Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Fünftes Kapitel. Von den Jammabos oder Bergpriestern und andern religiösen Orden. Die abergläubischen Japaner haben eben soviel Neigung religiöse Gelübde zu thun, Jammabo heist, (welches aber durch den Charakter dieses Worts nicht ganz aus- Mia's *) [Spaltenumbruch]
Die englische Uebersetzung sagt hier viel wortreicher: "Die das Zeitliche verlassen um des Geistlichen und Ewigen willen, die ein bequemes und glükliches Leben für ein hartes und beschwer- [Spaltenumbruch] liches, Vergnügen für Schmerzen eintauschen wol- len." So weitläuftig paraphrasirt Scheuchzer meistens Kämpfers kurzen Geschichtston. N n 3
Fuͤnftes Kapitel. Von den Jammabos oder Bergprieſtern und andern religioͤſen Orden. Die aberglaͤubiſchen Japaner haben eben ſoviel Neigung religioͤſe Geluͤbde zu thun, Jammabo heiſt, (welches aber durch den Charakter dieſes Worts nicht ganz aus- Mia’s *) [Spaltenumbruch]
Die engliſche Ueberſetzung ſagt hier viel wortreicher: „Die das Zeitliche verlaſſen um des Geiſtlichen und Ewigen willen, die ein bequemes und gluͤkliches Leben fuͤr ein hartes und beſchwer- [Spaltenumbruch] liches, Vergnuͤgen fuͤr Schmerzen eintauſchen wol- len.‟ So weitlaͤuftig paraphraſirt Scheuchzer meiſtens Kaͤmpfers kurzen Geſchichtston. N n 3
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Fuͤnftes Kapitel.
Von den Jammabos oder Bergprieſtern und andern
religioͤſen Orden.
Die aberglaͤubiſchen Japaner haben eben ſoviel Neigung religioͤſe Geluͤbde zu thun,
als nach heiligen Orten zu walfarten. Diejenigen, welche eine ſchnelle ungehin-
derte Ueberfart nach den himliſchen Feldern oder einen beſondern Vorzug in denſelben zu er-
halten wuͤnſchen, thun Geluͤbde, wodurch ſie ſich in den Orden gewiſſer Einſiedler begeben,
die in der Landesſprache Jammabos heißen. Andre, die gewiſſe beſondre Anliegen haben,
ſuchen ſich dadurch eines guten Ausgangs zu verſichern, daß ſie ſich durch ein Geluͤbde ge-
wiſſe Bußen und Poͤnitenzen oder fuͤr eine feſtgeſezte Zeit gewiſſe Beſuchungen von Tempeln
auflegen.
Jammabo heiſt, (welches aber durch den Charakter dieſes Worts nicht ganz aus-
gedruͤkt wird,) ein Bergſoldate. Dieſer Name koͤmt daher, weil dieſe Art Prieſter nach
der urſpruͤnglichen Stiftung verbunden iſt, im noͤthigen Fal fuͤr die vaͤterlichen Goͤtter und
Laͤnder zu ſtreiten. Sie ſind eigentlich devote Eremiten, die um des Ewigen willen dies
zeitliche Wohlleben verachten, *) und beſonders ihren Leib mit Erſteigung heiliger Berge und
oftmaligem Abwaſchen in kaltem Waſſer kaſteien. Die Reichen unter dieſen Moͤnchen
wohnen in eignen Haͤuſern; die Armen kreuzen und betteln auf den Wegen herum, beſon-
ders in der Landſchaft Syriga und in der Gegend des hohen Bergs Fuſi, welchen ſie alle-
mal im ſechſten Monat, zur Poͤnitenz, erſteigen. Andre laſſen ſich zur Bedienung der
Mia’s
*)
Die engliſche Ueberſetzung ſagt hier viel
wortreicher: „Die das Zeitliche verlaſſen um des
Geiſtlichen und Ewigen willen, die ein bequemes
und gluͤkliches Leben fuͤr ein hartes und beſchwer-
liches, Vergnuͤgen fuͤr Schmerzen eintauſchen wol-
len.‟ So weitlaͤuftig paraphraſirt Scheuchzer
meiſtens Kaͤmpfers kurzen Geſchichtston.
N n 3
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