Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Vorrede des Verfassers. gewohnt war keine große Wechsel aus meinem Vaterlande zu ziehn, sondern siemeistens in meinem eignen Schubsack suchen muste; so muste ich mich auch jezt nur zu diesem wenden und fand dann auch reichlich dasjenige darin,*) womit ich mich bey fremden Nationen unterhalten, und jezt auch der berühmten Niederlän- dischen Geselschaft,**) wiewohl unter einem schlechten Charakter,+) dienen konte. Dieser japhetische Spros (die Holländer) genießt vor allen andern eu- ropäischen Nationen vorzüglich den Segen Abrahams,++) daß er in den Hüt- ten Sems wohnt und sich der Knechtschaft Chams bedient. Jn der That hat diese Nation durch Gottes Schickung und ihre kluge Auch ich habe durch die preiswürdige Leutseligkeit und Erlaubnis dieser Hyper- *) Kämpfer versteht hierunter die mediei- nische und chirurgische Praxis. **) Der ostindischen Compagnie. +) Als Schifschirurgus. ++) K. verirt sich ein wenig. Er wil sa-
gen: Noahs, der indes wohl wenig an die [Spaltenumbruch] Holländer denken mochte, als er Japhet mit den Hütten seines einen Bruders und mit der Sklaverey des andern besegnete. Doch passen die Besitzungen der holländischen Compagnie in Asien und ihre Negersklaven hier ganz artig. Vorrede des Verfaſſers. gewohnt war keine große Wechſel aus meinem Vaterlande zu ziehn, ſondern ſiemeiſtens in meinem eignen Schubſack ſuchen muſte; ſo muſte ich mich auch jezt nur zu dieſem wenden und fand dann auch reichlich dasjenige darin,*) womit ich mich bey fremden Nationen unterhalten, und jezt auch der beruͤhmten Niederlaͤn- diſchen Geſelſchaft,**) wiewohl unter einem ſchlechten Charakter,†) dienen konte. Dieſer japhetiſche Spros (die Hollaͤnder) genießt vor allen andern eu- ropaͤiſchen Nationen vorzuͤglich den Segen Abrahams,††) daß er in den Huͤt- ten Sems wohnt und ſich der Knechtſchaft Chams bedient. Jn der That hat dieſe Nation durch Gottes Schickung und ihre kluge Auch ich habe durch die preiswuͤrdige Leutſeligkeit und Erlaubnis dieſer Hyper- *) Kaͤmpfer verſteht hierunter die mediei- niſche und chirurgiſche Praxis. **) Der oſtindiſchen Compagnie. †) Als Schifschirurgus. ††) K. verirt ſich ein wenig. Er wil ſa-
gen: Noahs, der indes wohl wenig an die [Spaltenumbruch] Hollaͤnder denken mochte, als er Japhet mit den Huͤtten ſeines einen Bruders und mit der Sklaverey des andern beſegnete. Doch paſſen die Beſitzungen der hollaͤndiſchen Compagnie in Aſien und ihre Negerſklaven hier ganz artig. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="LXIV"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorrede des Verfaſſers</hi>.</hi></fw><lb/> gewohnt war keine große Wechſel aus meinem Vaterlande zu ziehn, ſondern ſie<lb/> meiſtens in meinem eignen Schubſack ſuchen muſte; ſo muſte ich mich auch jezt nur<lb/> zu dieſem wenden und fand dann auch reichlich dasjenige darin,<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">Kaͤmpfer</hi> verſteht hierunter die mediei-<lb/> niſche und chirurgiſche Praxis.</note> womit ich<lb/> mich bey fremden Nationen unterhalten, und jezt auch der beruͤhmten Niederlaͤn-<lb/> diſchen Geſelſchaft,<note place="foot" n="**)">Der <hi rendition="#fr">oſtindiſchen Compagnie.</hi></note> wiewohl unter einem ſchlechten Charakter,<note place="foot" n="†)">Als Schifschirurgus.</note> dienen<lb/> konte. Dieſer <hi rendition="#fr">japhetiſche Spros</hi> (die Hollaͤnder) genießt vor allen andern eu-<lb/> ropaͤiſchen Nationen vorzuͤglich den Segen <hi rendition="#fr">Abrahams,</hi><note place="foot" n="††)">K. verirt ſich ein wenig. Er wil ſa-<lb/> gen: <hi rendition="#fr">Noahs,</hi> der indes wohl wenig an die<lb/><cb/> <hi rendition="#fr">Hollaͤnder</hi> denken mochte, als er <hi rendition="#fr">Japhet</hi> mit<lb/> den Huͤtten ſeines einen Bruders und mit der<lb/> Sklaverey des andern beſegnete. Doch paſſen<lb/> die Beſitzungen der hollaͤndiſchen Compagnie<lb/> in Aſien und ihre Negerſklaven hier ganz<lb/> artig.