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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Fünft. K. Folge der geistl. Erbk. welche nach der Geburt Joritomo etc.
ten Fide Tsugi gegeben. Jm sechsten Jahr, welches war das Jahr Christi 1592, er-
klärte Taiko den Krieg wider die Coreer, und sandte eine zahlreiche Armee gegen dieselben
aus, unter dem Vorwand, daß er gesonnen sey, durch die Eroberung dieser Halbinsel, sich
den Weg zu der Eroberung des Kaiserthums China selbst zu bahnen. Dieser Krieg wäh-
rete sieben Jahr. Es hatte aber Taiko ein ganz ander Absehen. Denn er lies in aller
Eile und mit allem Ernste, während dieser Zeit, um seine kaiserliche Wohnung, nach
Anzahl seiner abwesenden Fürsten, so viel köstliche Palläste erbauen und wohl befestigen,
und demnächst seiner Fürsten Gemalinnen, Kinder und Anverwandten nebst ihren Leibbe-
dienten zu sich holen, und als Geißel fürstlicher Treue in die neu erbauten Palläste hineinse-
tzen; da indessen seine aus Corea wiederkommende Landesfürsten, auch wider Willen, glau-
ben musten, daß solches aus hoher kaiserlicher Gnade und Hulde gegen seine Fürsten und
deren Familie geschehen sey, da es doch in der That zu Verhütung aller Unruhe im Reiche,
und zu Befestigung seines Kaiserthums, geschehen war.

Jm siebenten Jahre der Regierung Gojosei starb Ookimatz, des Kaisers Groß-
vater und Vorgänger im Reiche. Jm eilften Jahre wurde Jejias, ein großer Favorit
oder Günstling des Taiko und sein Premierstaatsminister von dem Kaiser mit dem Titel
von Nai Dai Sin beehret. Desselbigen Jahrs am zwölften Tage des siebenten Monats
waren verschiedene heftige Erdbeben, deren Erschütterung mit einiger Abwech-
selung einen ganzen Monat fortdauerte. Um dieselbe Zeit regnete es Haare von vier bis
fünf Zol lang an verschiedenen Orten des Kaiserthums. Ein solches Phänomen wird oft
in dieser Geschichte erwähnt. Jm zwölften Jahr, welches war das Jahr nach Synmu
2255, nach Christi Geburt 1598, am 18ten Tage des achten Monats, nahm Fide Josi
den Namen Taiko an, welches einen großen Herrn bedeutet. Dieser große Monarch
starb aber noch dasselbige Jahr, am sechzehnten December unsrer Rechnung frühmorgens;
die weltliche Regierung seinem einigen Sohn Fide Jori hinterlassend, welchen er der
Sorge und Erziehung des Jejas überlies. Jm 14ten Jahre rebellirte Josiida Tsibba,
welcher eine hohe Bedienung an Fide Joris Hofe hatte, wieder den Kaiser. Die Re-
bellen aber wurden sogleich geschlagen, und ihr Haupt mit seinem ganzen Geschlechte aus-
gerottet. Jm 17ten Jahre wurde der Titel Sei Dai Seogun, welcher dem Krongene-
ral gehöret, an Jejas, den Viceroy, Oberhofmeister und Vormund des Erbprinzens
Fide Jori, Taikos' einzigen Sohns, verliehen. Dasselbe Jahr wurde auch Fide Jori
selbst mit dem Titel Nai Dai Sin, beehret. Jm 19ten Jahre wurde der Titel Sei
Dai Seogun
an Fide Tadda des Krongenerals Jejas Sohn gegeben. Dasselbige
Jahr begab sich ein recht ausserordentliches Wunder am 15ten Tage des 12ten Monats,
denn es kam in einer Nacht ein Berg hervor aus der See, nahe bei dem felsichten Eylan-

