Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Zweit. Kap. der jetzige Zustand des siamischen Hofes. dem Volmond zählen sie wiederum, und so fort bis zu dem Neumond. Dies ist die Ur-sache, daß einige ihrer Monate dreißig, andere nur neun und zwanzig Tage haben. Die siamische Woche besteht aus sieben Tagen, deren Namen sind: Dies solis -- Wan atit, der Sonnentag. Dies lunae -- Wan Tsan, des Mondestag. Dies martis -- Wan Ang Kaen, der Tag des Werks oder Arbeitens. Dies mercurii -- Wan Poeth, der Tag der Zusammenkunft. Dies jovis -- Wan Prahat, der Handtag. Dies veneris -- Wan Soek, der Ruhetag. Dies saturni -- Wan Sauw, der Tag des Anziehens oder Anholens, weil er eine neue Woche an sich zieht*). Die Siamer pflegen gemeiniglich den ersten und funfzehnten Tag eines jeden Drit- *) [Spaltenumbruch]
Loubere, der glaubwürdigste Schriftsteller über Siam, stimt in allem diesem ganz genau mit Kämpfer überein S. T. 2, p. 59. Die kleinen Verschiedenheiten der Namen, welche man daselbst findet, rühren blos daher, daß Loubere ein Fran- zose, und Kämpfer ein Deutscher war. Um die Jahre der fünf kleinern Cyklen von zwölf Jah- ren, welche den großen Jahrkreis von sechzig aus- machen, zu unterscheiden, glaubt Loubere, einige [Spaltenumbruch] Verschiedenheiten in dem Datiren bemerkt zu haben. **) Hier hat Scheuchzer noch eine Stelle über die Münzen in Siam, die ich in meinen beiden Manuscripten nicht finde. Sie ist diese: "Jch mus nun noch von den in Siam gelten- den Münzen reden. Tsiani, oder wie die Frem- den sagen, Katti, ist eine Silbermünze und wiegt drittehalb Pfund oder zwanzig Tails oder funfzig Reichs- G 3
Zweit. Kap. der jetzige Zuſtand des ſiamiſchen Hofes. dem Volmond zaͤhlen ſie wiederum, und ſo fort bis zu dem Neumond. Dies iſt die Ur-ſache, daß einige ihrer Monate dreißig, andere nur neun und zwanzig Tage haben. Die ſiamiſche Woche beſteht aus ſieben Tagen, deren Namen ſind: Dies ſolis — Wan atit, der Sonnentag. Dies lunae — Wan Tſan, des Mondestag. Dies martis — Wan Ang Kaen, der Tag des Werks oder Arbeitens. Dies mercurii — Wan Poeth, der Tag der Zuſammenkunft. Dies jovis — Wan Prahat, der Handtag. Dies veneris — Wan Soek, der Ruhetag. Dies ſaturni — Wan Sauw, der Tag des Anziehens oder Anholens, weil er eine neue Woche an ſich zieht*). Die Siamer pflegen gemeiniglich den erſten und funfzehnten Tag eines jeden Drit- *) [Spaltenumbruch]
Loubere, der glaubwuͤrdigſte Schriftſteller uͤber Siam, ſtimt in allem dieſem ganz genau mit Kaͤmpfer uͤberein S. T. 2, p. 59. Die kleinen Verſchiedenheiten der Namen, welche man daſelbſt findet, ruͤhren blos daher, daß Loubere ein Fran- zoſe, und Kaͤmpfer ein Deutſcher war. Um die Jahre der fuͤnf kleinern Cyklen von zwoͤlf Jah- ren, welche den großen Jahrkreis von ſechzig aus- machen, zu unterſcheiden, glaubt Loubere, einige [Spaltenumbruch] Verſchiedenheiten in dem Datiren bemerkt zu haben. **) Hier hat Scheuchzer noch eine Stelle uͤber die Muͤnzen in Siam, die ich in meinen beiden Manuſcripten nicht finde. Sie iſt dieſe: „Jch mus nun noch von den in Siam gelten- den Muͤnzen reden. Tſiani, oder wie die Frem- den ſagen, Katti, iſt eine Silbermuͤnze und wiegt drittehalb Pfund oder zwanzig Tails oder funfzig Reichs- G 3
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Zweit. Kap. der jetzige Zuſtand des ſiamiſchen Hofes.
