi rendition="#i">ballestero mayor</hi>) Juan Mateos, Verfasser<lb/> des Werks über Ursprung und Würde der Jagd<note place="foot" n="3)">Origen y dignidad de la caza. Madrid 1634.</note>. „Obwol,<lb/> sagt er hier (S. 19), die welche die Könige nie gesehen haben,<lb/> noch wissen was sie thun, sich einbilden sie seien von Zucker-<lb/> teig (<hi rendition="#i">alcorça</hi>) und keine Menschen, so sind sie doch Menschen<lb/> und mehr Menschen (d. h. Männer) als andere. Von ihrer Ge-<lb/> burt an kennen sie keine Stunde Nichtsthun (<hi rendition="#i">ocio</hi>); als Kinder<lb/> müssen sie lernen; dann unterweist man sie in allen Künsten.<lb/> Und wenn die welche in mehr Dingen geübt sind (<hi rendition="#i">esercitados</hi>),<lb/> auch mehr sind (<hi rendition="#i">son para mas</hi>), so sind die Könige mehr als<lb/> alle übrigen. Denn stets sind sie in Thätigkeit, und nie haben sie<lb/> einen Tag Musse. Wenn wir nach einem vollen Tage Jagd uns<lb/> um neun Uhr zur Ruhe begeben, so erledigt er noch bis zwei<lb/> und drei Uhr morgens Geschäfte.“</p><lb/> <p>Er erzählt ferner, dass sein Herr eine neue kühne Art der<lb/> Saujagd aufgebracht habe, gegen den Rath seines Oberjäger-<lb/> meisters (<hi rendition="#i">cazador mayor</hi>) und unser aller. Während die rüstigsten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [374/0402]
Viertes Buch.
schlagen, er stand als Sieger im Kreis der weggescheuchten
oder zerissenen Thiere, darunter Bären und die Könige der
afrikanischen Wüste. Um dem Spiel einen würdigen Schluss zu
geben, befahl der König plötzlich seine Büchse zu bringen. In
einem Nu hatte er Hut und Mantel zurechtgerückt, angelegt und
das Thier niedergestreckt; also dass das Publikum sich kaum
besonnen hatte um was es sich handelte, als es schon den Blitz
des Pulvers ja, heisst es, das Blut eher fliessen sah als den
Knall hörte 1).
Nach dem Zeugniss eines Fachmanns vom Jahre 1644 hatte
er damals über 400 Wölfe, 600 Hirsche und noch mehr Dam-
wild, 150 Sauen geschossen, in der Chronik der spanischen Jagd
unerhörte Zahlen 2).
„Wenn alle seine Treiber und Schützen vor Erschöpfung
nicht mehr mitkommen, so fragt er mit Verwundrung und Lachen,
warum sie sich so matt stellen? Tage, Monate lang habe ich
6, 8 bis 12 Stunden täglich mit ihm gejagt, aber nie ihn müde
gesehen“. Niemand hat ihn wol mit solcher Ueberzeugung für
einen grossen Mann gehalten, als der diese Worte schrieb, der
Oberbüchsenspanner (ballestero mayor) Juan Mateos, Verfasser
des Werks über Ursprung und Würde der Jagd 3). „Obwol,
sagt er hier (S. 19), die welche die Könige nie gesehen haben,
noch wissen was sie thun, sich einbilden sie seien von Zucker-
teig (alcorça) und keine Menschen, so sind sie doch Menschen
und mehr Menschen (d. h. Männer) als andere. Von ihrer Ge-
burt an kennen sie keine Stunde Nichtsthun (ocio); als Kinder
müssen sie lernen; dann unterweist man sie in allen Künsten.
Und wenn die welche in mehr Dingen geübt sind (esercitados),
auch mehr sind (son para mas), so sind die Könige mehr als
alle übrigen. Denn stets sind sie in Thätigkeit, und nie haben sie
einen Tag Musse. Wenn wir nach einem vollen Tage Jagd uns
um neun Uhr zur Ruhe begeben, so erledigt er noch bis zwei
und drei Uhr morgens Geschäfte.“
Er erzählt ferner, dass sein Herr eine neue kühne Art der
Saujagd aufgebracht habe, gegen den Rath seines Oberjäger-
meisters (cazador mayor) und unser aller. Während die rüstigsten
1) Joseph Pellicer de Tovar, Amfiteatro de Felipe el Grande. Madrid 1631. CXLI.
2) Alonso Martinez de Espinar, Arte de ballesteria y monteria. Madrid 1644.
40. F. 157 f.
3) Origen y dignidad de la caza. Madrid 1634.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |