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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Funft. K. Folge der geistl. Erbk. welche nach der Geburt Joritomo etc.
serthum China ohngefehr um das Jahr Christi 1270 erobert, und sandte diesen General,
um auf eben diese Art das Kaiserthum Japan unter sein Joch zu bringen. Allein dieser
Kriegszug fiel gar unglüklich aus, denn die Götter des Landes, als Beschützer des japani-
schen Kaiserthums, wenn man den japanischen Historikern glauben darf, wurden durch den
von den Tartaren bewiesenen Muthwillen so sehr erbittert, daß sie am ersten Tage des 7ten
Monden einen hestigen und erschreklichen Sturm erregten, welcher diese ganze unüberwind-
lich gehaltene Flotte, gänzlich zerstreuete. Mooko selbst kam in den Wellen um,
und nur wenige seiner Mannschaften hatten das Glük, ihr Leben mit der Flucht zu retten.
Von diesem Kriegszuge ist ein mehrers in der Reise des Marcus Paulus zu finden, wel-
cher edle Venetianer sich damals selbst in China aufhielt, und an dem Hofe des gemelde-
ten tatarischen Kaisers Sijsu eine Zeitlang zubrachte.*) Jm 10ten Jahre seiner Regie-

rung,
Tuli-Khan und Enkel des berühmten Ds hen-
gis-khan; der Stifter der mogolischen Dynastie
der Yüen, die über Sina von 1276 bis 1368
herschte. Er starb 1294. Bey Couplet heist Ku-
blai Khan Xicü und stirbt im 31sten Jahre des
67sten sinesischen Cyklus, welches mit dem Jahr
1294 zutrift.
*) [Spaltenumbruch]
Die bekanteste Ausgabe dieses berühmten
und ungemein schäzbaren Reisebeschreibers des
13ten Jahrhunderts ist diejenige, welche Andreas
Müller 1671 besorgt hat. Er liefert den Marco
Polo in derselben nach einer alten lateinischen
Uebersetzung (die zuerst allein und hernach in des
Hutichius Novo Orbe bekant gemacht war,) welche
er mit einer Handschrift der königlichen Bibliothek
in Berlin verglichen hatte. Man wuste aber längst,
daß der venetianische Reisebeschreiber in dieser al-
ten Uebersetzung -- und so auch in Müllers
Ausgabe -- sehr verstelt sey, und daß man den
wahren Marco Polo nirgend anders als in des
Ramusio Navigatione & Viaggi vol. 2. p. 50 &c.
suchen dürfe. Dieser nüzliche Samler hat daselbst
eine italiänische Uebersetzung aus den ältesten latei-
nischen Handschriften geliefert, in der Marco Polo
[Spaltenumbruch] ganz ein neues Ansehn gewint. Noch neuerlich
hat der berühmte Hr. Lessing an den vorzüg-
lichen Werth des Ramusio mit der ihm gewöhnli-
chen Energie wieder erinnert, und ihm neue Be-
stätigung aus einer lateinischen Handschrift gege-
ben, welche sich in der Bibliothek zu Wolfenbüt-
tel befindet. Nach den Proben, die Hr. Lessing
mittheilt, verlohnte es allerdings der Mühe, den
Marco Polo nach dieser Handschrift verbessert von
neuem herauszugeben. Nur müste derjenige, der
sich um diesen Schriftsteller noch einmal verdient
machen wolte, auch nicht die alte französische Ueber-
setzung desselben vergessen, die sich in der Biblio-
thek zu Bern befindet, und die der gelehrte Herr
Sinner schon vor einigen Jahren angezeigt hat.
Diese scheint von so vorzüglichem Werth zu seyn,
daß ich mich wundere, wie Hr. Lessing (der doch
sonst eben Nichts zu vergessen pflegt, was zur Sache
gehört) an dieselbe sich gar nicht erinnert hat.
Diese Uebersetzung ist schon 1307 gemacht aus
einer Handschrift, die Marco Polo einem Thybault
Seigneur de Cepoy
selbst gegeben hat, und die
la premiere Copie de son dit livre puis qu'il eut
fait
heist. Die Auszüge, welche Herr Sinner aus
den ersten 85 Kapiteln mittheilt, sind sehr erheb-
lich
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Funft. K. Folge der geiſtl. Erbk. welche nach der Geburt Joritomo ꝛc.