de
G g 3

Fuͤnft. K. Folge der geiſtl. Erbk. welche nach der Geburt Joritomo ꝛc.
ten Fide Tſugi gegeben. Jm ſechſten Jahr, welches war das Jahr Chriſti 1592, er-
klaͤrte Taiko den Krieg wider die Coreer, und ſandte eine zahlreiche Armee gegen dieſelben
aus, unter dem Vorwand, daß er geſonnen ſey, durch die Eroberung dieſer Halbinſel, ſich
den Weg zu der Eroberung des Kaiſerthums China ſelbſt zu bahnen. Dieſer Krieg waͤh-
rete ſieben Jahr. Es hatte aber Taiko ein ganz ander Abſehen. Denn er lies in aller
Eile und mit allem Ernſte, waͤhrend dieſer Zeit, um ſeine kaiſerliche Wohnung, nach
Anzahl ſeiner abweſenden Fuͤrſten, ſo viel koͤſtliche Pallaͤſte erbauen und wohl befeſtigen,
und demnaͤchſt ſeiner Fuͤrſten Gemalinnen, Kinder und Anverwandten nebſt ihren Leibbe-
dienten zu ſich holen, und als Geißel fuͤrſtlicher Treue in die neu erbauten Pallaͤſte hineinſe-
tzen; da indeſſen ſeine aus Corea wiederkommende Landesfuͤrſten, auch wider Willen, glau-
ben muſten, daß ſolches aus hoher kaiſerlicher Gnade und Hulde gegen ſeine Fuͤrſten und
deren Familie geſchehen ſey, da es doch in der That zu Verhuͤtung aller Unruhe im Reiche,
und zu Befeſtigung ſeines Kaiſerthums, geſchehen war.

Jm ſiebenten Jahre der Regierung Gojoſei ſtarb Ookimatz, des Kaiſers Groß-
vater und Vorgaͤnger im Reiche. Jm eilften Jahre wurde Jejias, ein großer Favorit
oder Guͤnſtling des Taiko und ſein Premierſtaatsminiſter von dem Kaiſer mit dem Titel
von Nai Dai Sin beehret. Deſſelbigen Jahrs am zwoͤlften Tage des ſiebenten Monats
waren verſchiedene heftige Erdbeben, deren Erſchuͤtterung mit einiger Abwech-
ſelung einen ganzen Monat fortdauerte. Um dieſelbe Zeit regnete es Haare von vier bis
fuͤnf Zol lang an verſchiedenen Orten des Kaiſerthums. Ein ſolches Phaͤnomen wird oft
in dieſer Geſchichte erwaͤhnt. Jm zwoͤlften Jahr, welches war das Jahr nach Synmu
2255, nach Chriſti Geburt 1598, am 18ten Tage des achten Monats, nahm Fide Joſi
den Namen Taiko an, welches einen großen Herrn bedeutet. Dieſer große Monarch
ſtarb aber noch daſſelbige Jahr, am ſechzehnten December unſrer Rechnung fruͤhmorgens;
die weltliche Regierung ſeinem einigen Sohn Fide Jori hinterlaſſend, welchen er der
Sorge und Erziehung des Jejas uͤberlies. Jm 14ten Jahre rebellirte Joſiida Tſibba,
welcher eine hohe Bedienung an Fide Joris Hofe hatte, wieder den Kaiſer. Die Re-
bellen aber wurden ſogleich geſchlagen, und ihr Haupt mit ſeinem ganzen Geſchlechte aus-
gerottet. Jm 17ten Jahre wurde der Titel Sei Dai Seogun, welcher dem Krongene-
ral gehoͤret, an Jejas, den Viceroy, Oberhofmeiſter und Vormund des Erbprinzens
Fide Jori, Taikos’ einzigen Sohns, verliehen. Daſſelbe Jahr wurde auch Fide Jori
ſelbſt mit dem Titel Nai Dai Sin, beehret. Jm 19ten Jahre wurde der Titel Sei
Dai Seogun
an Fide Tadda des Krongenerals Jejas Sohn gegeben. Daſſelbige
Jahr begab ſich ein recht auſſerordentliches Wunder am 15ten Tage des 12ten Monats,
denn es kam in einer Nacht ein Berg hervor aus der See, nahe bei dem felſichten Eylan-

