So schuf er jene bewundernswürdigen Pabstköpfe, in denen wir eine Geistesverwandtschaft mit dem letzten Stil des Velaz- quez zu erkennen glauben. Die Aehnlichkeit liegt in der spie- lenden Herrschaft über das Material ihrer Kunst, in der Lebendig- keit und Breite der Behandlung; in der nachdrücklich individualisi- renden und doch grossartig freien Charakteristik -- Eigenschaften, die später der Porträtplastik immer mehr abhanden kamen, und ammeisten in der Zeit der sogenannten Wiederherstellung dieser Kunst, wie nirgends demüthigender zu Tage tritt als in der Peterskirche. --
Salvator Rosa gehörte damals zu den ersten Merkwürdig- keiten Roms; er war ohne Zweifel die romanhafteste Figur der damaligen Kunstwelt. In seinem Hause auf Trinita de' monti verkehrten Prälaten und Prinzen, und kein Mitglied des heiligen Kollegs gab es, das nicht einmal dort sich gezeigt hätte. Wenn er seinen Abendspaziergang machte, sah man ihn umgeben von einem Gefolge Verehrer, Poeten, Musiker und Sänger erster Ordnung; alle wollten sagen können: Nos quoque. Allerdings war es kein Geheimniss, dass er auf die Nachricht vom Auf- stand nach Neapel geeilt war; seine Gesinnung hat er, wie die vierte Satire beweist, nie verhehlt. Dieser Umstand könnte den spanischen Hofmaler bestimmt haben, sich ihm fern zu halten; auffallend ist dass sich in den Madrider Inventaren des siebzehnten Jahrhunderts unter so vielen Neapolitanern kein einziges Ge- mälde Salvators findet. Die Landschaften und Schlachtstücke mussten Velazquez ja in hohem Grade fesseln, wenn er auch gelächelt haben wird über seine Einbildung, ein grosser Historien- maler zu sein, und jene als untergeordnete Spielerei zu behandeln. Der Spanier, der "lieber der erste unter den vulgären Malern sein wollte, als der zweite unter den vornehmen", hat nie etwas unternommen, dem er nicht gewachsen war; der Neapolitaner, von Eitelkeit getäuscht, zog sich gerechten Spott zu durch Historien, deren Römer und Heilige meist tückische Unholde sind, die sich wie schlechte Schauspieler geberden und gemalt sind wie Strohpuppen.
Ihre gegenseitige Bekanntschaft scheint sicher erwiesen durch die Erzählung des schon angeführten Venezianers Boschini (a. a. O. 56) von einem Gespräch, das, wenn auch schon wegen der Dialekt- verse nicht wörtlich, doch dem Inhalt nach wahrscheinlich ist.
"Velazquez, heisst es da, der Urheber des Bildnisses In- nocenz X, fato col vero colpo venetian, wurde einst in Rom von
Beziehungen zu Roms Künstlern.
So schuf er jene bewundernswürdigen Pabstköpfe, in denen wir eine Geistesverwandtschaft mit dem letzten Stil des Velaz- quez zu erkennen glauben. Die Aehnlichkeit liegt in der spie- lenden Herrschaft über das Material ihrer Kunst, in der Lebendig- keit und Breite der Behandlung; in der nachdrücklich individualisi- renden und doch grossartig freien Charakteristik — Eigenschaften, die später der Porträtplastik immer mehr abhanden kamen, und ammeisten in der Zeit der sogenannten Wiederherstellung dieser Kunst, wie nirgends demüthigender zu Tage tritt als in der Peterskirche. —
Salvator Rosa gehörte damals zu den ersten Merkwürdig- keiten Roms; er war ohne Zweifel die romanhafteste Figur der damaligen Kunstwelt. In seinem Hause auf Trinità de’ monti verkehrten Prälaten und Prinzen, und kein Mitglied des heiligen Kollegs gab es, das nicht einmal dort sich gezeigt hätte. Wenn er seinen Abendspaziergang machte, sah man ihn umgeben von einem Gefolge Verehrer, Poeten, Musiker und Sänger erster Ordnung; alle wollten sagen können: Nos quoque. Allerdings war es kein Geheimniss, dass er auf die Nachricht vom Auf- stand nach Neapel geeilt war; seine Gesinnung hat er, wie die vierte Satire beweist, nie verhehlt. Dieser Umstand könnte den spanischen Hofmaler bestimmt haben, sich ihm fern zu halten; auffallend ist dass sich in den Madrider Inventaren des siebzehnten Jahrhunderts unter so vielen Neapolitanern kein einziges Ge- mälde Salvators findet. Die Landschaften und Schlachtstücke mussten Velazquez ja in hohem Grade fesseln, wenn er auch gelächelt haben wird über seine Einbildung, ein grosser Historien- maler zu sein, und jene als untergeordnete Spielerei zu behandeln. Der Spanier, der „lieber der erste unter den vulgären Malern sein wollte, als der zweite unter den vornehmen“, hat nie etwas unternommen, dem er nicht gewachsen war; der Neapolitaner, von Eitelkeit getäuscht, zog sich gerechten Spott zu durch Historien, deren Römer und Heilige meist tückische Unholde sind, die sich wie schlechte Schauspieler geberden und gemalt sind wie Strohpuppen.
