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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Viert. Kap. Folge der geistlichen Erbkaiser, welche nach der Geburt etc.
Dai XLV

Sioomu*) kam zum Regiment durch die Abdankung seiner Vorgängerin, nach
Synmu 1384, und nach Christi Geburt 724. Zuerst residirte er zu Nara, von da er
sich nach Naniwa vier Jahr vor seinem Tode begab. Er ordnete die Nengo Sinki an,
im ersten Jahr seines Reichs. Die japanischen Geschichte melden, daß die See an den
Küsten fünf Tage nach einander roth wie Blut ausgesehn habe, worauf das folgende
Jahr erschrekliche Sturmwinde, große Dürre und Brandkorn, zuförderst in der Landschaft
Gokokf sich zeigte, wodurch dann auch eine große Theurung und Hungersnoth hervorge-
bracht wurde. Jn dem 13ten Jahre seiner Regierung waren die Kinderblattern in allen
Theilen des Kaiserthums sehr tödtlich. Die japanischen Aerzte theilen die Kinderblattern
in drei Arten ein; was wir eigentlich die Kinderpocken nennen, wird von ihnen Fooso, die
andre Art Fasika, welches die Masern, die dritte Art aber Kare genant, wodurch die
eitrigen Blattern verstanden werden. Sie halten davor, daß sehr viel in der Cur daran
gelegen sey, die Patienten, welche mit den Blattern befallen sind, in rothes Tuch einzuwi-
ckeln. Wann eins von des Kaisers Kindern mit Blattern behaftet ist, wird nicht allein
das Gemach und Bette mit rothem Tuche überzogen, sondern es müssen auch alle Personen,
welche denen Patienten nahe kommen, in großen weiten Röcken von rother Farbe gekleidet,
einhergehen. Die großen Pocken sind in Japan auch nicht unbekant, und werden Namba-
niassa,
das ist, portugiesische Krankheit genant. Jm 16ten Jahre seiner Regierung
fiengen sie an in Japan Numeries (Nonnenklöster) zu bauen. Jm 20ten Jahre wurde
der große Tempel Daibods gebauet. Sioomu regierte in allem 25 Jahr.

Dai XLVI.

Kooken**) seine Tochter succedirte ihm ein Jahr nach Synmu 1409 und im Jahr
nach Christi Geburt 749, am andern Tage des 7ten Monden. Ob sie verheirathet gewesen
oder nicht? ist in meinen Quellen nicht zu finden gewesen. Mit ihrer Regierung fieng sich
die Nengo Tempe Seofo oder Foosi an, welche acht Jahr dauerte bis an die Nengo
Tempe Singo. Jm ersten Jahre ihrer Regierung wurde zuerst Gold ausgegraben in
Osio und der Kaiserin präsentirt; denn dieses Metal war bisher aus China in Japan
überbracht worden. Jm 4ten Jahre ihrer Regierung bauete sie den Tempel Toodaisi,

zufolge
*) Bey Deguignes Ssijao-bü; sinesisch
Schimvu.
**) Nach Deguignes Kao-ken; sinesisch
Hiao-kien.
D d
Viert. Kap. Folge der geiſtlichen Erbkaiſer, welche nach der Geburt ꝛc.
Dai XLV

Sioomu*) kam zum Regiment durch die Abdankung ſeiner Vorgaͤngerin, nach
Synmu 1384, und nach Chriſti Geburt 724. Zuerſt reſidirte er zu Nara, von da er
ſich nach Naniwa vier Jahr vor ſeinem Tode begab. Er ordnete die Nengo Sinki an,
im erſten Jahr ſeines Reichs. Die japaniſchen Geſchichte melden, daß die See an den
Kuͤſten Kuͤ fuͤnf Tage nach einander roth wie Blut ausgeſehn habe, worauf das folgende
Jahr erſchrekliche Sturmwinde, große Duͤrre und Brandkorn, zufoͤrderſt in der Landſchaft
Gokokf ſich zeigte, wodurch dann auch eine große Theurung und Hungersnoth hervorge-
bracht wurde. Jn dem 13ten Jahre ſeiner Regierung waren die Kinderblattern in allen
Theilen des Kaiſerthums ſehr toͤdtlich. Die japaniſchen Aerzte theilen die Kinderblattern
in drei Arten ein; was wir eigentlich die Kinderpocken nennen, wird von ihnen Fooſo, die
andre Art Faſika, welches die Maſern, die dritte Art aber Kare genant, wodurch die
eitrigen Blattern verſtanden werden. Sie halten davor, daß ſehr viel in der Cur daran
gelegen ſey, die Patienten, welche mit den Blattern befallen ſind, in rothes Tuch einzuwi-
ckeln. Wann eins von des Kaiſers Kindern mit Blattern behaftet iſt, wird nicht allein
das Gemach und Bette mit rothem Tuche uͤberzogen, ſondern es muͤſſen auch alle Perſonen,
welche denen Patienten nahe kommen, in großen weiten Roͤcken von rother Farbe gekleidet,
einhergehen. Die großen Pocken ſind in Japan auch nicht unbekant, und werden Namba-
niaſſa,
das iſt, portugieſiſche Krankheit genant. Jm 16ten Jahre ſeiner Regierung
fiengen ſie an in Japan Numeries (Nonnenkloͤſter) zu bauen. Jm 20ten Jahre wurde
der große Tempel Daibods gebauet. Sioomu regierte in allem 25 Jahr.

