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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Viert. K. Von der Sanga oder der heiligen Walfart nach Jsje.
abgesandt. Es sind hiezu eigne Emissarien bestelt, die ihre Reise allemal so einrichten,
daß sie in den vornehmsten Orten um die Zeit des Songuatz d. i. des Neujahrfestes an-
langen. Denn da dies das Fest der feierlichsten Reinigung ist, so findet diese Reinigungs-
ware alsdenn gerade den besten und geschwindesten Absaz. Sie pflegen alsdan auch neue
Kalender mitzubringen, die nur der Mikaddo machen und nur im Jsie abdrucken läst. Vor
beide Stücke (ein Ofarrai und Almanach) pflegt man ein Maas oder Jtzebo zu bezahlen; zu-
weilen auch wohl etwas mehr, nach jedes Vermögen und Belieben. Wer diese Waaren
einmal annimt, wird jährlich damit beladen, und bekömt folgendes Jahr wiederum drei
Dinge, nemlich: 1) Einen Empfangschein oder Dankcompliment an den Käufer; 2) ein
neues Offarrai; 3) einen neuen Kalender. Auch wenn er reichlich giebt und die Ueber-
bringer beschenkt, erhält er auch noch eine Sakkantge d. i. eine hölzerne gefirniste
Trinkschaale.

Die Jnschrift Dai Singu hat jederman in seinem Hause aufgestelt oder ange-
klebt. Die Jkosju aber wollen nicht so gern dran, sondern lassen sich mit der Jnschrift
des Amida begnügen. Diese Jkosju lassen nicht gern andre Götzen bey ihrer Andacht zu,
da sie vorgeben, daß der einzige Amida völlig genug und hinlänglich sey, und man mehrerer
Götter nicht bedürfe.

Folgende Nachrichten von dem gegenwärtigen Zustande und der Lage der Tempel
zu Jsje sind aus dem Jtznobe, einem japanischen Autor, genommen. Es giebt besonders
zwei dieser Tempel zu Jsje, die etwa zwölf Straßen lang von einander entfernt sind. Sie
haben keine Gum oder Glocken, sind beide schlecht, nicht hoch, ohne die geringste Ver-
letzung der Haut*) erbauet, und mit Heu bedekt. Der innere Plaz, auf dem die Can-
nusj
sitzen zur Ehre des Tensjo Daisin, als Tempelbediente, ist etwa sechs Matten weit.
Hinter diesen beiden Kapellen oder Faiden d. i. Reverenzhäusern ist auf einem etwas höherm
Grunde die kleine ächte und wahre Kapelle des Gottes angelegt d. i. Fongu. Diese ist mit
Absicht etwas höher angelegt, wie die andern Tempel, eben so wie der des Suwa inTab.
XVIII.

Nangasacki. Jch liefre eine Abbildung dieser Tempel zu Jsje auf der achtzehnten Tafel,
die ich von einer japanischen Zeichnung kopirt habe. Jm Jnneren sind diese Tempel nur
mit Spiegeln und zerschnittenem weißen Papier behangen.

Die erste Mia heist Geku. Sie hat viele Cannusj und 80 Massia oder gerin-
gere Kapellen (deren Götter von geringerm Ansehn und Würde sind,) um sich herum. Jede
dieser Kapellen ist vier Matten groß, und mit einem Cannusj-Hüter und Almoseneinneh-

mer
*) [Spaltenumbruch]
Nemlich die Arbeiter haben sich auf keine
Art bey Erbauung dieser heiligen Gebäude
[Spaltenumbruch] verlezt.
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Viert. K. Von der Sanga oder der heiligen Walfart nach Jsje.
abgeſandt. Es ſind hiezu eigne Emiſſarien beſtelt, die ihre Reiſe allemal ſo einrichten,
daß ſie in den vornehmſten Orten um die Zeit des Songuatz d. i. des Neujahrfeſtes an-
langen. Denn da dies das Feſt der feierlichſten Reinigung iſt, ſo findet dieſe Reinigungs-
ware alsdenn gerade den beſten und geſchwindeſten Abſaz. Sie pflegen alsdan auch neue
Kalender mitzubringen, die nur der Mikaddo machen und nur im Jſie abdrucken laͤſt. Vor
beide Stuͤcke (ein Ofarrai und Almanach) pflegt man ein Maas oder Jtzebo zu bezahlen; zu-
weilen auch wohl etwas mehr, nach jedes Vermoͤgen und Belieben. Wer dieſe Waaren
einmal annimt, wird jaͤhrlich damit beladen, und bekoͤmt folgendes Jahr wiederum drei
Dinge, nemlich: 1) Einen Empfangſchein oder Dankcompliment an den Kaͤufer; 2) ein
neues Offarrai; 3) einen neuen Kalender. Auch wenn er reichlich giebt und die Ueber-
bringer beſchenkt, erhaͤlt er auch noch eine Sakkantge d. i. eine hoͤlzerne gefirniſte
Trinkſchaale.

Die Jnſchrift Dai Singu hat jederman in ſeinem Hauſe aufgeſtelt oder ange-
klebt. Die Jkosju aber wollen nicht ſo gern dran, ſondern laſſen ſich mit der Jnſchrift
des Amida begnuͤgen. Dieſe Jkosju laſſen nicht gern andre Goͤtzen bey ihrer Andacht zu,
da ſie vorgeben, daß der einzige Amida voͤllig genug und hinlaͤnglich ſey, und man mehrerer
Goͤtter nicht beduͤrfe.

