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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Zweites Buch.
oder Perioden von 60 Jahren, und sind die Japaner hierin an die Chineser gebun-
den. Diese 60 Jahr entstehn durch eine Zusammenfügung der Jetta, welches die
Nahmen ihrer 12 himlischen Zeichen sind, mit den zehn Nahmen ihrer Elementen. Wenn
die Character der himlischen Zeichen mit den unterschiedenen Zeichen der zehn Elementen
oder diese mit den vorigen fünfmal verbunden werden, so entstehen daraus zusammengesezte
Figuren, deren jede ein Jahr bedeutet. Wenn die 60 Jahre zu Ende gelaufen, wird ein
neuer Cyclus wieder angefangen, welcher wieder durch alle diese Vereinigungen geht. Die
Japaner bedienen sich dieser Periode von 60 Jahren, um die merkwürdigsten Begebenheiten
in der Kirche und im Staat anzudeuten. Diese Begebenheiten werden in ihren Geschichten
allemal unter das laufende Jahr des Cyclus gebracht, gleichwie auch das Jahr unter den
zwei andern Epochen Nin O und Nengo, wodurch sie also eine beständige Uebereinstim-
mung zwischen ihrer eignen Geschichte und Zeitrechnung und der Chinesischen zu erhalten hoffen,
doch mit diesem Unterschied, daß die Chineser in ihren Historien nicht nur das Jahr des Cyclus,
worin sich dieses oder jenes zugetragen, sondern auch die Zahl des Cyclus allemal angeben, die
Japaneser aber allein das Jahr anzeigen. Die Cycli der Japaner sind nicht alle gezählt,
wovon die Ursach klar erhellen wird, wenn wir uns an den natürlichen Stolz dieses Volks
erinnern, da sie in dieser Sache ihren Nachbarn den Sinesern sehr würden weichen müssen,
welche eine Reihe vieler 100 auf einander folgender Cyclorum vor der wahren Grundlegung
der japanischen Monarchie aufweisen können.

Jch habe mir vorgenommen, in der folgenden Geschichte der Thronfolge der geist-
lichen Erbkaiser den Leser nicht mit den verschiedenen Epochen und Rechnungen zu verwir-
ren. Jndessen habe ich doch einige algemeine Nachrichten von denselben merkwürdig genug
gehalten, um sie hier mitzutheilen.

Die Jetta oder japanischen zwölf Himmelszeichen sind:

[Spaltenumbruch]
1) Ne, die Maus.
2) Us, der Ochs oder die Kuh.
3) Torra, der Tieger.
4) On, der Haase.
5) Tats, der Drache.
6) Mi, die Schlange.
[Spaltenumbruch]
7) Uma, das Pferd.
8) Tsitsuse,*) das Schaaf.
9) Sar, die Meerkatze.
10) Torri, der Hahn oder das Huhn.
11) Jn, der Hund.
12) J, der Eber.

Eben dieselben Namen sind in eben der Ordnung den zwölf Stunden des natür-
lichen Tages gegeben, und den zwölf Theilen, die man einer jeden Stunde gegeben hat.

Auf
*) Auf der Kupfertafel steht unrichtig Fitsuse.

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Zweites Buch.
oder Perioden von 60 Jahren, und ſind die Japaner hierin an die Chineſer gebun-
den. Dieſe 60 Jahr entſtehn durch eine Zuſammenfuͤgung der Jetta, welches die
Nahmen ihrer 12 himliſchen Zeichen ſind, mit den zehn Nahmen ihrer Elementen. Wenn
die Character der himliſchen Zeichen mit den unterſchiedenen Zeichen der zehn Elementen
oder dieſe mit den vorigen fuͤnfmal verbunden werden, ſo entſtehen daraus zuſammengeſezte
Figuren, deren jede ein Jahr bedeutet. Wenn die 60 Jahre zu Ende gelaufen, wird ein
neuer Cyclus wieder angefangen, welcher wieder durch alle dieſe Vereinigungen geht. Die
Japaner bedienen ſich dieſer Periode von 60 Jahren, um die merkwuͤrdigſten Begebenheiten
in der Kirche und im Staat anzudeuten. Dieſe Begebenheiten werden in ihren Geſchichten
allemal unter das laufende Jahr des Cyclus gebracht, gleichwie auch das Jahr unter den
zwei andern Epochen Nin O und Nengo, wodurch ſie alſo eine beſtaͤndige Uebereinſtim-
mung zwiſchen ihrer eignen Geſchichte und Zeitrechnung und der Chineſiſchen zu erhalten hoffen,
doch mit dieſem Unterſchied, daß die Chineſer in ihren Hiſtorien nicht nur das Jahr des Cyclus,
worin ſich dieſes oder jenes zugetragen, ſondern auch die Zahl des Cyclus allemal angeben, die
Japaneſer aber allein das Jahr anzeigen. Die Cycli der Japaner ſind nicht alle gezaͤhlt,
wovon die Urſach klar erhellen wird, wenn wir uns an den natuͤrlichen Stolz dieſes Volks
erinnern, da ſie in dieſer Sache ihren Nachbarn den Sineſern ſehr wuͤrden weichen muͤſſen,
welche eine Reihe vieler 100 auf einander folgender Cyclorum vor der wahren Grundlegung
der japaniſchen Monarchie aufweiſen koͤnnen.

