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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch.
unterhimlische Herr. Doch beehrt man izt auch andre Länder mit gleichen Ausdrücken,
als to Sin Tenka, das sinesische Reich, to Hollanda Tenka, das holländische Reich.
Fino Motto mit zwischengesezter Präposition no oder von, ist ohngefehr eben das, was
Nipon, und bedeutet den Grund oder die Wurzel der Sonne. Awadsi Sima ist der
uralte Name und besteht aus den Worten Awa, Schaum, Dsi, der Erdboden, Sima
eine Jnsel.
Die Bedeutung dieses Namens ist also eine erdene Schauminsel, und er
gründet sich auf folgende Tradition: Jm Anfang hat der erste Geist oder Gott dies unter-
irdische Chaos mit einem Stabe umgerührt. Als er den Stab wieder herauszog, tröpfelte
ein moderiger Schaum davon ab, und bildete die japanischen Jnseln, welche das Alter-
thum, aus Unkunde andrer Länder, für den ganzen Erdboden hielt, und ihnen von ihrem
Ursprunge diesen Namen beilegte. Eine Jnsel des Reichs hat noch bis izt den Namen
behalten, und wird besonders genant: D Sin Kokf oder Kami no Kuni, das ist,
Götterland. Denn Sin und Kami bedeuten die einheimischen Götter, Kokf und
Kuni ein Land. -- Akitsima, oder nach der gemeinen Aussprache Akitsusima ist ein
uralter Name, dessen sich besonders die Chronicken und alte Legenden in ihren Erzählungen
zu bedienen pflegen. -- Fontsjo, der ächte Morgen, Sjo, alle, nemlich, japanische
Länder. Jamatto,
welches auch besonders eine gewisse Provinz dieser Länder bezeich-
net. Asjiwara oder Asjiwara Kokf. Qua oder Wa. Andre Namen, die
nicht so häufig gebraucht werden, wil ich übergehn.

Größe.

Die japanischen Jnseln liegen zwischen dem 31ten und 42ten Grade Nord. Br.
und zwischen dem 157 Gr. und 175 Gr. 30 Min. östlicher Länge, nach den sinesischen Char-
ten,
welche die Hrn. Patres Societ. Jesu aus vielen Beobachtungen verfertigt haben.
Jhre Richtung geht nach Nord-Ost und Ost-Nord. Ost mit einer unregelmäßigen und
beinahe durchgehends schmalen und ungleichen Breite, von dem äußersten Ende der Pro-
vinz Fisen bis zu dem äußersten Ende der Provinz Osju. Die Länge beträgt in gerader
Linie 200 deutsche Meilen. Jn dieser Berechnung sind aber die weiter abgelegnen dem
japanischen Reiche unterworfene Jnseln oder Küsten nicht begriffen.

Eintheilung.

Das japanische Reich ist ohngefehr eben so ein Land, wie das Grosbrittannische,
nur noch weit mehr und öftrer unterbrochen. So wie dieses aus drei Königreichen be-
steht, so hat auch jenes drei große Jnseln. Die gröste und vornehmste derselben hat den

Namen

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
unterhimliſche Herr. Doch beehrt man izt auch andre Laͤnder mit gleichen Ausdruͤcken,
als to Sin Tenka, das ſineſiſche Reich, to Hollanda Tenka, das hollaͤndiſche Reich.
Fino Motto mit zwiſchengeſezter Praͤpoſition no oder von, iſt ohngefehr eben das, was
Nipon, und bedeutet den Grund oder die Wurzel der Sonne. Awadſi Sima iſt der
uralte Name und beſteht aus den Worten Awa, Schaum, Dſi, der Erdboden, Sima
eine Jnſel.
Die Bedeutung dieſes Namens iſt alſo eine erdene Schauminſel, und er
gruͤndet ſich auf folgende Tradition: Jm Anfang hat der erſte Geiſt oder Gott dies unter-
irdiſche Chaos mit einem Stabe umgeruͤhrt. Als er den Stab wieder herauszog, troͤpfelte
ein moderiger Schaum davon ab, und bildete die japaniſchen Jnſeln, welche das Alter-
thum, aus Unkunde andrer Laͤnder, fuͤr den ganzen Erdboden hielt, und ihnen von ihrem
Urſprunge dieſen Namen beilegte. Eine Jnſel des Reichs hat noch bis izt den Namen
behalten, und wird beſonders genant: D Sin Kokf oder Kami no Kuni, das iſt,
Goͤtterland. Denn Sin und Kami bedeuten die einheimiſchen Goͤtter, Kokf und
Kuni ein Land. — Akitſima, oder nach der gemeinen Ausſprache Akitſuſima iſt ein
uralter Name, deſſen ſich beſonders die Chronicken und alte Legenden in ihren Erzaͤhlungen
zu bedienen pflegen. — Fontſjo, der aͤchte Morgen, Sjo, alle, nemlich, japaniſche
Laͤnder. Jamatto,
welches auch beſonders eine gewiſſe Provinz dieſer Laͤnder bezeich-
net. Asjiwara oder Asjiwara Kokf. Qua oder Wâ. Andre Namen, die
nicht ſo haͤufig gebraucht werden, wil ich uͤbergehn.

