lassen. Dieses Werk, sowie das Louvrebild und vielleicht der merkwürdige Kopf in München (Pinakothek 1295) sind das ein- zige was von Herrera auf dem Continent bekannt ist.
Realistische Neigungen fanden immer bequemen Spielraum in den Mönchsgeschichten, mit welchen die Kreuzgänge angefüllt wurden. Herrera malte in S. Buenaventura, ausser den noch erhaltenen Mönchsfiguren der Decke, vier Scenen aus dem Le- ben des Titularheiligen, denen Zubaran vier andere hinzufügte. Drei sind jetzt in dem Landhaus The Grove bei Watford zu sehen, wohin sie der Earl von Clarendon aus Spanien mitbrachte. Die Mönchsköpfe und Mönchsgeberden in dem Convent der däm- merigen Kirche, das Bild der Hidalgos-Familie vom Lande u. a. sind hier mit unerhörter Naivetät aus dem Leben aufgegriffen; mit den ihm eigenen, lockeren, rundlichen Contouren, in einem schimmernden gelb- und grünlich-grauen Helldunkel.
Ein Genrebild ist im Grunde auch der reuige Petrus in der Sacristei der Kathedrale von Sevilla. Es ist ein alter Bauer, der vielleicht das Unglück gehabt hat im Zorn Jemand todtzuschlagen, und nun von der Angst der Hölle überfallen ist. Unter einer kahlen, vordringenden Stirn, zwischen starken Backenknochen sitzen kleine schwarze Augen, aber in einem so harten Gesicht vermögen Empfindungen nicht zu spielen: die Zerknirschung spricht bloss aus der Bewegung des Kopfes und den in den Schoss gesunkenen, gefalteten, knorrigen Händen.
Die beiden ungeheuren Lienzos im Museum zu Sevilla, der heil. Hermenegild und der heil. Basilius geben eine Vor- stellung von der Verwilderung der er später anheimfiel und lassen jene Legende, die Cean von "alten Malern" hörte (die achtzig Jahre nach Herreras Tod geboren sein müssen), doch glaublich erscheinen. Durch sie hat er vornehmlich den Weg zum Herzen der Modernen gefunden. Es sind wüste borrones; wie ein Tobsüchtiger seine Kleider, hat er die Regeln der Kunst von sich geschleudert. Die Ausdehnung in die Tiefe streichend, schichtet er seine Riesenpuppen auf, in einer Fläche, übereinander, alle nach vorn gewandt, auf Wolken sitzend wie auf einem Ge- rüst, mit ihren runden Eulenaugen ins Leere starrend. Welche künstlerische Qualität ist in diesen Sudeleien noch übrig geblie- ben? Nicht einmal coloristische Unmittelbarkeit vermag man zu loben, denn es sind weder Farben- noch Helldunkelwirkungen in ihnen zu entdecken. Auch keine Physiognomien: es giebt keinen leererern, platteren Christus.
Francisco Herrera.
lassen. Dieses Werk, sowie das Louvrebild und vielleicht der merkwürdige Kopf in München (Pinakothek 1295) sind das ein- zige was von Herrera auf dem Continent bekannt ist.
Realistische Neigungen fanden immer bequemen Spielraum in den Mönchsgeschichten, mit welchen die Kreuzgänge angefüllt wurden. Herrera malte in S. Buenaventura, ausser den noch erhaltenen Mönchsfiguren der Decke, vier Scenen aus dem Le- ben des Titularheiligen, denen Zubaran vier andere hinzufügte. Drei sind jetzt in dem Landhaus The Grove bei Watford zu sehen, wohin sie der Earl von Clarendon aus Spanien mitbrachte. Die Mönchsköpfe und Mönchsgeberden in dem Convent der däm- merigen Kirche, das Bild der Hidalgos-Familie vom Lande u. a. sind hier mit unerhörter Naivetät aus dem Leben aufgegriffen; mit den ihm eigenen, lockeren, rundlichen Contouren, in einem schimmernden gelb- und grünlich-grauen Helldunkel.
Ein Genrebild ist im Grunde auch der reuige Petrus in der Sacristei der Kathedrale von Sevilla. Es ist ein alter Bauer, der vielleicht das Unglück gehabt hat im Zorn Jemand todtzuschlagen, und nun von der Angst der Hölle überfallen ist. Unter einer kahlen, vordringenden Stirn, zwischen starken Backenknochen sitzen kleine schwarze Augen, aber in einem so harten Gesicht vermögen Empfindungen nicht zu spielen: die Zerknirschung spricht bloss aus der Bewegung des Kopfes und den in den Schoss gesunkenen, gefalteten, knorrigen Händen.
