Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.Frauenbildnisse. Dichter, mitunter so freigebig im Preis der illusorischen Kraftschöner Frauenbildnisse, in Erfindung romantischer Geschichten der Verliebung durch Bildnisse 1), sich auch oft skeptisch äussern. Die Mischung von Weiss und Roth, Jasmin und Nelke im Gesicht kann kein Pinsel wiedergeben, behauptet Tirso de Molina 2). In seiner poetischen Bilderdialektik sagt Calderon: Licht, Feuer, Sonne, Luft sind nicht zu malen; Wer bildete wol eine Schönheit ab, Die Feuer, Sonne, Luft und Lichtglanz ist? Diese Verse stehen in einer seiner erschütterndsten Tragödien, Auf den Retablos des fünfzehnten und beginnenden sechs- 1) Por pincel perdido viene. Lope, Las flores de don Juan III. 2) [Spaltenumbruch]
?Alcanzo jamas la ciencia del pincel mas singular la mezcla de aquel carmin, [Spaltenumbruch] que con la nieve se enlaza, y en las mejillas abraza el clavel con el jasmin? Tirso, la Villana de Vallecas II, 3. 3) El pintor de su deshonra. Jornada II im Anfang. Keil IV, 70 f. 4) [Spaltenumbruch]
Porque, como su poder
tuvo en ella (belleza) mas que hacer, da en ella mas que imitar. a. a. O. Mas cuando es tan eccelente (un rostro), [Spaltenumbruch] que no hay termino en sus partes, que desigualado deje especies a la memoria, no se imita facilmente. Calderon, Darlo todo y no dar nada II. Frauenbildnisse. Dichter, mitunter so freigebig im Preis der illusorischen Kraftschöner Frauenbildnisse, in Erfindung romantischer Geschichten der Verliebung durch Bildnisse 1), sich auch oft skeptisch äussern. Die Mischung von Weiss und Roth, Jasmin und Nelke im Gesicht kann kein Pinsel wiedergeben, behauptet Tirso de Molina 2). In seiner poetischen Bilderdialektik sagt Calderon: Licht, Feuer, Sonne, Luft sind nicht zu malen; Wer bildete wol eine Schönheit ab, Die Feuer, Sonne, Luft und Lichtglanz ist? Diese Verse stehen in einer seiner erschütterndsten Tragödien, Auf den Retablos des fünfzehnten und beginnenden sechs- 1) Por pincel perdido viene. Lope, Las flores de don Juan III. 2) [Spaltenumbruch]
¿Alcanzó jamas la ciencia del pincel mas singular la mezcla de aquel carmin, [Spaltenumbruch] que con la nieve se enlaza, y en las mejillas abraza el clavel con el jasmin? Tirso, la Villana de Vallecas II, 3. 3) El pintor de su deshonra. Jornada II im Anfang. Keil IV, 70 f. 4) [Spaltenumbruch]
Porque, cómo su poder
tuvo en ella (belleza) mas que hacer, da en ella mas que imitar. a. a. O. Mas cuando es tan eccelente (un rostro), [Spaltenumbruch] que no hay termino en sus partes, que desigualado deje especies á la memoria, no se imita facilmente. Calderon, Darlo todo y no dar nada II. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0039" n="19"/><fw place="top" type="header">Frauenbildnisse.</fw><lb/> Dichter, mitunter so freigebig im Preis der illusorischen Kraft<lb/> schöner Frauenbildnisse, in Erfindung romantischer Geschichten<lb/> der Verliebung durch Bildnisse <note place="foot" n="1)">Por pincel perdido viene.<lb/><hi rendition="#right"><hi rendition="#i">Lope</hi>, Las flores de don Juan III.</hi></note>, sich auch oft skeptisch äussern.<lb/> Die Mischung von Weiss und Roth, Jasmin und Nelke im Gesicht<lb/> kann kein Pinsel wiedergeben, behauptet Tirso de Molina <note place="foot" n="2)"><lb/><cb/> ¿Alcanzó jamas la ciencia<lb/> del pincel mas singular<lb/> la mezcla de aquel carmin,<lb/><cb/> que con la nieve se enlaza,<lb/> y en las mejillas abraza<lb/> el clavel con el jasmin?<lb/><hi rendition="#right"><hi rendition="#i">Tirso</hi>, la Villana de Vallecas II, 3.</hi></note>.<lb/> In seiner poetischen Bilderdialektik sagt Calderon:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#i">Licht, Feuer, Sonne, Luft sind nicht zu malen;</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#i">Wer bildete wol eine Schönheit ab,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#i">Die Feuer, Sonne, Luft und Lichtglanz ist?