Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Einleitung des Herausgebers. gen und der Mann, der vielleicht die meisten Schriftsteller gegeneinander gewogen hat --der Herr von Haller, -- unserm Kämpfer keinen Reisebeschreiber vorsetzen wil.*) Man mus diese Gattung von Schriftstellern etwas genauer aus eignem kritischen Mit lichtvolster Deutlichkeit stelt Kämpfer seinem Leser alles dar, was er beobach- nieder- *) [Spaltenumbruch]
Nulli peregrinatorum secundum nent ihn der große Mann und sezt hinzu: Immensam pulcher- rimarum adnotationum vim in eo itinere collegit, [Spaltenumbruch] ipse delineandi peritus, ad omnem laborem impi- ger, neque sibi parcens, quoties veri detegendi spes erat. V. Bibliotheca Botanica T. 2, p. 23. Einleitung des Herausgebers. gen und der Mann, der vielleicht die meiſten Schriftſteller gegeneinander gewogen hat —der Herr von Haller, — unſerm Kaͤmpfer keinen Reiſebeſchreiber vorſetzen wil.*) Man mus dieſe Gattung von Schriftſtellern etwas genauer aus eignem kritiſchen Mit lichtvolſter Deutlichkeit ſtelt Kaͤmpfer ſeinem Leſer alles dar, was er beobach- nieder- *) [Spaltenumbruch]
Nulli peregrinatorum ſecundum nent ihn der große Mann und ſezt hinzu: Immenſam pulcher- rimarum adnotationum vim in eo itinere collegit, [Spaltenumbruch] ipſe delineandi peritus, ad omnem laborem impi- ger, neque ſibi parcens, quoties veri detegendi ſpes erat. V. Bibliotheca Botanica T. 2, p. 23. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="XXXI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung des Herausgebers.</hi></fw><lb/> gen und der Mann, der vielleicht die meiſten Schriftſteller gegeneinander gewogen hat —<lb/> der <hi rendition="#fr">Herr von Haller,</hi> — unſerm Kaͤmpfer keinen Reiſebeſchreiber vorſetzen wil.<note place="foot" n="*)"><cb/><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nulli peregrinatorum ſecundum</hi></hi> nent ihn der<lb/> große Mann und ſezt hinzu: <hi rendition="#aq">Immenſam pulcher-<lb/> rimarum adnotationum vim in eo itinere collegit,<lb/><cb/> ipſe delineandi peritus, ad omnem laborem impi-<lb/> ger, neque ſibi parcens, quoties veri detegendi<lb/> ſpes erat. V. Bibliotheca Botanica T. 2, p. 23.</hi></note></p><lb/> <p>Man mus dieſe Gattung von Schriftſtellern etwas genauer aus eignem kritiſchen<lb/> Gebrauch kennen, wenn man <hi rendition="#fr">Kaͤmpfers</hi> Verdienſt ganz ſchaͤtzen wil. Man mus es wiſ-<lb/> ſen, mit welch einer Jgnoranz manche ihre Reiſen (deren Beſchreibung ſie doch hernach<lb/> dem Publikum vorlegen) antreten, und dann <hi rendition="#fr">Kaͤmpfern</hi> dagegen halten, der ſeine Rei-<lb/> ſen ſo wohl vorbereitet antrat, und es in Wiſſenſchaften und Sprachen, die auch bey den Ge-<lb/> lehrten ſeiner Zeit ſelten waren, ſo weit gebracht hatte. Man mus es wiſſen, mit wie<lb/> gutherziger Leichtglaͤubigkeit ſich manche Reiſende hintergehen laſſen, und welche Sucht<lb/> andre haben neue Maͤhren zu erzaͤhlen, um ihre Landsleute zum Staunen — uͤber die<lb/> Dinge, die nicht ſind — zu bringen; — um den Mann recht zu verehren, der mit der<lb/> aͤußerſten Sorgfalt ſeine Berichte einzog, ſeine Zeugen wohl abwog, nirgend das <hi rendition="#fr">Wun-<lb/> derbare,</hi> immer das <hi rendition="#fr">Natuͤrliche</hi> ſuchte. Man kan <hi rendition="#fr">Kaͤmpfer</hi> nicht leſen, ohne ſich uͤber-<lb/> zeugt zu fuͤhlen, daß er der gewiſſenhafteſte Freund der Warheit war; und ohne uͤber den<lb/> ſcharfen Blik und die Genauigkeit zu erſtaunen, mit der er Alles bis ins kleinſte Detail<lb/> (nach ſeinem eignen Ausdruk) <hi rendition="#fr">beaͤugte.</hi></p><lb/> <p>Mit lichtvolſter Deutlichkeit ſtelt <hi rendition="#fr">Kaͤmpfer</hi> ſeinem Leſer alles dar, was er beobach-<lb/> tete, und laͤſt ihn Alles bis auf Kleinigkeiten bemerken. Wenn es auf Unterſuchung der<lb/> Gruͤnde und Urſachen gewiſſer Dinge ankoͤmt, ſo zeigt <hi rendition="#fr">Kaͤmpfer</hi> einen großen Scharfſin,<lb/> der mit einer vorzuͤglichen ſtarken Doſis von geſunder Vernunft verſezt iſt. Sehr oft habe<lb/> ich es bewundert, wie richtig der trefliche Mann von beiden geleitet wurde. Sein lateini-<lb/> ſcher Styl iſt ſo gut, daß ſogar eine Sage entſtanden iſt, Graͤvius habe Kaͤmpfers Hand-<lb/> ſchriften ins Lateiniſche uͤberſezt. Jch weis nicht, woher dieſe Behauptung entſtanden iſt; ſie<lb/> thut aber, wie ich gewis glaube, Kaͤmpfern Unrecht, denn es iſt nicht wahrſcheinlich, daß<lb/> Kaͤmpfer ſich ſchon 1694, wie er in Holland war, und den <hi rendition="#fr">Graͤvius</hi> (wie ich aus ſeinem<lb/> Stambuche weis) freilich kennen lernte, von ihm ſeine <hi rendition="#aq">Amoenitates exoticas</hi> (um nur<lb/> dieſe zu nennen) habe uͤberſetzen laſſen, da er ſie erſt 18 Jahre nachher herausgab. Noch un-<lb/> wahrſcheinlicher aber iſt es, daß <hi rendition="#fr">Kaͤmpfer</hi> alle ſeine Schriften nachher zur Ueberſetzung<lb/> dem <hi rendition="#fr">Graͤvius</hi> zugeſchikt haͤtte, da auch die <hi rendition="#fr">Vorrede</hi> der <hi rendition="#aq">Amoenitatum</hi> (die er ſich doch<lb/> ſchwerlich wird haben machen laſſen) von gleichem Styl mit dem Werke ſelbſt iſt. Kaͤm-<lb/> pfer hat auch auf ſeinen Reiſen ſchon einen großen Theil ſeiner Beobachtungen lateiniſch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nieder-</fw><lb/></p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [XXXI/0035]
Einleitung des Herausgebers.