Dai XLVI.

Kooken**) ſeine Tochter ſuccedirte ihm ein Jahr nach Synmu 1409 und im Jahr
nach Chriſti Geburt 749, am andern Tage des 7ten Monden. Ob ſie verheirathet geweſen
oder nicht? iſt in meinen Quellen nicht zu finden geweſen. Mit ihrer Regierung fieng ſich
die Nengo Tempe Seofo oder Fooſi an, welche acht Jahr dauerte bis an die Nengo
Tempe Singo. Jm erſten Jahre ihrer Regierung wurde zuerſt Gold ausgegraben in
Oſio und der Kaiſerin praͤſentirt; denn dieſes Metal war bisher aus China in Japan
uͤberbracht worden. Jm 4ten Jahre ihrer Regierung bauete ſie den Tempel Toodaiſi,

zufolge
*) Bey Deguignes Sſijao-buͤ; ſineſiſch
Schimvu.
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[209/0313] Viert. Kap. Folge der geiſtlichen Erbkaiſer, welche nach der Geburt ꝛc. Dai XLV Sioomu *) kam zum Regiment durch die Abdankung ſeiner Vorgaͤngerin, nach Synmu 1384, und nach Chriſti Geburt 724. Zuerſt reſidirte er zu Nara, von da er ſich nach Naniwa vier Jahr vor ſeinem Tode begab. Er ordnete die Nengo Sinki an, im erſten Jahr ſeines Reichs. Die japaniſchen Geſchichte melden, daß die See an den Kuͤſten Kuͤ fuͤnf Tage nach einander roth wie Blut ausgeſehn habe, worauf das folgende Jahr erſchrekliche Sturmwinde, große Duͤrre und Brandkorn, zufoͤrderſt in der Landſchaft Gokokf ſich zeigte, wodurch dann auch eine große Theurung und Hungersnoth hervorge- bracht wurde. Jn dem 13ten Jahre ſeiner Regierung waren die Kinderblattern in allen Theilen des Kaiſerthums ſehr toͤdtlich. Die japaniſchen Aerzte theilen die Kinderblattern in drei Arten ein; was wir eigentlich die Kinderpocken nennen, wird von ihnen Fooſo, die andre Art Faſika, welches die Maſern, die dritte Art aber Kare genant, wodurch die eitrigen Blattern verſtanden werden. Sie halten davor, daß ſehr viel in der Cur daran gelegen ſey, die Patienten, welche mit den Blattern befallen ſind, in rothes Tuch einzuwi- ckeln. Wann eins von des Kaiſers Kindern mit Blattern behaftet iſt, wird nicht allein das Gemach und Bette mit rothem Tuche uͤberzogen, ſondern es muͤſſen auch alle Perſonen, welche denen Patienten nahe kommen, in großen weiten Roͤcken von rother Farbe gekleidet, einhergehen. Die großen Pocken ſind in Japan auch nicht unbekant, und werden Namba- niaſſa, das iſt, portugieſiſche Krankheit genant. Jm 16ten Jahre ſeiner Regierung fiengen ſie an in Japan Numeries (Nonnenkloͤſter) zu bauen. Jm 20ten Jahre wurde der große Tempel Daibods gebauet. Sioomu regierte in allem 25 Jahr. Dai XLVI. Kooken **) ſeine Tochter ſuccedirte ihm ein Jahr nach Synmu 1409 und im Jahr nach Chriſti Geburt 749, am andern Tage des 7ten Monden. Ob ſie verheirathet geweſen oder nicht? iſt in meinen Quellen nicht zu finden geweſen. Mit ihrer Regierung fieng ſich die Nengo Tempe Seofo oder Fooſi an, welche acht Jahr dauerte bis an die Nengo Tempe Singo. Jm erſten Jahre ihrer Regierung wurde zuerſt Gold ausgegraben in Oſio und der Kaiſerin praͤſentirt; denn dieſes Metal war bisher aus China in Japan uͤberbracht worden. Jm 4ten Jahre ihrer Regierung bauete ſie den Tempel Toodaiſi, zufolge *) Bey Deguignes Sſijao-buͤ; ſineſiſch Schimvu. **) Nach Deguignes Kao-ken; ſineſiſch Hiao-kien. D d

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/313>, abgerufen am 27.11.2024.