Ihre gegenseitige Bekanntschaft scheint sicher erwiesen durch die Erzählung des schon angeführten Venezianers Boschini (a. a. O. 56) von einem Gespräch, das, wenn auch schon wegen der Dialekt- verse nicht wörtlich, doch dem Inhalt nach wahrscheinlich ist.
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Beziehungen zu Roms Künstlern.
So schuf er jene bewundernswürdigen Pabstköpfe, in denen
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quez zu erkennen glauben. Die Aehnlichkeit liegt in der spie-
lenden Herrschaft über das Material ihrer Kunst, in der Lebendig-
keit und Breite der Behandlung; in der nachdrücklich individualisi-
renden und doch grossartig freien Charakteristik — Eigenschaften,
die später der Porträtplastik immer mehr abhanden kamen, und
ammeisten in der Zeit der sogenannten Wiederherstellung dieser
Kunst, wie nirgends demüthigender zu Tage tritt als in der
Peterskirche. —
Salvator Rosa gehörte damals zu den ersten Merkwürdig-
keiten Roms; er war ohne Zweifel die romanhafteste Figur der
damaligen Kunstwelt. In seinem Hause auf Trinità de’ monti
verkehrten Prälaten und Prinzen, und kein Mitglied des heiligen
Kollegs gab es, das nicht einmal dort sich gezeigt hätte. Wenn
er seinen Abendspaziergang machte, sah man ihn umgeben von
einem Gefolge Verehrer, Poeten, Musiker und Sänger erster
Ordnung; alle wollten sagen können: Nos quoque. Allerdings
war es kein Geheimniss, dass er auf die Nachricht vom Auf-
stand nach Neapel geeilt war; seine Gesinnung hat er, wie die
vierte Satire beweist, nie verhehlt. Dieser Umstand könnte
den spanischen Hofmaler bestimmt haben, sich ihm fern zu halten;
auffallend ist dass sich in den Madrider Inventaren des siebzehnten
Jahrhunderts unter so vielen Neapolitanern kein einziges Ge-
mälde Salvators findet. Die Landschaften und Schlachtstücke
mussten Velazquez ja in hohem Grade fesseln, wenn er auch
gelächelt haben wird über seine Einbildung, ein grosser Historien-
maler zu sein, und jene als untergeordnete Spielerei zu behandeln.
Der Spanier, der „lieber der erste unter den vulgären Malern
sein wollte, als der zweite unter den vornehmen“, hat nie etwas
unternommen, dem er nicht gewachsen war; der Neapolitaner,
von Eitelkeit getäuscht, zog sich gerechten Spott zu durch
Historien, deren Römer und Heilige meist tückische Unholde
sind, die sich wie schlechte Schauspieler geberden und gemalt
sind wie Strohpuppen.
Ihre gegenseitige Bekanntschaft scheint sicher erwiesen durch
die Erzählung des schon angeführten Venezianers Boschini (a. a. O. 56)
von einem Gespräch, das, wenn auch schon wegen der Dialekt-
verse nicht wörtlich, doch dem Inhalt nach wahrscheinlich ist.
„Velazquez, heisst es da, der Urheber des Bildnisses In-
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/195>, abgerufen am 04.12.2024.
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