ſerthum China ohngefehr um das Jahr Chriſti 1270 erobert, und ſandte dieſen General,
um auf eben dieſe Art das Kaiſerthum Japan unter ſein Joch zu bringen. Allein dieſer
Kriegszug fiel gar ungluͤklich aus, denn die Goͤtter des Landes, als Beſchuͤtzer des japani-
ſchen Kaiſerthums, wenn man den japaniſchen Hiſtorikern glauben darf, wurden durch den
von den Tartaren bewieſenen Muthwillen ſo ſehr erbittert, daß ſie am erſten Tage des 7ten
Monden einen heſtigen und erſchreklichen Sturm erregten, welcher dieſe ganze unuͤberwind-
lich gehaltene Flotte, gaͤnzlich zerſtreuete. Mooko ſelbſt kam in den Wellen um,
und nur wenige ſeiner Mannſchaften hatten das Gluͤk, ihr Leben mit der Flucht zu retten.
Von dieſem Kriegszuge iſt ein mehrers in der Reiſe des Marcus Paulus zu finden, wel-
cher edle Venetianer ſich damals ſelbſt in China aufhielt, und an dem Hofe des gemelde-
ten tatariſchen Kaiſers Sijſu eine Zeitlang zubrachte.*) Jm 10ten Jahre ſeiner Regie-

rung,
Tuli-Khan und Enkel des beruͤhmten Dſ hen-
gis-khan; der Stifter der mogoliſchen Dynaſtie
der Yuͤen, die uͤber Sina von 1276 bis 1368
herſchte. Er ſtarb 1294. Bey Couplet heiſt Ku-
blai Khan Xicuͤ und ſtirbt im 31ſten Jahre des
67ſten ſineſiſchen Cyklus, welches mit dem Jahr
1294 zutrift.
*) [Spaltenumbruch]
Die bekanteſte Ausgabe dieſes beruͤhmten
und ungemein ſchaͤzbaren Reiſebeſchreibers des
13ten Jahrhunderts iſt diejenige, welche Andreas
Muͤller 1671 beſorgt hat. Er liefert den Marco
Polo in derſelben nach einer alten lateiniſchen
Ueberſetzung (die zuerſt allein und hernach in des
Hutichius Novo Orbe bekant gemacht war,) welche
er mit einer Handſchrift der koͤniglichen Bibliothek
in Berlin verglichen hatte. Man wuſte aber laͤngſt,
daß der venetianiſche Reiſebeſchreiber in dieſer al-
ten Ueberſetzung — und ſo auch in Muͤllers
Ausgabe — ſehr verſtelt ſey, und daß man den
wahren Marco Polo nirgend anders als in des
Ramuſio Navigatione & Viaggi vol. 2. p. 50 &c.
ſuchen duͤrfe. Dieſer nuͤzliche Samler hat daſelbſt
eine italiaͤniſche Ueberſetzung aus den aͤlteſten latei-
niſchen Handſchriften geliefert, in der Marco Polo
[Spaltenumbruch] ganz ein neues Anſehn gewint. Noch neuerlich
hat der beruͤhmte Hr. Leſſing an den vorzuͤg-
lichen Werth des Ramuſio mit der ihm gewoͤhnli-
chen Energie wieder erinnert, und ihm neue Be-
ſtaͤtigung aus einer lateiniſchen Handſchrift gege-
ben, welche ſich in der Bibliothek zu Wolfenbuͤt-
tel befindet. Nach den Proben, die Hr. Leſſing
mittheilt, verlohnte es allerdings der Muͤhe, den
Marco Polo nach dieſer Handſchrift verbeſſert von
neuem herauszugeben. Nur muͤſte derjenige, der
ſich um dieſen Schriftſteller noch einmal verdient
machen wolte, auch nicht die alte franzoͤſiſche Ueber-
ſetzung deſſelben vergeſſen, die ſich in der Biblio-
thek zu Bern befindet, und die der gelehrte Herr
Sinner ſchon vor einigen Jahren angezeigt hat.
Dieſe ſcheint von ſo vorzuͤglichem Werth zu ſeyn,
daß ich mich wundere, wie Hr. Leſſing (der doch
ſonſt eben Nichts zu vergeſſen pflegt, was zur Sache
gehoͤrt) an dieſelbe ſich gar nicht erinnert hat.