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[237/0341] Fuͤnft. K. Folge der geiſtl. Erbk. welche nach der Geburt Joritomo ꝛc. ten Fide Tſugi gegeben. Jm ſechſten Jahr, welches war das Jahr Chriſti 1592, er- klaͤrte Taiko den Krieg wider die Coreer, und ſandte eine zahlreiche Armee gegen dieſelben aus, unter dem Vorwand, daß er geſonnen ſey, durch die Eroberung dieſer Halbinſel, ſich den Weg zu der Eroberung des Kaiſerthums China ſelbſt zu bahnen. Dieſer Krieg waͤh- rete ſieben Jahr. Es hatte aber Taiko ein ganz ander Abſehen. Denn er lies in aller Eile und mit allem Ernſte, waͤhrend dieſer Zeit, um ſeine kaiſerliche Wohnung, nach Anzahl ſeiner abweſenden Fuͤrſten, ſo viel koͤſtliche Pallaͤſte erbauen und wohl befeſtigen, und demnaͤchſt ſeiner Fuͤrſten Gemalinnen, Kinder und Anverwandten nebſt ihren Leibbe- dienten zu ſich holen, und als Geißel fuͤrſtlicher Treue in die neu erbauten Pallaͤſte hineinſe- tzen; da indeſſen ſeine aus Corea wiederkommende Landesfuͤrſten, auch wider Willen, glau- ben muſten, daß ſolches aus hoher kaiſerlicher Gnade und Hulde gegen ſeine Fuͤrſten und deren Familie geſchehen ſey, da es doch in der That zu Verhuͤtung aller Unruhe im Reiche, und zu Befeſtigung ſeines Kaiſerthums, geſchehen war. Jm ſiebenten Jahre der Regierung Gojoſei ſtarb Ookimatz, des Kaiſers Groß- vater und Vorgaͤnger im Reiche. Jm eilften Jahre wurde Jejias, ein großer Favorit oder Guͤnſtling des Taiko und ſein Premierſtaatsminiſter von dem Kaiſer mit dem Titel von Nai Dai Sin beehret. Deſſelbigen Jahrs am zwoͤlften Tage des ſiebenten Monats waren verſchiedene heftige Erdbeben, deren Erſchuͤtterung mit einiger Abwech- ſelung einen ganzen Monat fortdauerte. Um dieſelbe Zeit regnete es Haare von vier bis fuͤnf Zol lang an verſchiedenen Orten des Kaiſerthums. Ein ſolches Phaͤnomen wird oft in dieſer Geſchichte erwaͤhnt. Jm zwoͤlften Jahr, welches war das Jahr nach Synmu 2255, nach Chriſti Geburt 1598, am 18ten Tage des achten Monats, nahm Fide Joſi den Namen Taiko an, welches einen großen Herrn bedeutet. Dieſer große Monarch ſtarb aber noch daſſelbige Jahr, am ſechzehnten December unſrer Rechnung fruͤhmorgens; die weltliche Regierung ſeinem einigen Sohn Fide Jori hinterlaſſend, welchen er der Sorge und Erziehung des Jejas uͤberlies. Jm 14ten Jahre rebellirte Joſiida Tſibba, welcher eine hohe Bedienung an Fide Joris Hofe hatte, wieder den Kaiſer. Die Re- bellen aber wurden ſogleich geſchlagen, und ihr Haupt mit ſeinem ganzen Geſchlechte aus- gerottet. Jm 17ten Jahre wurde der Titel Sei Dai Seogun, welcher dem Krongene- ral gehoͤret, an Jejas, den Viceroy, Oberhofmeiſter und Vormund des Erbprinzens Fide Jori, Taikos’ einzigen Sohns, verliehen. Daſſelbe Jahr wurde auch Fide Jori ſelbſt mit dem Titel Nai Dai Sin, beehret. Jm 19ten Jahre wurde der Titel Sei Dai Seogun an Fide Tadda des Krongenerals Jejas Sohn gegeben. Daſſelbige Jahr begab ſich ein recht auſſerordentliches Wunder am 15ten Tage des 12ten Monats, denn es kam in einer Nacht ein Berg hervor aus der See, nahe bei dem felſichten Eylan- de G g 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/341>, abgerufen am 25.11.2024.