Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Fünft. Kap. Von den Jammabos oder Bergpriestern etc. Der Jammabo verfertigt alsdann aus diesem Papier Pillen, von denen der Pa- Die Entdeckung der Schuld oder Unschuld solcher Personen, die im Verdacht ei- Das Trinken von Khumano no goo ist ein Beweis der Unschuld und auch das Die Jammabos können noch viel mehr Dinge mit diesem wunderbaren Papier machen. der O o
Fuͤnft. Kap. Von den Jammabos oder Bergprieſtern ꝛc. Der Jammabo verfertigt alsdann aus dieſem Papier Pillen, von denen der Pa- Die Entdeckung der Schuld oder Unſchuld ſolcher Perſonen, die im Verdacht ei- Das Trinken von Khumano no goo iſt ein Beweis der Unſchuld und auch das Die Jammabos koͤnnen noch viel mehr Dinge mit dieſem wunderbaren Papier machen. der O o
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Fuͤnft. Kap. Von den Jammabos oder Bergprieſtern ꝛc.
Der Jammabo verfertigt alsdann aus dieſem Papier Pillen, von denen der Pa-
tient alle Morgen eine niederſchlucken und Waſſer dazu trinken mus, welches aber gleich-
fals mit gewiſſen geheimnisvollen Ceremonien und gegen die Weltgegend gewandt, die der
Prieſter angiebt, mus geſchoͤpft werden. Dieſe Charakterenpillen heißen Goof. Jn
jeder Krankheit mus noch auf beſondre Art verfahren werden. Selten nimt man zu dieſem
geheimnisvollen Mittel ſeine Zuflucht, außer in den allergefaͤhrlichſten Krankheiten, wenn
ſchon alle Hofnung von natuͤrlichen Mitteln aufgegeben iſt.
Die Entdeckung der Schuld oder Unſchuld ſolcher Perſonen, die im Verdacht ei-
nes Verbrechens ſind, geſchieht theils durch das Ausſprechen gewiſſer heiligen und beſtim-
ten Worte, theils und vorzuͤglich durch die Gegenwart eines in rothen Flammen ſitzenden
Goͤtzens Fudo. Dieſe Probe wird aber nur insgeheim und meiſtens nur bey Bedienten,
nicht aber gerichtlich vorgenommen, wie bey den Siamern, den Brachmanen und andern
Heiden die Waſſerprobe uͤblich iſt, die auch wol unter uns Chriſten bey der Hexenbrennerey
gebraucht wird. Sie geſchieht entweder nur durch eine Art von Beſchwoͤrung, oder durch
die Feuerprobe, oder durch das Trinken von Khumano no Goo. Wenn das erſte, oder
das bloße Beſchwoͤren ſich kraftlos beweiſt; ſo verſucht man es mit der Feuerprobe. Man
macht nemlich ein Kohlfeuer in der Laͤnge einer Klafter, durch welches die beſchuldigte
Perſon dreimal durchgehn mus. Bleibt ſie alsdan ganz unbeſchaͤdigt, ſo wird ſie fuͤr un-
bezweifelt unſchuldig erkant.
Das Trinken von Khumano no goo iſt ein Beweis der Unſchuld und auch das
Mittel, das Bekaͤntnis von einem fuͤr ſchuldig ſchon Erkanten herauszubringen. Goo iſt ein
Papier, das mit verſchiednen Charaktern beſchrieben, mit einigen ſchwarzen Voͤgeln z. E.
Raben, beſezt, und mit den Petſchafts der Jammabos bekraͤftigt iſt. Der Aberglaube
macht von dieſem heiligen Papier mancherlei Gebrauch, unter andern pflegt man es an die
Hauspfoſten zu kleben, um boͤſe Geiſter abzuwehren. Dieſe Papiere werden von den
Jammabos aller Art verfertigt, aber die kraͤftigſten kommen aus Khumano, daher der
Name. Von dieſem Papier wird ein abgeriſſenes Stuͤk dem Beſchuldigten in Waſſer zu
trinken gegeben, welcher dann dadurch ſo grauſam gequaͤlt wird, daß er ſich nicht anders,
als durch ein aufrichtiges Bekaͤntnis, fals er ſchuldig iſt, helfen kan.
Die Jammabos koͤnnen noch viel mehr Dinge mit dieſem wunderbaren Papier machen.
Sie behandeln damit gluͤende Kohlen und Eiſen, ohne ſich die mindeſte Verletzung zu zu ziehn;
ſie loͤſchen das ſtaͤrkſte Feuer damit aus; ſie machen kalt Waſſer ſiedend, und ſiedendes kalt;
ſie wiſſen den Saͤbel eines tollen Menſchen in ſeiner Scheide ſo zu beveſtigen, daß er ihn
nicht heraus bringen kan; ſie pariren damit den ſtaͤrkſten Hieben aus, u. ſ. w. Alles dieſes
machen ſie entweder durch Verblendung ihrer Zuſchauer, oder es ſind wirkliche Geheimniſſe
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