Jch habe mir vorgenommen, in der folgenden Geſchichte der Thronfolge der geiſt-
lichen Erbkaiſer den Leſer nicht mit den verſchiedenen Epochen und Rechnungen zu verwir-
ren. Jndeſſen habe ich doch einige algemeine Nachrichten von denſelben merkwuͤrdig genug
gehalten, um ſie hier mitzutheilen.

Die Jetta oder japaniſchen zwoͤlf Himmelszeichen ſind:

[Spaltenumbruch]
1) Ne, die Maus.
2) Us, der Ochs oder die Kuh.
3) Torra, der Tieger.
4) On, der Haaſe.
5) Tats, der Drache.
6) Mi, die Schlange.
[Spaltenumbruch]
7) Uma, das Pferd.
8) Tſitſuſe,*) das Schaaf.
9) Sar, die Meerkatze.
10) Torri, der Hahn oder das Huhn.
11) Jn, der Hund.
12) J, der Eber.

Eben dieſelben Namen ſind in eben der Ordnung den zwoͤlf Stunden des natuͤr-
lichen Tages gegeben, und den zwoͤlf Theilen, die man einer jeden Stunde gegeben hat.

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*) Auf der Kupfertafel ſteht unrichtig Fitſuſe.
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[182/0282] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Zweites Buch. oder Perioden von 60 Jahren, und ſind die Japaner hierin an die Chineſer gebun- den. Dieſe 60 Jahr entſtehn durch eine Zuſammenfuͤgung der Jetta, welches die Nahmen ihrer 12 himliſchen Zeichen ſind, mit den zehn Nahmen ihrer Elementen. Wenn die Character der himliſchen Zeichen mit den unterſchiedenen Zeichen der zehn Elementen oder dieſe mit den vorigen fuͤnfmal verbunden werden, ſo entſtehen daraus zuſammengeſezte Figuren, deren jede ein Jahr bedeutet. Wenn die 60 Jahre zu Ende gelaufen, wird ein neuer Cyclus wieder angefangen, welcher wieder durch alle dieſe Vereinigungen geht. Die Japaner bedienen ſich dieſer Periode von 60 Jahren, um die merkwuͤrdigſten Begebenheiten in der Kirche und im Staat anzudeuten. Dieſe Begebenheiten werden in ihren Geſchichten allemal unter das laufende Jahr des Cyclus gebracht, gleichwie auch das Jahr unter den zwei andern Epochen Nin O und Nengo, wodurch ſie alſo eine beſtaͤndige Uebereinſtim- mung zwiſchen ihrer eignen Geſchichte und Zeitrechnung und der Chineſiſchen zu erhalten hoffen, doch mit dieſem Unterſchied, daß die Chineſer in ihren Hiſtorien nicht nur das Jahr des Cyclus, worin ſich dieſes oder jenes zugetragen, ſondern auch die Zahl des Cyclus allemal angeben, die Japaneſer aber allein das Jahr anzeigen. Die Cycli der Japaner ſind nicht alle gezaͤhlt, wovon die Urſach klar erhellen wird, wenn wir uns an den natuͤrlichen Stolz dieſes Volks erinnern, da ſie in dieſer Sache ihren Nachbarn den Sineſern ſehr wuͤrden weichen muͤſſen, welche eine Reihe vieler 100 auf einander folgender Cyclorum vor der wahren Grundlegung der japaniſchen Monarchie aufweiſen koͤnnen. Jch habe mir vorgenommen, in der folgenden Geſchichte der Thronfolge der geiſt- lichen Erbkaiſer den Leſer nicht mit den verſchiedenen Epochen und Rechnungen zu verwir- ren. Jndeſſen habe ich doch einige algemeine Nachrichten von denſelben merkwuͤrdig genug gehalten, um ſie hier mitzutheilen. Die Jetta oder japaniſchen zwoͤlf Himmelszeichen ſind: 1) Ne, die Maus. 2) Us, der Ochs oder die Kuh. 3) Torra, der Tieger. 4) On, der Haaſe. 5) Tats, der Drache. 6) Mi, die Schlange. 7) Uma, das Pferd. 8) Tſitſuſe, *) das Schaaf. 9) Sar, die Meerkatze. 10) Torri, der Hahn oder das Huhn. 11) Jn, der Hund. 12) J, der Eber. Eben dieſelben Namen ſind in eben der Ordnung den zwoͤlf Stunden des natuͤr- lichen Tages gegeben, und den zwoͤlf Theilen, die man einer jeden Stunde gegeben hat. Auf *) Auf der Kupfertafel ſteht unrichtig Fitſuſe.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/282>, abgerufen am 22.11.2024.