Ferrieres, das Pendant ist ein Bildniss der Gräfin della Rocca (della Rovere? es ist ein Susterman) gegenübersteht, angeblich von demselben Meister. Jenes Reiterbild wird auch in dem Buche "Graf Bismarck und seine Leute" erwähnt, es ist das einzige Gemälde das darin vorkommt.
Man sagt, diese Halle sei allein eine Reise nach Ferrieres werth. Es ist das "Triumphgemach des Hauses", tout y parle de triomphe, sagte Jemand; die Weisheit der Pariser Gemälde- kenner hat indess hier keinen Triumph gefeiert. Unter allen die das Werk anführen, hat sich wenigstens keiner erlaubt, den Rothschild'schen Velazquez anzuzweifeln. Die Wahrheit ist, dass hier unter so vielen unzweifelhaften und unbezahlbaren bibelots der grösste Name spanischer Malerei die Schöpfung eines Nieder- länders ziert, gearbeitet nach der Schablone van Dycks, die weder Velazquez noch Haro, weder die spanische Schule noch die spanische Nation etwas angeht. Ein Bild, das auch dem unwissendsten Visionär keinen Vorwand geben konnte auf solche Namen zu verfallen: getauft also wohl von irgend einem dunklen Ehrenmann, der Lord Northwick die Freude machen wollte, Thirlestane House mit einem jener seltenen Werke zu bereichern, für die bisher das Museum des Prado das Monopol zu haben schien.
Der Prinz Balthasar Carlos.
Zu den Gestalten dieser Zeit, die bloss noch durch die Malerei über dem dunklen Strom des Vergessens schweben, ge- hört auch der Knabe Balthasar, Sohn Philipp IV und der Elisa- beth von Bourbon, Enkel des grossen Heinrich von Navarra.
Velazquez war noch in Rom, als die Nachricht von der lang- ersehnten Geburt eines Prinzen von Spanien (17. Oktober 1629) eintraf. Bisher hatte die Königin nur meist nicht lebensfähige (vier) Töchter geboren. "Der König, schreibt Khevenhiller (XI, 583) hat sich darüber so freundlich und content erzeigt, dass er alle Thüren öffnen, und Jedermann hinein dergestalt gelassen, dass auch die gemeinen Sesselträger und Küchen-Buben Ihro Majestät in ihren innersten Gemächern Glück gewünscht und die Hand zu küssen begehrt, und solches allergnädigst erlangt." Ein Koch kam mit beschmiertem Gesicht und Löffel unter dem Arm herein- gestürzt, und rief: alegria, Philipete! Den Römern verkündigten viertägige Festlichkeiten, dass der Krone und dem Thron beider
Der Prinz Balthasar Carlos.
Ferrières, das Pendant ist ein Bildniss der Gräfin della Rocca (della Rovere? es ist ein Susterman) gegenübersteht, angeblich von demselben Meister. Jenes Reiterbild wird auch in dem Buche „Graf Bismarck und seine Leute“ erwähnt, es ist das einzige Gemälde das darin vorkommt.
Man sagt, diese Halle sei allein eine Reise nach Ferrières werth. Es ist das „Triumphgemach des Hauses“, tout y parle de triomphe, sagte Jemand; die Weisheit der Pariser Gemälde- kenner hat indess hier keinen Triumph gefeiert. Unter allen die das Werk anführen, hat sich wenigstens keiner erlaubt, den Rothschild’schen Velazquez anzuzweifeln. Die Wahrheit ist, dass hier unter so vielen unzweifelhaften und unbezahlbaren bibelots der grösste Name spanischer Malerei die Schöpfung eines Nieder- länders ziert, gearbeitet nach der Schablone van Dycks, die weder Velazquez noch Haro, weder die spanische Schule noch die spanische Nation etwas angeht. Ein Bild, das auch dem unwissendsten Visionär keinen Vorwand geben konnte auf solche Namen zu verfallen: getauft also wohl von irgend einem dunklen Ehrenmann, der Lord Northwick die Freude machen wollte, Thirlestane House mit einem jener seltenen Werke zu bereichern, für die bisher das Museum des Prado das Monopol zu haben schien.