gen und der Mann, der vielleicht die meiſten Schriftſteller gegeneinander gewogen hat —
der Herr von Haller, — unſerm Kaͤmpfer keinen Reiſebeſchreiber vorſetzen wil. *)
Man mus dieſe Gattung von Schriftſtellern etwas genauer aus eignem kritiſchen
Gebrauch kennen, wenn man Kaͤmpfers Verdienſt ganz ſchaͤtzen wil. Man mus es wiſ-
ſen, mit welch einer Jgnoranz manche ihre Reiſen (deren Beſchreibung ſie doch hernach
dem Publikum vorlegen) antreten, und dann Kaͤmpfern dagegen halten, der ſeine Rei-
ſen ſo wohl vorbereitet antrat, und es in Wiſſenſchaften und Sprachen, die auch bey den Ge-
lehrten ſeiner Zeit ſelten waren, ſo weit gebracht hatte. Man mus es wiſſen, mit wie
gutherziger Leichtglaͤubigkeit ſich manche Reiſende hintergehen laſſen, und welche Sucht
andre haben neue Maͤhren zu erzaͤhlen, um ihre Landsleute zum Staunen — uͤber die
Dinge, die nicht ſind — zu bringen; — um den Mann recht zu verehren, der mit der
aͤußerſten Sorgfalt ſeine Berichte einzog, ſeine Zeugen wohl abwog, nirgend das Wun-
derbare, immer das Natuͤrliche ſuchte. Man kan Kaͤmpfer nicht leſen, ohne ſich uͤber-
zeugt zu fuͤhlen, daß er der gewiſſenhafteſte Freund der Warheit war; und ohne uͤber den
ſcharfen Blik und die Genauigkeit zu erſtaunen, mit der er Alles bis ins kleinſte Detail
(nach ſeinem eignen Ausdruk) beaͤugte.
Mit lichtvolſter Deutlichkeit ſtelt Kaͤmpfer ſeinem Leſer alles dar, was er beobach-
tete, und laͤſt ihn Alles bis auf Kleinigkeiten bemerken. Wenn es auf Unterſuchung der
Gruͤnde und Urſachen gewiſſer Dinge ankoͤmt, ſo zeigt Kaͤmpfer einen großen Scharfſin,
der mit einer vorzuͤglichen ſtarken Doſis von geſunder Vernunft verſezt iſt. Sehr oft habe
ich es bewundert, wie richtig der trefliche Mann von beiden geleitet wurde. Sein lateini-
ſcher Styl iſt ſo gut, daß ſogar eine Sage entſtanden iſt, Graͤvius habe Kaͤmpfers Hand-
ſchriften ins Lateiniſche uͤberſezt. Jch weis nicht, woher dieſe Behauptung entſtanden iſt; ſie
thut aber, wie ich gewis glaube, Kaͤmpfern Unrecht, denn es iſt nicht wahrſcheinlich, daß
Kaͤmpfer ſich ſchon 1694, wie er in Holland war, und den Graͤvius (wie ich aus ſeinem
Stambuche weis) freilich kennen lernte, von ihm ſeine Amoenitates exoticas (um nur
dieſe zu nennen) habe uͤberſetzen laſſen, da er ſie erſt 18 Jahre nachher herausgab. Noch un-
wahrſcheinlicher aber iſt es, daß Kaͤmpfer alle ſeine Schriften nachher zur Ueberſetzung
dem Graͤvius zugeſchikt haͤtte, da auch die Vorrede der Amoenitatum (die er ſich doch
ſchwerlich wird haben machen laſſen) von gleichem Styl mit dem Werke ſelbſt iſt. Kaͤm-
pfer hat auch auf ſeinen Reiſen ſchon einen großen Theil ſeiner Beobachtungen lateiniſch
nieder-
*)
Nulli peregrinatorum ſecundum nent ihn der
große Mann und ſezt hinzu: Immenſam pulcher-
rimarum adnotationum vim in eo itinere collegit,
ipſe delineandi peritus, ad omnem laborem impi-
ger, neque ſibi parcens, quoties veri detegendi
ſpes erat. V. Bibliotheca Botanica T. 2, p. 23.
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