Folgende Nachrichten von dem gegenwaͤrtigen Zuſtande und der Lage der Tempel
zu Jsje ſind aus dem Jtznobe, einem japaniſchen Autor, genommen. Es giebt beſonders
zwei dieſer Tempel zu Jsje, die etwa zwoͤlf Straßen lang von einander entfernt ſind. Sie
haben keine Gum oder Glocken, ſind beide ſchlecht, nicht hoch, ohne die geringſte Ver-
letzung der Haut*) erbauet, und mit Heu bedekt. Der innere Plaz, auf dem die Can-
nuſj
ſitzen zur Ehre des Tenſjo Daiſin, als Tempelbediente, iſt etwa ſechs Matten weit.
Hinter dieſen beiden Kapellen oder Faiden d. i. Reverenzhaͤuſern iſt auf einem etwas hoͤherm
Grunde die kleine aͤchte und wahre Kapelle des Gottes angelegt d. i. Fongu. Dieſe iſt mit
Abſicht etwas hoͤher angelegt, wie die andern Tempel, eben ſo wie der des Suwa inTab.
XVIII.

Nangaſacki. Jch liefre eine Abbildung dieſer Tempel zu Jsje auf der achtzehnten Tafel,
die ich von einer japaniſchen Zeichnung kopirt habe. Jm Jnneren ſind dieſe Tempel nur
mit Spiegeln und zerſchnittenem weißen Papier behangen.

Die erſte Mia heiſt Geku. Sie hat viele Cannuſj und 80 Maſſia oder gerin-
gere Kapellen (deren Goͤtter von geringerm Anſehn und Wuͤrde ſind,) um ſich herum. Jede
dieſer Kapellen iſt vier Matten groß, und mit einem Cannuſj-Huͤter und Almoſeneinneh-

mer
*) [Spaltenumbruch]
Nemlich die Arbeiter haben ſich auf keine
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[283/0389] Viert. K. Von der Sanga oder der heiligen Walfart nach Jsje. abgeſandt. Es ſind hiezu eigne Emiſſarien beſtelt, die ihre Reiſe allemal ſo einrichten, daß ſie in den vornehmſten Orten um die Zeit des Songuatz d. i. des Neujahrfeſtes an- langen. Denn da dies das Feſt der feierlichſten Reinigung iſt, ſo findet dieſe Reinigungs- ware alsdenn gerade den beſten und geſchwindeſten Abſaz. Sie pflegen alsdan auch neue Kalender mitzubringen, die nur der Mikaddo machen und nur im Jſie abdrucken laͤſt. Vor beide Stuͤcke (ein Ofarrai und Almanach) pflegt man ein Maas oder Jtzebo zu bezahlen; zu- weilen auch wohl etwas mehr, nach jedes Vermoͤgen und Belieben. Wer dieſe Waaren einmal annimt, wird jaͤhrlich damit beladen, und bekoͤmt folgendes Jahr wiederum drei Dinge, nemlich: 1) Einen Empfangſchein oder Dankcompliment an den Kaͤufer; 2) ein neues Offarrai; 3) einen neuen Kalender. Auch wenn er reichlich giebt und die Ueber- bringer beſchenkt, erhaͤlt er auch noch eine Sakkantge d. i. eine hoͤlzerne gefirniſte Trinkſchaale. Die Jnſchrift Dai Singu hat jederman in ſeinem Hauſe aufgeſtelt oder ange- klebt. Die Jkosju aber wollen nicht ſo gern dran, ſondern laſſen ſich mit der Jnſchrift des Amida begnuͤgen. Dieſe Jkosju laſſen nicht gern andre Goͤtzen bey ihrer Andacht zu, da ſie vorgeben, daß der einzige Amida voͤllig genug und hinlaͤnglich ſey, und man mehrerer Goͤtter nicht beduͤrfe. Folgende Nachrichten von dem gegenwaͤrtigen Zuſtande und der Lage der Tempel zu Jsje ſind aus dem Jtznobe, einem japaniſchen Autor, genommen. Es giebt beſonders zwei dieſer Tempel zu Jsje, die etwa zwoͤlf Straßen lang von einander entfernt ſind. Sie haben keine Gum oder Glocken, ſind beide ſchlecht, nicht hoch, ohne die geringſte Ver- letzung der Haut *) erbauet, und mit Heu bedekt. Der innere Plaz, auf dem die Can- nuſj ſitzen zur Ehre des Tenſjo Daiſin, als Tempelbediente, iſt etwa ſechs Matten weit. Hinter dieſen beiden Kapellen oder Faiden d. i. Reverenzhaͤuſern iſt auf einem etwas hoͤherm Grunde die kleine aͤchte und wahre Kapelle des Gottes angelegt d. i. Fongu. Dieſe iſt mit Abſicht etwas hoͤher angelegt, wie die andern Tempel, eben ſo wie der des Suwa in Nangaſacki. Jch liefre eine Abbildung dieſer Tempel zu Jsje auf der achtzehnten Tafel, die ich von einer japaniſchen Zeichnung kopirt habe. Jm Jnneren ſind dieſe Tempel nur mit Spiegeln und zerſchnittenem weißen Papier behangen. Tab. XVIII. Die erſte Mia heiſt Geku. Sie hat viele Cannuſj und 80 Maſſia oder gerin- gere Kapellen (deren Goͤtter von geringerm Anſehn und Wuͤrde ſind,) um ſich herum. Jede dieſer Kapellen iſt vier Matten groß, und mit einem Cannuſj-Huͤter und Almoſeneinneh- mer *) Nemlich die Arbeiter haben ſich auf keine Art bey Erbauung dieſer heiligen Gebaͤude verlezt. N n 2

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/389>, abgerufen am 24.11.2024.