</note> daß er in den Huͤt-<lb/> ten <hi rendition="#fr">Sems</hi> wohnt und ſich der Knechtſchaft <hi rendition="#fr">Chams</hi> bedient.</p><lb/> <p>Jn der That hat dieſe Nation durch Gottes Schickung und ihre kluge<lb/> und gluͤkliche Einrichtung jezt ihren Arm durch ganz <hi rendition="#fr">Aſien</hi> bis an ſeine aͤußerſten<lb/> oͤſtlichen Graͤnzen ausgeſtrekt. Sie hat auch beſonders das Gluͤk, immer viele vor-<lb/> trefliche Maͤnner in Dienſten zu haben, durch die ſie ihre Beſitzungen und Anſtal-<lb/> ten in gutem Stande erhaͤlt.</p><lb/> <p>Auch ich habe durch die preiswuͤrdige Leutſeligkeit und Erlaubnis dieſer<lb/> Compagnie mehrmalen meine Abſicht, fremde Laͤnder zu ſehn, erreicht, und bin<lb/> dann auch endlich an dem <hi rendition="#fr">Hof</hi> des aͤußerſten <hi rendition="#fr">japaniſchen Reichs.</hi> Den heuti-<lb/> gen Zuſtand deſſelben zu beſchreiben, und dieſes Werk vor meiner Reiſebeſchrei-<lb/> bung und andern Schriften zuerſt herauszugeben, habe ich neulich in meinen<lb/><hi rendition="#aq">Amoenitatibus exoticis</hi> verſprochen. Dieſes geſchieht dann hiemit, und ich kann<lb/> verſichern, daß ſowohl die Beſchreibungen und Nachrichten, als auch die beige-<lb/> fuͤgten Figuren, voͤllig der Wahrheit gemaͤs und ohne alle Uebertreibung oder<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hyper-</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [LXIV/0068]
Vorrede des Verfaſſers.
gewohnt war keine große Wechſel aus meinem Vaterlande zu ziehn, ſondern ſie
meiſtens in meinem eignen Schubſack ſuchen muſte; ſo muſte ich mich auch jezt nur
zu dieſem wenden und fand dann auch reichlich dasjenige darin, *) womit ich
mich bey fremden Nationen unterhalten, und jezt auch der beruͤhmten Niederlaͤn-
diſchen Geſelſchaft, **) wiewohl unter einem ſchlechten Charakter, †) dienen
konte. Dieſer japhetiſche Spros (die Hollaͤnder) genießt vor allen andern eu-
ropaͤiſchen Nationen vorzuͤglich den Segen Abrahams, ††) daß er in den Huͤt-
ten Sems wohnt und ſich der Knechtſchaft Chams bedient.
Jn der That hat dieſe Nation durch Gottes Schickung und ihre kluge
und gluͤkliche Einrichtung jezt ihren Arm durch ganz Aſien bis an ſeine aͤußerſten
oͤſtlichen Graͤnzen ausgeſtrekt. Sie hat auch beſonders das Gluͤk, immer viele vor-
trefliche Maͤnner in Dienſten zu haben, durch die ſie ihre Beſitzungen und Anſtal-
ten in gutem Stande erhaͤlt.
Auch ich habe durch die preiswuͤrdige Leutſeligkeit und Erlaubnis dieſer
Compagnie mehrmalen meine Abſicht, fremde Laͤnder zu ſehn, erreicht, und bin
dann auch endlich an dem Hof des aͤußerſten japaniſchen Reichs. Den heuti-
gen Zuſtand deſſelben zu beſchreiben, und dieſes Werk vor meiner Reiſebeſchrei-
bung und andern Schriften zuerſt herauszugeben, habe ich neulich in meinen
Amoenitatibus exoticis verſprochen. Dieſes geſchieht dann hiemit, und ich kann
verſichern, daß ſowohl die Beſchreibungen und Nachrichten, als auch die beige-
fuͤgten Figuren, voͤllig der Wahrheit gemaͤs und ohne alle Uebertreibung oder
Hyper-
*) Kaͤmpfer verſteht hierunter die mediei-
niſche und chirurgiſche Praxis.
**) Der oſtindiſchen Compagnie.
†) Als Schifschirurgus.
††) K. verirt ſich ein wenig. Er wil ſa-
gen: Noahs, der indes wohl wenig an die
Hollaͤnder denken mochte, als er Japhet mit
den Huͤtten ſeines einen Bruders und mit der
Sklaverey des andern beſegnete. Doch paſſen
die Beſitzungen der hollaͤndiſchen Compagnie
in Aſien und ihre Negerſklaven hier ganz
artig.
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