Die beiden ungeheuren Lienzos im Museum zu Sevilla, der heil. Hermenegild und der heil. Basilius geben eine Vor- stellung von der Verwilderung der er später anheimfiel und lassen jene Legende, die Cean von „alten Malern“ hörte (die achtzig Jahre nach Herreras Tod geboren sein müssen), doch glaublich erscheinen. Durch sie hat er vornehmlich den Weg zum Herzen der Modernen gefunden. Es sind wüste borrones; wie ein Tobsüchtiger seine Kleider, hat er die Regeln der Kunst von sich geschleudert. Die Ausdehnung in die Tiefe streichend, schichtet er seine Riesenpuppen auf, in einer Fläche, übereinander, alle nach vorn gewandt, auf Wolken sitzend wie auf einem Ge- rüst, mit ihren runden Eulenaugen ins Leere starrend. Welche künstlerische Qualität ist in diesen Sudeleien noch übrig geblie- ben? Nicht einmal coloristische Unmittelbarkeit vermag man zu loben, denn es sind weder Farben- noch Helldunkelwirkungen in ihnen zu entdecken. Auch keine Physiognomien: es giebt keinen leererern, platteren Christus.
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Francisco Herrera.
lassen. Dieses Werk, sowie das Louvrebild und vielleicht der
merkwürdige Kopf in München (Pinakothek 1295) sind das ein-
zige was von Herrera auf dem Continent bekannt ist.
Realistische Neigungen fanden immer bequemen Spielraum
in den Mönchsgeschichten, mit welchen die Kreuzgänge angefüllt
wurden. Herrera malte in S. Buenaventura, ausser den noch
erhaltenen Mönchsfiguren der Decke, vier Scenen aus dem Le-
ben des Titularheiligen, denen Zubaran vier andere hinzufügte.
Drei sind jetzt in dem Landhaus The Grove bei Watford zu
sehen, wohin sie der Earl von Clarendon aus Spanien mitbrachte.
Die Mönchsköpfe und Mönchsgeberden in dem Convent der däm-
merigen Kirche, das Bild der Hidalgos-Familie vom Lande u. a.
sind hier mit unerhörter Naivetät aus dem Leben aufgegriffen;
mit den ihm eigenen, lockeren, rundlichen Contouren, in einem
schimmernden gelb- und grünlich-grauen Helldunkel.
Ein Genrebild ist im Grunde auch der reuige Petrus in der
Sacristei der Kathedrale von Sevilla. Es ist ein alter Bauer, der
vielleicht das Unglück gehabt hat im Zorn Jemand todtzuschlagen,
und nun von der Angst der Hölle überfallen ist. Unter einer
kahlen, vordringenden Stirn, zwischen starken Backenknochen
sitzen kleine schwarze Augen, aber in einem so harten Gesicht
vermögen Empfindungen nicht zu spielen: die Zerknirschung
spricht bloss aus der Bewegung des Kopfes und den in den
Schoss gesunkenen, gefalteten, knorrigen Händen.
Die beiden ungeheuren Lienzos im Museum zu Sevilla,
der heil. Hermenegild und der heil. Basilius geben eine Vor-
stellung von der Verwilderung der er später anheimfiel und
lassen jene Legende, die Cean von „alten Malern“ hörte (die
achtzig Jahre nach Herreras Tod geboren sein müssen), doch
glaublich erscheinen. Durch sie hat er vornehmlich den Weg
zum Herzen der Modernen gefunden. Es sind wüste borrones;
wie ein Tobsüchtiger seine Kleider, hat er die Regeln der Kunst
von sich geschleudert. Die Ausdehnung in die Tiefe streichend,
schichtet er seine Riesenpuppen auf, in einer Fläche, übereinander,
alle nach vorn gewandt, auf Wolken sitzend wie auf einem Ge-
rüst, mit ihren runden Eulenaugen ins Leere starrend. Welche
künstlerische Qualität ist in diesen Sudeleien noch übrig geblie-
ben? Nicht einmal coloristische Unmittelbarkeit vermag man zu
loben, denn es sind weder Farben- noch Helldunkelwirkungen
in ihnen zu entdecken. Auch keine Physiognomien: es giebt keinen
leererern, platteren Christus.
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/81>, abgerufen am 25.11.2024.
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