Der Prinz Balthasar Carlos.
Zu den Gestalten dieser Zeit, die bloss noch durch die Malerei über dem dunklen Strom des Vergessens schweben, ge- hört auch der Knabe Balthasar, Sohn Philipp IV und der Elisa- beth von Bourbon, Enkel des grossen Heinrich von Navarra.
Velazquez war noch in Rom, als die Nachricht von der lang- ersehnten Geburt eines Prinzen von Spanien (17. Oktober 1629) eintraf. Bisher hatte die Königin nur meist nicht lebensfähige (vier) Töchter geboren. „Der König, schreibt Khevenhiller (XI, 583) hat sich darüber so freundlich und content erzeigt, dass er alle Thüren öffnen, und Jedermann hinein dergestalt gelassen, dass auch die gemeinen Sesselträger und Küchen-Buben Ihro Majestät in ihren innersten Gemächern Glück gewünscht und die Hand zu küssen begehrt, und solches allergnädigst erlangt.“ Ein Koch kam mit beschmiertem Gesicht und Löffel unter dem Arm herein- gestürzt, und rief: alegria, Philipete! Den Römern verkündigten viertägige Festlichkeiten, dass der Krone und dem Thron beider
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Der Prinz Balthasar Carlos.
Ferrières, das Pendant ist ein Bildniss der Gräfin della Rocca
(della Rovere? es ist ein Susterman) gegenübersteht, angeblich
von demselben Meister. Jenes Reiterbild wird auch in dem
Buche „Graf Bismarck und seine Leute“ erwähnt, es ist das
einzige Gemälde das darin vorkommt.
Man sagt, diese Halle sei allein eine Reise nach Ferrières
werth. Es ist das „Triumphgemach des Hauses“, tout y parle
de triomphe, sagte Jemand; die Weisheit der Pariser Gemälde-
kenner hat indess hier keinen Triumph gefeiert. Unter allen
die das Werk anführen, hat sich wenigstens keiner erlaubt, den
Rothschild’schen Velazquez anzuzweifeln. Die Wahrheit ist, dass
hier unter so vielen unzweifelhaften und unbezahlbaren bibelots der
grösste Name spanischer Malerei die Schöpfung eines Nieder-
länders ziert, gearbeitet nach der Schablone van Dycks, die
weder Velazquez noch Haro, weder die spanische Schule noch
die spanische Nation etwas angeht. Ein Bild, das auch dem
unwissendsten Visionär keinen Vorwand geben konnte auf solche
Namen zu verfallen: getauft also wohl von irgend einem dunklen
Ehrenmann, der Lord Northwick die Freude machen wollte,
Thirlestane House mit einem jener seltenen Werke zu bereichern,
für die bisher das Museum des Prado das Monopol zu haben
schien.
Der Prinz Balthasar Carlos.
Zu den Gestalten dieser Zeit, die bloss noch durch die
Malerei über dem dunklen Strom des Vergessens schweben, ge-
hört auch der Knabe Balthasar, Sohn Philipp IV und der Elisa-
beth von Bourbon, Enkel des grossen Heinrich von Navarra.
Velazquez war noch in Rom, als die Nachricht von der lang-
ersehnten Geburt eines Prinzen von Spanien (17. Oktober 1629)
eintraf. Bisher hatte die Königin nur meist nicht lebensfähige (vier)
Töchter geboren. „Der König, schreibt Khevenhiller (XI, 583)
hat sich darüber so freundlich und content erzeigt, dass er alle
Thüren öffnen, und Jedermann hinein dergestalt gelassen, dass
auch die gemeinen Sesselträger und Küchen-Buben Ihro Majestät
in ihren innersten Gemächern Glück gewünscht und die Hand zu
küssen begehrt, und solches allergnädigst erlangt.“ Ein Koch
kam mit beschmiertem Gesicht und Löffel unter dem Arm herein-
gestürzt, und rief: alegria, Philipete! Den Römern verkündigten
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/147>, abgerufen am 04.12.2024.
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