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ſache, daß einige ihrer Monate dreißig, andere nur neun und zwanzig Tage haben.
Die ſiamiſche Woche beſteht aus ſieben Tagen, deren Namen ſind:
Dies ſolis — Wan atit, der Sonnentag.
Dies lunae — Wan Tſan, des Mondestag.
Dies martis — Wan Ang Kaen, der Tag des Werks oder Arbeitens.
Dies mercurii — Wan Poeth, der Tag der Zuſammenkunft.
Dies jovis — Wan Prahat, der Handtag.
Dies veneris — Wan Soek, der Ruhetag.
Dies ſaturni — Wan Sauw, der Tag des Anziehens oder Anholens,
weil er eine neue Woche an ſich zieht *).
Die Siamer pflegen gemeiniglich den erſten und funfzehnten Tag eines jeden
Monats, als den Anfang des Neu- und Volmonds zu feiern. Einige gehn auch zur Pa-
gode den lezten Tag des Viertelſcheins. Dieſer Feſttag koͤmt einigermaßen mit unſerm
Sontag uͤberein. Sie haben uͤberdem noch einige jaͤhrliche hohe Feſttage, als einen am
Anfange des neuen Jahrs, Sonkraan genant. Einer, der Kitimbak oder Ktimbak
genant wird, heiſt ſo viel als Proceſſion, an welchem (wie man mich berichtet hat) der
Koͤnig in einer ſiamiſchen von Menſchen gezogenen Caroſſe nach Napathat, einem be-
ruͤhmten Tempel geht, daſelbſt ſein Opfer zu verrichten. Ktinam wird das Feſt genant,
da der Koͤnig einmal im Jahre zu Waſſer mit einem ausnehmend praͤchtigen Gefolge
nach dem koſtbaren Tempel Banihim faͤhrt, daſelbſt zu opfern, und wie man glaubt,
das Waſſer zu ſchneiden. Zwei andere der jaͤhrlichen hohen Feſte der Siamer werden ge-
nant Sahutſjoan, d. i. Feſte der Elephantenwaſchung, an welchen, wie man ſagt, die-
ſen Thieren die Koͤpfe gewaſchen werden. Der Anfang aller Feſte heiſt bei den Siamern
Kaupoſa, der Beſchlus derſelben Oppoſa **).
Drit-
*)
Loubere, der glaubwuͤrdigſte Schriftſteller
uͤber Siam, ſtimt in allem dieſem ganz genau mit
Kaͤmpfer uͤberein S. T. 2, p. 59. Die kleinen
Verſchiedenheiten der Namen, welche man daſelbſt
findet, ruͤhren blos daher, daß Loubere ein Fran-
zoſe, und Kaͤmpfer ein Deutſcher war. Um die
Jahre der fuͤnf kleinern Cyklen von zwoͤlf Jah-
ren, welche den großen Jahrkreis von ſechzig aus-
machen, zu unterſcheiden, glaubt Loubere, einige
Verſchiedenheiten in dem Datiren bemerkt zu
haben.
**) Hier hat Scheuchzer noch eine Stelle uͤber
die Muͤnzen in Siam, die ich in meinen beiden
Manuſcripten nicht finde. Sie iſt dieſe:
„Jch mus nun noch von den in Siam gelten-
den Muͤnzen reden. Tſiani, oder wie die Frem-
den ſagen, Katti, iſt eine Silbermuͤnze und wiegt
drittehalb Pfund oder zwanzig Tails oder funfzig
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