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Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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O mein Gott, schweigen Sie doch! er giebt der Ersten einen charmanten, recht wohlgesetzten, respectabeln Abschied -- und wer ihn nicht besser kennte, hätte denken sollen, er säße vor lauter Großmuth mit dem Herzen, das vor Liebe platzen wollte, auf dem Stuhl mit eisernen glühenden Zacken, und er wendete sich an mich als die zweite bloß aus Mitleid, daß ich nicht vor Gram über seine Verachtung, oder als alte Jungfer stürbe. -- Ich nehme in Demuth das Geschenk seiner durch so vieles Schenken so sehr abgenutzten Liebe an, lasse mich geduldig von ihm anfahren, von meinem Vater ausschelten, und jetzt bringt er mir statt der verkauften oder verschleuderten Juwelen den Brief mit der leeren Anweisung, als wollte er mir sagen, meine Hand sei so nackt und bloß nicht gut genug, ich solle sie erst selbst mit Brillanten ausstaffiren, ehe er es für nöthig fände --

Theure Angelique --

Ich bitte, nennen Sie mich nicht! Mein Name klingt mir ganz abscheulich, ganz diabolisch aus Ihrem Munde; wahrhaftig, Sie verdienen es, daß ich Sie heirathe -- zur Strafe. Ich wette, meine Schwester Victoire drückt Ihnen vollends das Herz ab; denn sie ist so schön, wie Constance, so klug, wie ich, und gefühlvoll, wie wir alle Beide nicht sind, und trägt den Namen mit der That. Aber hoffen Sie ja nicht, daß Sie etwas von ihr schmecken werden. Sie haben um mich angehalten, und dieser Brief Ihres Herrn

O mein Gott, schweigen Sie doch! er giebt der Ersten einen charmanten, recht wohlgesetzten, respectabeln Abschied — und wer ihn nicht besser kennte, hätte denken sollen, er säße vor lauter Großmuth mit dem Herzen, das vor Liebe platzen wollte, auf dem Stuhl mit eisernen glühenden Zacken, und er wendete sich an mich als die zweite bloß aus Mitleid, daß ich nicht vor Gram über seine Verachtung, oder als alte Jungfer stürbe. — Ich nehme in Demuth das Geschenk seiner durch so vieles Schenken so sehr abgenutzten Liebe an, lasse mich geduldig von ihm anfahren, von meinem Vater ausschelten, und jetzt bringt er mir statt der verkauften oder verschleuderten Juwelen den Brief mit der leeren Anweisung, als wollte er mir sagen, meine Hand sei so nackt und bloß nicht gut genug, ich solle sie erst selbst mit Brillanten ausstaffiren, ehe er es für nöthig fände —

Theure Angelique —

Ich bitte, nennen Sie mich nicht! Mein Name klingt mir ganz abscheulich, ganz diabolisch aus Ihrem Munde; wahrhaftig, Sie verdienen es, daß ich Sie heirathe — zur Strafe. Ich wette, meine Schwester Victoire drückt Ihnen vollends das Herz ab; denn sie ist so schön, wie Constance, so klug, wie ich, und gefühlvoll, wie wir alle Beide nicht sind, und trägt den Namen mit der That. Aber hoffen Sie ja nicht, daß Sie etwas von ihr schmecken werden. Sie haben um mich angehalten, und dieser Brief Ihres Herrn

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[0054] O mein Gott, schweigen Sie doch! er giebt der Ersten einen charmanten, recht wohlgesetzten, respectabeln Abschied — und wer ihn nicht besser kennte, hätte denken sollen, er säße vor lauter Großmuth mit dem Herzen, das vor Liebe platzen wollte, auf dem Stuhl mit eisernen glühenden Zacken, und er wendete sich an mich als die zweite bloß aus Mitleid, daß ich nicht vor Gram über seine Verachtung, oder als alte Jungfer stürbe. — Ich nehme in Demuth das Geschenk seiner durch so vieles Schenken so sehr abgenutzten Liebe an, lasse mich geduldig von ihm anfahren, von meinem Vater ausschelten, und jetzt bringt er mir statt der verkauften oder verschleuderten Juwelen den Brief mit der leeren Anweisung, als wollte er mir sagen, meine Hand sei so nackt und bloß nicht gut genug, ich solle sie erst selbst mit Brillanten ausstaffiren, ehe er es für nöthig fände — Theure Angelique — Ich bitte, nennen Sie mich nicht! Mein Name klingt mir ganz abscheulich, ganz diabolisch aus Ihrem Munde; wahrhaftig, Sie verdienen es, daß ich Sie heirathe — zur Strafe. Ich wette, meine Schwester Victoire drückt Ihnen vollends das Herz ab; denn sie ist so schön, wie Constance, so klug, wie ich, und gefühlvoll, wie wir alle Beide nicht sind, und trägt den Namen mit der That. Aber hoffen Sie ja nicht, daß Sie etwas von ihr schmecken werden. Sie haben um mich angehalten, und dieser Brief Ihres Herrn

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:26:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:26:46Z)

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Zitationshilfe: Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaehler_schwestern_1910/54>, abgerufen am 21.11.2024.