Dieſe Ueberſetzung iſt ſchon 1307 gemacht aus
einer Handſchrift, die Marco Polo einem Thybault
Seigneur de Cepoy
ſelbſt gegeben hat, und die
la premiere Copie de ſon dit livre puis qu’il eut
fait
heiſt. Die Auszuͤge, welche Herr Sinner aus
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lich
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[227/0331] Funft. K. Folge der geiſtl. Erbk. welche nach der Geburt Joritomo ꝛc. ſerthum China ohngefehr um das Jahr Chriſti 1270 erobert, und ſandte dieſen General, um auf eben dieſe Art das Kaiſerthum Japan unter ſein Joch zu bringen. Allein dieſer Kriegszug fiel gar ungluͤklich aus, denn die Goͤtter des Landes, als Beſchuͤtzer des japani- ſchen Kaiſerthums, wenn man den japaniſchen Hiſtorikern glauben darf, wurden durch den von den Tartaren bewieſenen Muthwillen ſo ſehr erbittert, daß ſie am erſten Tage des 7ten Monden einen heſtigen und erſchreklichen Sturm erregten, welcher dieſe ganze unuͤberwind- lich gehaltene Flotte, gaͤnzlich zerſtreuete. Mooko ſelbſt kam in den Wellen um, und nur wenige ſeiner Mannſchaften hatten das Gluͤk, ihr Leben mit der Flucht zu retten. Von dieſem Kriegszuge iſt ein mehrers in der Reiſe des Marcus Paulus zu finden, wel- cher edle Venetianer ſich damals ſelbſt in China aufhielt, und an dem Hofe des gemelde- ten tatariſchen Kaiſers Sijſu eine Zeitlang zubrachte. *) Jm 10ten Jahre ſeiner Regie- rung, †) *) Die bekanteſte Ausgabe dieſes beruͤhmten und ungemein ſchaͤzbaren Reiſebeſchreibers des 13ten Jahrhunderts iſt diejenige, welche Andreas Muͤller 1671 beſorgt hat. Er liefert den Marco Polo in derſelben nach einer alten lateiniſchen Ueberſetzung (die zuerſt allein und hernach in des Hutichius Novo Orbe bekant gemacht war,) welche er mit einer Handſchrift der koͤniglichen Bibliothek in Berlin verglichen hatte. Man wuſte aber laͤngſt, daß der venetianiſche Reiſebeſchreiber in dieſer al- ten Ueberſetzung — und ſo auch in Muͤllers Ausgabe — ſehr verſtelt ſey, und daß man den wahren Marco Polo nirgend anders als in des Ramuſio Navigatione & Viaggi vol. 2. p. 50 &c. ſuchen duͤrfe. Dieſer nuͤzliche Samler hat daſelbſt eine italiaͤniſche Ueberſetzung aus den aͤlteſten latei- niſchen Handſchriften geliefert, in der Marco Polo ganz ein neues Anſehn gewint. Noch neuerlich hat der beruͤhmte Hr. Leſſing an den vorzuͤg- lichen Werth des Ramuſio mit der ihm gewoͤhnli- chen Energie wieder erinnert, und ihm neue Be- ſtaͤtigung aus einer lateiniſchen Handſchrift gege- ben, welche ſich in der Bibliothek zu Wolfenbuͤt- tel befindet. Nach den Proben, die Hr. Leſſing mittheilt, verlohnte es allerdings der Muͤhe, den Marco Polo nach dieſer Handſchrift verbeſſert von neuem herauszugeben. Nur muͤſte derjenige, der ſich um dieſen Schriftſteller noch einmal verdient machen wolte, auch nicht die alte franzoͤſiſche Ueber- ſetzung deſſelben vergeſſen, die ſich in der Biblio- thek zu Bern befindet, und die der gelehrte Herr Sinner ſchon vor einigen Jahren angezeigt hat. Dieſe ſcheint von ſo vorzuͤglichem Werth zu ſeyn, daß ich mich wundere, wie Hr. Leſſing (der doch ſonſt eben Nichts zu vergeſſen pflegt, was zur Sache gehoͤrt) an dieſelbe ſich gar nicht erinnert hat. Dieſe Ueberſetzung iſt ſchon 1307 gemacht aus einer Handſchrift, die Marco Polo einem Thybault Seigneur de Cepoy ſelbſt gegeben hat, und die la premiere Copie de ſon dit livre puis qu’il eut fait heiſt. Die Auszuͤge, welche Herr Sinner aus den erſten 85 Kapiteln mittheilt, ſind ſehr erheb- lich †) Tuli-Khan und Enkel des beruͤhmten Dſ hen- gis-khan; der Stifter der mogoliſchen Dynaſtie der Yuͤen, die uͤber Sina von 1276 bis 1368 herſchte. Er ſtarb 1294. Bey Couplet heiſt Ku- blai Khan Xicuͤ und ſtirbt im 31ſten Jahre des 67ſten ſineſiſchen Cyklus, welches mit dem Jahr 1294 zutrift. F f 2

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/331>, abgerufen am 26.11.2024.