Groͤße.

Die japaniſchen Jnſeln liegen zwiſchen dem 31ten und 42ten Grade Nord. Br.
und zwiſchen dem 157 Gr. und 175 Gr. 30 Min. oͤſtlicher Laͤnge, nach den ſineſiſchen Char-
ten,
welche die Hrn. Patres Societ. Jeſu aus vielen Beobachtungen verfertigt haben.
Jhre Richtung geht nach Nord-Oſt und Oſt-Nord. Oſt mit einer unregelmaͤßigen und
beinahe durchgehends ſchmalen und ungleichen Breite, von dem aͤußerſten Ende der Pro-
vinz Fiſen bis zu dem aͤußerſten Ende der Provinz Osju. Die Laͤnge betraͤgt in gerader
Linie 200 deutſche Meilen. Jn dieſer Berechnung ſind aber die weiter abgelegnen dem
japaniſchen Reiche unterworfene Jnſeln oder Kuͤſten nicht begriffen.

Eintheilung.

Das japaniſche Reich iſt ohngefehr eben ſo ein Land, wie das Grosbrittanniſche,
nur noch weit mehr und oͤftrer unterbrochen. So wie dieſes aus drei Koͤnigreichen be-
ſteht, ſo hat auch jenes drei große Jnſeln. Die groͤſte und vornehmſte derſelben hat den

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[74/0162] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. unterhimliſche Herr. Doch beehrt man izt auch andre Laͤnder mit gleichen Ausdruͤcken, als to Sin Tenka, das ſineſiſche Reich, to Hollanda Tenka, das hollaͤndiſche Reich. Fino Motto mit zwiſchengeſezter Praͤpoſition no oder von, iſt ohngefehr eben das, was Nipon, und bedeutet den Grund oder die Wurzel der Sonne. Awadſi Sima iſt der uralte Name und beſteht aus den Worten Awa, Schaum, Dſi, der Erdboden, Sima eine Jnſel. Die Bedeutung dieſes Namens iſt alſo eine erdene Schauminſel, und er gruͤndet ſich auf folgende Tradition: Jm Anfang hat der erſte Geiſt oder Gott dies unter- irdiſche Chaos mit einem Stabe umgeruͤhrt. Als er den Stab wieder herauszog, troͤpfelte ein moderiger Schaum davon ab, und bildete die japaniſchen Jnſeln, welche das Alter- thum, aus Unkunde andrer Laͤnder, fuͤr den ganzen Erdboden hielt, und ihnen von ihrem Urſprunge dieſen Namen beilegte. Eine Jnſel des Reichs hat noch bis izt den Namen behalten, und wird beſonders genant: D Sin Kokf oder Kami no Kuni, das iſt, Goͤtterland. Denn Sin und Kami bedeuten die einheimiſchen Goͤtter, Kokf und Kuni ein Land. — Akitſima, oder nach der gemeinen Ausſprache Akitſuſima iſt ein uralter Name, deſſen ſich beſonders die Chronicken und alte Legenden in ihren Erzaͤhlungen zu bedienen pflegen. — Fontſjo, der aͤchte Morgen, Sjo, alle, nemlich, japaniſche Laͤnder. Jamatto, welches auch beſonders eine gewiſſe Provinz dieſer Laͤnder bezeich- net. Asjiwara oder Asjiwara Kokf. Qua oder Wâ. Andre Namen, die nicht ſo haͤufig gebraucht werden, wil ich uͤbergehn. Groͤße. Die japaniſchen Jnſeln liegen zwiſchen dem 31ten und 42ten Grade Nord. Br. und zwiſchen dem 157 Gr. und 175 Gr. 30 Min. oͤſtlicher Laͤnge, nach den ſineſiſchen Char- ten, welche die Hrn. Patres Societ. Jeſu aus vielen Beobachtungen verfertigt haben. Jhre Richtung geht nach Nord-Oſt und Oſt-Nord. Oſt mit einer unregelmaͤßigen und beinahe durchgehends ſchmalen und ungleichen Breite, von dem aͤußerſten Ende der Pro- vinz Fiſen bis zu dem aͤußerſten Ende der Provinz Osju. Die Laͤnge betraͤgt in gerader Linie 200 deutſche Meilen. Jn dieſer Berechnung ſind aber die weiter abgelegnen dem japaniſchen Reiche unterworfene Jnſeln oder Kuͤſten nicht begriffen. Eintheilung. Das japaniſche Reich iſt ohngefehr eben ſo ein Land, wie das Grosbrittanniſche, nur noch weit mehr und oͤftrer unterbrochen. So wie dieſes aus drei Koͤnigreichen be- ſteht, ſo hat auch jenes drei große Jnſeln. Die groͤſte und vornehmſte derſelben hat den Namen

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/162>, abgerufen am 21.11.2024.