</hi> </l> </lg><lb/> <p>Diese Verse stehen in einer seiner erschütterndsten Tragödien,<lb/> wo er jenen Maler einführt, der sein Glück, ein schönes Weib<lb/> errungen zu haben, wie der alternde Rubens, geniesst und durch-<lb/> lebt, indem er ihr Bild malt. Als er sie verliert, wird er zum<lb/> „<hi rendition="#i">Maler seiner Schmach</hi>“, zuerst indem er fortfährt sie darzu-<lb/> stellen, als Dejanira, zuletzt, in grausiger Peripetie, indem er die<lb/> einst angebetete Gestalt mit ihrem Blute malt. In diesem Stück<lb/> bekennt der Dichter, dass es unmöglich sei, Schönheit (die er<lb/> hier in den Verhältnissen des Gesichts findet), so vollkommen<lb/> auszudenken, wie sie ein schönes Weib besitze. Und darum sei<lb/> die Phantasie kein guter Führer des Pinsels <note place="foot" n="3)">El pintor de su deshonra. Jornada II im Anfang. Keil IV, 70 f.</note>. Jedermann er-<lb/> innert sich hier des ganz anders lautenden Geständnisses Raphaels<lb/> im Briefe an Balthasar Castiglione. Der Dichter sagt in einem<lb/> andern Stücke auch: In Schönheit hat die Natur mehr vollbracht;<lb/> deshalb hat auch die Kunst eine schwerere Aufgabe; Hässlichkeit<lb/> dagegen ist leicht, sie prägt sich durch besondere Zeichen und<lb/> durch viele Zeichen dem Gedächtnisse ein <note place="foot" n="4)"><lb/><cb/> Porque, cómo su poder<lb/> tuvo en ella (belleza) mas que hacer,<lb/> da en ella mas que imitar. a. a. O.<lb/> Mas cuando es tan eccelente (un rostro),<lb/><cb/> que no hay termino en sus partes,<lb/> que desigualado deje<lb/> especies á la memoria,<lb/> no se imita facilmente.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#i">Calderon</hi>, Darlo todo y no dar nada II.</hi></note>.</p><lb/> <p>Auf den Retablos des fünfzehnten und beginnenden sechs-<lb/> zehnten Jahrhunderts findet ein aufmerksames Auge wol zuweilen<lb/> charakteristische Frauengesichter der Landschaft, wo sie ent-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0039]
Frauenbildnisse.
Dichter, mitunter so freigebig im Preis der illusorischen Kraft
schöner Frauenbildnisse, in Erfindung romantischer Geschichten
der Verliebung durch Bildnisse 1), sich auch oft skeptisch äussern.
Die Mischung von Weiss und Roth, Jasmin und Nelke im Gesicht
kann kein Pinsel wiedergeben, behauptet Tirso de Molina 2).
In seiner poetischen Bilderdialektik sagt Calderon:
Licht, Feuer, Sonne, Luft sind nicht zu malen;
Wer bildete wol eine Schönheit ab,
Die Feuer, Sonne, Luft und Lichtglanz ist?
Diese Verse stehen in einer seiner erschütterndsten Tragödien,
wo er jenen Maler einführt, der sein Glück, ein schönes Weib
errungen zu haben, wie der alternde Rubens, geniesst und durch-
lebt, indem er ihr Bild malt. Als er sie verliert, wird er zum
„Maler seiner Schmach“, zuerst indem er fortfährt sie darzu-
stellen, als Dejanira, zuletzt, in grausiger Peripetie, indem er die
einst angebetete Gestalt mit ihrem Blute malt. In diesem Stück
bekennt der Dichter, dass es unmöglich sei, Schönheit (die er
hier in den Verhältnissen des Gesichts findet), so vollkommen
auszudenken, wie sie ein schönes Weib besitze. Und darum sei
die Phantasie kein guter Führer des Pinsels 3). Jedermann er-
innert sich hier des ganz anders lautenden Geständnisses Raphaels
im Briefe an Balthasar Castiglione. Der Dichter sagt in einem
andern Stücke auch: In Schönheit hat die Natur mehr vollbracht;
deshalb hat auch die Kunst eine schwerere Aufgabe; Hässlichkeit
dagegen ist leicht, sie prägt sich durch besondere Zeichen und
durch viele Zeichen dem Gedächtnisse ein 4).
Auf den Retablos des fünfzehnten und beginnenden sechs-
zehnten Jahrhunderts findet ein aufmerksames Auge wol zuweilen
charakteristische Frauengesichter der Landschaft, wo sie ent-
1) Por pincel perdido viene.
Lope, Las flores de don Juan III.
2)
¿Alcanzó jamas la ciencia
del pincel mas singular
la mezcla de aquel carmin,
que con la nieve se enlaza,
y en las mejillas abraza
el clavel con el jasmin?
Tirso, la Villana de Vallecas II, 3.
3) El pintor de su deshonra. Jornada II im Anfang. Keil IV, 70 f.
4)
Porque, cómo su poder
tuvo en ella (belleza) mas que hacer,
da en ella mas que imitar. a. a. O.
Mas cuando es tan eccelente (un rostro),
que no hay termino en sus partes,
que desigualado deje
especies á la memoria,
no se imita facilmente.
Calderon, Darlo todo y no dar nada II.
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